Offenbarungen an Barbara Weigand Band 1
Barbara Weigand 1845-1943 Band 1
Ostern 1894 –
Februar 1897
Nr. 1-152 Gemäß den
Dekreten von Papst Urban VIII. und der Heiligen Ritenkongregation wird erklärt,
daß diesen veröffentlichten Darlegungen keine andere als die zuverlässig
bezeugte menschliche Glaubwürdigkeit beizumessen ist und nicht beabsichtigt
ist, in irgendeiner Weise dem Urteil der Heiligen katholischen und apostolischen
Kirche vorzugreifen. Das Dekret der
Glaubenskongregation (A.A.S.N. 58-18 vom 29. Dezember 1966), daß die Canones
1399 und 2318 aufhebt, wurde von Papst Paul VI. am 14. Oktober 1966 gebilligt
und auf seine Anordnung veröffentlicht. Auf Grund dieses Dekretes ist es nicht
verboten, ohne Imprimatur Schriften über Erscheinungen, Offenbarungen,
Visionen, Prophezeiungen oder Wunder zu verbreiten.
Alle Bände
dieses Werkes dürfen nur unentgeltlich 1. Auflage 2001 Zugleich 2.
Auflage der „Privatoffenbarungen der Barbara Weigand“ Band 1, der neu
gestaltet in die vorliegende Gesamtausgabe übernommen wurde. Copyright © Herausgeber
und Schriftleitung, Bestellung: Bildnachweis:
Inhaltsverzeichnis
Begleitwort des
Weihbischofs Einen
bemerkenswerten großen Umfang hat die Ausgabe der „Schippacher Schriften“
angenommen. Was die einfache Frau Barbara Weigand in ihren Privatoffenbarungen
erfahren und niedergeschrieben hat, ist erstaunlich. Ihre Niederschriften
zeigen, wie hörbereit sie war und wie wach sie die Vorgänge in Kirche und
Gesellschaft verfolgt hat. Ihre Aussagen haben zuweilen eine ungemein
prophetische Kraft und zeugen davon, daß sie mit den Augen des Glaubens die
geistigen Verwerfungen ihrer Zeit erkannte. Sie beließ es aber nicht bloß bei
den scharfsichtigen Beobachtungen des Zeitgeschehens und des Zeitgeistes. Sie
eröffnete durch ihre Liebe zum lebendigen Christus in der Eucharistie auch den
Zugang zu den heilenden und rettenden Kräften ihrer und unserer Zeit. Ihre
liebende Verehrung des Herrn im Altarsakrament kann auch uns zeigen, wo wir mit
unseren Sorgen um den Glauben und um die Neuevangelisierung Europas uns
hinwenden müssen: „Herr, du hast Worte ewigen Lebens!“ Manches in den
Schriften wie auch im Leben von Barbara Weigand ist nur aus dem Kontext der Zeit
zu verstehen. Daran sollen wir nicht Anstoß nehmen. Man muß dieser Frau
bestätigen, daß sie leidenschaftlich für die Sache Gottes eintrat und in
Christus ihren Orientierungspunkt hatte. Solchen
Menschen im Gedächtnis der Kirche einen würdigen Platz zu geben, ist Auftrag
auch für unser Bistum. Daher danken wir den Herausgebern für die große Mühe,
mit der sie die „Schippacher Schriften“ herausgegeben haben. Mögen viele
mit dieser Veröffentlichung Zugang zu dieser außergewöhnlichen Frau bekommen!
Mögen viele durch ihre Liebe zum heiligen Meßopfer auch selber zu dieser
einzigartigen Quelle des christlichen Lebens geführt werden. Im September
2001 Helmut Bauer Weihbischof
Einführung In seinem
Abschlußdokument zum Heiligen Jahr 2000 „Novo Millennio ineunte“ in Nr. 32
ff. hat der Heilige Vater Papst Johannes Paul II. dem Bedürfnis nach Gebet und
Spiritualität sein besonderes Augenmerk gewidmet. „Ist es nicht vielleicht
ein ‚Zeichen der Zeit’, daß man heute in der Welt trotz der weitreichenden
Säkularisierungsprozesse ein verbreitetes Bedürfnis nach Spiritualität
verzeichnet, das größtenteils eben in einem erneuten Gebetsbedürfnis zum
Ausdruck kommt? Da uns die Gnade gegeben ist, an Christus zu glauben, den
Offenbarer des Vaters und Retter der Welt, haben wir die Pflicht zu zeigen, in
welche Tiefe die Beziehung zu ihm zu führen vermag, zu unsagbarer Freude, die
von Mystikern als ‚bräutliche Vereinigung’ erlebt wurde und als
Leidenschaft der Gefühle, bis hin zu einer richtigen ‚Liebschaft des Herzens’.“ Das Leben und
Wirken der Barbara Weigand von Schippach, das von tiefen mystischen Erfahrungen
erfüllt war, gibt Zeugnis von einer schlichten Gottsucherin. Ihr schriftlicher
Nachlaß, der in interessierten Kreisen unter dem Titel „Schippacher Schriften“
schon früher einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangte, ist eine Fundgrube für
jeden, der nach spirituellen Werten tief christlicher Prägung sucht. Das hohe
geistliche Niveau dieser Schriften läßt sich nicht auf eine „rein
natürliche Begabung“ der „Seherin von Schippach“, wie sie einmal in einem
Buchtitel bezeichnet wurde, zurückführen. Schließlich war sie nur ein
einfaches Landmädchen aus dem armen Spessartdorf Schippach. Das Geheimnis
ihres Lebens ist in ihrem brennenden Verlangen nach dem häufigeren Empfang des
Leibes Christi in der heiligen Messe begründet. Ihr halbes Leben lang rang sie
um dieses Gnadenprivileg, bis es endlich im Jahr 1905 durch die Kommuniondekrete
vom heiligen Papst Pius X. allen Gläubigen gewährt wurde. Geheimnisvoll zog
Jesus Barbara Weigand in seine vertrauensvolle und zugleich unbegreifliche
Nähe, als Er beim Beten des Kreuzweges in der Mainzer Kapuzinerkirche, wie
sie selbst berichtet, plötzlich vor sie hintrat und sie nach ihrer
Leidensbereitschaft fragte: „Meine Tochter, bist du bereit, mit mir zu leiden?“
Erst nach einem dreitägigen Ringen mit sich selbst, gab sie, nicht leichten
Herzens, ihr Jawort zu einem Leben, das von vielen meist leidgeprägten,
mystischen Erlebnissen bestimmt war. Ihre vielen
visionären Begegnungen mit ihrem Herrn und Heiland Jesus Christus, ihrem „Seelenbräutigam“,
seiner Mutter Maria und vielen Heiligen, vollzogen sich meist in Form von
sogenannten „Laut-Ekstasen“, die für die Umstehenden hörbar wurden und
mitgeschrieben werden konnten. In Mainz, wo sie in den Jahren von 1885–1915
lebte und in der Gastwirtschaft ihres Bruders als Küchengehilfin diente,
ereigneten sich die meisten ihrer mystischen Eingebungen, die heute auf Grund
ihrer besonderen Aktualität mehr und mehr den Stempel des Übernatürlichen und
Glaubwürdigen erkennen lassen. Hier wird man an das augustinische Wort „Ereignis
und Prophetie zugleich“ erinnert. Da ihre mystischen Erlebnisse meist mit
inneren und äußerlich sichtbaren „Leidensstürmen“ verbunden waren, kann
die Weigandsche Mystik sicherlich als „Leidensmystik“ bezeichnet werden. Die Mystik, die
„Krone aller theologischen Disziplinen“, erfordert Einfühlungsvermögen.
Dies gilt auch für die hier vorliegenden Aussagen, zumal sich manche
Textpassagen der Weigandschen Mystik nicht leicht und gänzlich erschließen
lassen. Das Entstehen und Niederschreiben der „Schippacher Schriften“ zog
sich über mehrere Jahrzehnte hin und war manchen Eingriffen und
Einschränkungen durch die Mainzer Bischöfe Haffner (†1899), Brück (†1903)
und Kirstein (†1921) unterworfen. Eine gewisse Erschwernis beim Lesen dieser
Schriften ergibt sich aus einem Verbot durch Bischof Haffner, der das
Mitschreiben von Namen solcher Personen untersagte, die sich rat- und
hilfesuchend an Barbara Weigand wandten, eine Schutzmaßnahme, die mittlerweile
gegenstandslos geworden ist. Anstelle der einzelnen Namen, die heute nur noch
teilweise zu identifizieren sind, wurde jeweils ein „N.“ gesetzt. Personen,
die im ständigen Kontakt mit Barbara Weigand standen, werden meist unter ihrem
eigenen Namen aufgeführt. Einen breiten Raum in ihren Aufzeichnungen nehmen
ihre zahlreichen Begegnungen mit Verstorbenen ein, die teils der triumphierenden
Kirche des Himmels, teils der leidenden Kirche, dem „Fegefeuer“,
angehörten. Die beiden Jungfrauen Lieschen
Feile und Luise Hannappel waren mit Barbara Weigand eng befreundet. Sie wurden
mit ihrem Vornamen genannt. Luise Hannappel hat den Großteil der sog. „Laut-Ekstasen“
mitstenografiert. Die Beichtväter Pater Alfons OFM Cap. und
Pater Bonifaz OFMCap. sowie die Seelenführer Pater Ludwig Hannappel OFMCap. und
Pater Felix Lieber OFM., denen sich Barbara Weigand während ihres Mainzer
Aufenthaltes anvertraute, wurden hingegen überwiegend – wie alle andere
Personen – mit N. aufgeführt, manchmal aber auch namentlich genannt.
Auch andere Beteiligte wurden gelegentlich mit ihrem vollen Namen angegeben.
Orte wurden mit ihrem Anfangsbuchstaben abgekürzt. Von 1894 bis
1903 geschahen 297 Visionen, die sich in „Laut- Ekstasen“ vollzogen. In der
späteren Zeit (bis weit in die zwanziger Jahre) waren ihre Eingebungen oft ohne
innere Schauungen. Die Mystikerin selbst sagt von ihrem Zustand, daß „alles
jetzt wie geistig ist und das Gefühl ganz zurücktritt“; sie kann es aber
nicht näher beschreiben. Diese späteren Eingebungen, die am ehesten als „Auditionen“
zu bezeichnen sind, wurden ebenfalls, oft aus ihrem Gedächtnis heraus, mit
einer eigenen Numerierung (Audition 1–346) niedergeschrieben. Es ist
auffällig, daß nicht wenig unvollendete Sätze (sog. Anakoluthe) vorkommen,
wie sie auch für die biblischen „Gelegenheitsschriften“ charakteristisch
sind. Da innerhalb der beiden Zählreihen Mehrfachzählungen unter einer
Hauptnummer vorkommen, wurden die Offenbarungen in der vorliegenden
Gesamtausgabe vom ersten bis zum siebten Band aufsteigend neu durchnumeriert.
Wer zu kirchlichen oder wissenschaftlichen Zwecken auf die Urschriften
zurückgreifen möchte, findet durch die Tagesangabe der Vision oder Audition
eine stets eindeutige Identifizierung der einzelnen Offenbarung. Einmal hörte
die schon hochbetagte Barbara Weigand den Herrn sagen: „Die Schriften sind
nicht für deine Zeit bestimmt, sondern für eine spätere.“ Diese Aussage
macht manches heute verständlicher, was damals noch rätselhaft und dunkel
erscheinen mußte. Sollten die „Schippacher Schriften“, die nun erstmals
komplett und unverändert im Druck in sieben Bänden vorgelegt werden,
tatsächlich für unsere Zeit bestimmt sein, worauf manches hinweist, verdienen
sie große Beachtung. Dann wird sich auch ein Wort des Herrn aus dem Munde
Barbaras, die er öfter als „Mein Sprachrohr“ bezeichnete, bewahrheiten: „Die
Anziehungskraft meiner Worte und die darin liegende göttliche Kraft erweicht
die Herzen“, und zu den Schriften selbst sagt er: „Der Geist ist von Mir,
die Form von dir!“ Nachdem ihre
Sendung als Mahnerin und Wegbereiterin für die Rückkehr zur urchristlichen
Praxis des regelmäßigen, öfteren Kommunionempfangs erfüllt war, wurde sie
vom Herrn mit dem Bau einer Sakramentskirche in ihrer Heimatgemeinde Schippach
als Denkmal des Dankes für die Gewährung der sogenannten „Oftkommuniondekrete“
vom heiligen Papst Pius X. und mit der Gründung des „Eucharistischen
Liebesbunds des göttlichen Herzens Jesu“ beauftragt. Dieser verbreitete sich
rasch und erhielt in acht Diözesen das kirchliche Imprimatur. Die „Barbara-Weigand-Gesellschaft
e.V.“ hat in ihrem Archiv eine Fülle von Briefen, Zeitungsartikeln und andere
schriftliche Unterlagen aus dem langen Leben der „Seherin von Schippach“
zusammengetragen und nach zeitgeschichtlichen wie auch besonderen
Dokumentationskriterien archiviert. Das Hauptverdienst für die Aufbewahrung und
den Erhalt der „Schippacher Schriften“ gebührt dem ehemaligen
Heimatseelsorger von Barbara Weigand, DDr. Wilhelm Büttner, der das Leben und
Wirken seines Pfarrkindes Barbara Weigand in Büchern und Broschüren
gewürdigt und verteidigt hat. Er selbst hat seine ganze priesterliche
Autorität in den Dienst der im Ruf großer Frömmigkeit stehenden Barbara
Weigand gestellt und dafür viele persönliche Opfer gebracht und die „Schippacher
Sache“ ganz zu seiner eigenen gemacht. Von ihm stammt auch ihre von der
Barbara-Weigand-Gesellschaft e.V. veröffentlichte Lebensbeschreibung „Im
Dienste des Eucharistischen Königs“. Papst Johannes
Paul II. schreibt in seinem Grußwort zur ‚Salzburger Hochschulwoche’ 1993:
„...es ist notwendig, im kirchlichen und religiösen Leben ein neues
Verständnis im Sinne der klassischen Mystik zu entdecken.“ Später beklagte
er einmal, daß es „heute einen echten Mangel an Mystik in der Kirche gibt“.
Im eingangs erwähnten päpstlichen Lehrschreiben „Novo Millennio ineunte“
(Nr. 33) spricht er voll Hochachtung vom gnadenhaften Weg der Mystiker, die in
unsagbarer Freude zur „bräutlichen Vereinigung“ zugelassen wurden. Von daher
bieten sich uns die „Schippacher Schriften“ als ein echtes Geschenk an für
die Erneuerung der eucharistischen Frömmigkeit in der Kirche. Lesen wir darin
nach der Weisung des heiligen Apostels Paulus: „Prüfet alles, was gut ist
behaltet!“ (1 Thess 5, 21). Eine letzte Beurteilung über die Echtheit der
mystischen Aussagen ist freilich dem kirchlichen Lehramt vorbehalten. Nicht zu
übersehen ist auch der prophetische Charakter dieser Aussagen, welche die Übel
und Mißstände, auch in der Kirche, anprangern und beim Namen nennen. Daß Gott
durch Visionen und Privatoffenbarungen so vertraut zu seinen treuesten Freunden
spricht und ihnen seine Geheimnisse offenbart, ist weder neu noch ungewöhnlich.
Ja, beinahe alle Heiligen, insbesondere die Ordensgründer, sind mit göttlichen
Visionen und Offenbarungen ausgezeichnet gewesen, wie wir z. B. in den
Lebensbeschreibungen eines heiligen Benedikt, eines heiligen Bernhard, eines
heiligen Dominikus, eines heiligen Franziskus und anderer lesen; in diversen
Büchern werden unzählige Visionen, Offenbarungen und andere göttliche
Gunstbezeigungen berichtet, welche der Herr entweder den Stiftern selbst oder
einigen ihrer Schüler erwiesen hat. Es ist darum nicht zu bezweifeln, daß Gott
vertraulich mit seinen Freunden spricht und besonders jene mit Gnaden beschenkt,
die Er zu großen Werken auserwählt hat. Ja, wunderbar ist Gott in seinen
Heiligen. Barbara hört
den Heiland am Vigiltag von Christi Himmelfahrt 1898 sagen: „Siehe,
alles, was Ich in dir wirke, hat nur einen Zweck, und der ist, daß Ich das
Leben Meiner Kirche wieder erneuern will. Da so viele abgewichen sind und Mich
hinausgeworfen haben aus ihrem Herzen, tut es sehr not, einen lebendigen Glauben
zu haben, und diesen Glauben durch gute Werke zu betätigen. Wie geht dies aber
anders als nur dann, wenn der Christ sich wieder eng anschließt an das Leben
Meiner Kirche, d. h. an Mich selbst, der Ich unter euch wohne im Allerheiligsten
Sakrament.“ Ebenso am Feste
Pauli Bekehrung 1900: „Es gibt doch noch viele gute Christen, die sich zur
Aufgabe gesetzt haben, das Reich Jesu Christi wieder herzustellen, all ihr Sein
und Leben einzusetzen, um die Christen wieder zurückzuführen zum guten alten
Glauben, indem sie überall das eucharistische Leben anfachen. Durch den
öfteren Empfang der heiligen Kommunion wird neues Leben in die Christenheit
eingegossen werden. Ein neues Leben wird wieder beginnen. Die ganze Welt muß
erneuert werden dadurch, daß zuerst die Kirche erneuert wird, aber das kann nur
geschehen auf dem Wege, den Ich, Jesus, selbst gegangen bin.“ Am
Gründonnerstag 1898 mahnt der Heiland: „Schließt euch an die Kirche an, und
nicht um ein Haarbreit weichet von ihr ab.“ Ebenso am
Fronleichnamsfeste 1897: „Niemals kann eine Seele, die sich lostrennt von der
Kirche, die nicht unter der Leitung des Priesters wandelt, den rechten Weg
wandeln. Sie wandelt den Weg der Eigenliebe und des Hochmutes.“ Oder die Mutter
Gottes am 2. Freitag im Oktober 1897: „Der Gehorsam geht über alles bei einer
Seele, die mit meinem Sohn verbunden ist. Diese ist dem Gehorsam unterworfen und
soll nur gehorsam sein ihren sichtbaren Vorgesetzten. Dies ist das sicherste
Zeichen, daß sie nicht irregeht.“ Das ganze
Schrifttum der Barbara Weigand hat zum Ziel: Die Verehrung und Verherrlichung
des Herrn in der heiligen Eucharistie und die Annahme seines Kreuzes, wozu er
uns immer wieder einlädt. Gewiß hat das Gebet und das Leiden der Barbara
Weigand viel dazu beigetragen, daß Papst Pius X. das berühmte Kommuniondekret
erließ, das die Frühkommunion empfiehlt und den häufigen Kommunionempfang,
zum größten Erstaunen vieler damaliger kirchlicher Behörden. Als Zeichen der
Dankbarkeit für dieses große kirchengeschichtliche Ereignis soll nach dem
Willen Gottes eine vom Herrn selbst gewünschte Eucharistische Kirche in
Schippach gebaut werden: Es zeichnet sich ab, daß das kommende Zeitalter ein
eucharistisches sein wird, das mit dem Triumph des Unbefleckten Herzens Mariens
beginnen wird. Der Eucharistische Liebesbund soll einen Damm bilden gegen die
anschwellende Verunehrung des Allerheiligsten Altarsakramentes. So sagte der
Herr zu Barbara Weigand: „Einen Damm will ich bilden. Dieser Damm soll
entstehen aus allen Klassen von Menschen, vom Papst angefangen bis herunter zum
Hausknecht, bis zur letzten Dienstmagd, von der Ordensfrau bis zur armen Ehefrau
im ärmsten Dachstübchen. Diese sollen vereint beten, den Himmel bestürmen um
das Wohl der Völker, damit meine Kirche wieder aufblühe, wieder auf den
Leuchter gestellt werde, von wo aus alle Völker der Erde sie sehen können.“ Um diesen
Liebesbund ins Leben zu rufen, wurden Statuten erstellt, die im Jahr 1914 die
kirchliche Anerkennung erhielten. Es sollen daraufhin bis zu 60.000 Mitglieder
beigetreten sein. Die Aufnahme
geschieht durch die einmalige und innige Bitte nach der heiligen Kommunion an
Jesus, er möge sich würdigen, daß man in diesen Liebesbund aufgenommen werde.
Dabei kann man sich eines in den Statuten aufgezeichneten Weihegebetes bedienen.
Das Aufopferungsgebet am Morgen richtet sich an Jesus, als den Bräutigam der
Seele, mit der Bereitschaft, alle Leiden und Widerwärtigkeiten anzunehmen,
auf daß bald eine Herde und ein Hirte werde. Das Aufopferungsgebet am Abend
richtet sich zunächst an den heiligen Schutzengel und dann an die Mutter
Gottes, daß sie alles, was mangelt, ersetzen und es in dem Kostbaren Blut Jesu
reinigen und vervollkommnen möge, mit einem besonderen Gedenken an den Heiligen
Vater, und um die Bekehrung der Sünder zu erlangen. Die „Barbara-Weigand-Gesellschaft
e.V.“, Elsenfeld-Schippach, hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Andenken an
diese Frau zu bewahren und die „Schippacher Schriften“ der Barbara Weigand
zu erhalten und bekannt zu machen. Ermutigt durch die Weisung von Papst Paul
VI., der während des II. Vatikanischen Konzils das Recht der Gläubigen, ihre
geistlichen Erfahrungen und Erkenntnisse zu veröffentlichen, bestätigt hat,
soll nun allen Interessierten dieser „geistliche Schatz“, der lange
unbeachtet blieb, geringgeschätzt wurde und fast vergessen war, zugänglich
gemacht werden. In seinem
Vortrag anläßlich der Feierstunde des Theresienwerkes in Luzern am 24.
September 1983 kommt der Bamberger Erzbischof Dr. Karl Braun zu einer für die
Wege der Mystik keineswegs überraschenden Schlußfolgerung, nämlich, –
daß „der Weg der Liebe, den uns Christus zutraut, kein bequemer Spaziergang
ist. Nicht immer gelingt uns auf Erden dieses Lieben, da die Schwierigkeiten uns
oft den Mut nehmen. Im Himmel jedoch, wo wir das ganze Leben überschauen,
werden wir entdecken, daß wir manchem schwierigen Menschen dafür zu danken
haben, daß er uns ,Schleifstein zur Vollendung’ war“ (aus „Ich habe
meinen Platz in der Kirche gefunden“ – Begegnung mit Therese von Lisieux –
Johannes-Verlag, Leutesdorf 2. Auflage 1987). Für die Schippacher Mystikerin
Barbara Weigand war ihr Lebensweg keineswegs ein leichter Weg, aber erfüllt von
der Liebe zu ihrem Herrn und Meister. Beten wir nun
voller Hoffnung, daß die Schriften der Barbara Weigand zur Vertiefung und
weiteren Verbreitung des göttlichen Willens beitragen und die Verehrung der
heiligen Eucharistie und eucharistischen Anbetung in allen katholischen Kirchen,
insbesondere in der Friedens- und Wallfahrtskirche in ihrem Heimatort Schippach,
gepflegt werde. Barbara-Weigand-Gesellschaft
e.V. Elsenfeld-Schippach Der Vorstand
Entstehungsgeschichte
der Aufzeichnungen Von Msgr. DDr.
Wilhelm Büttner wissen wir erfreulicherweise recht genau, welchen Schicksalsweg
die „Schippacher Schriften“ genommen haben. Zum besseren Verständnis
derselben soll er hier nachgezeichnet werden. Mit den
folgenden Worten beginnt Barbara Weigand im Jahre 1894 ihre inneren Erlebnisse
aufzuzeichnen: „Nachdem ich arme und unwürdige Magd des Herrn vom Jahre 1886
bis 1894 in der Stadt Mainz unaussprechlich viele Gnaden vom Herrn empfangen
habe, will ich aus Dankbarkeit gegen Ihn wenigstens dieses Jahr 1894 anfangen,
einiges aufzuschreiben, daß ich die Danksagung nicht vergesse“. Von da an
schrieb sie bis herauf in ihr Greisenalter Notizen über ihr Leben und ihre
seelischen Zustände. Im Jahre 1895 hatte sich der Schippacher Jungfrau eine
sehr gebildete Mainzer Dame angeschlossen, Fräulein Luise Hannappel, welche nun
ihrerseits den Hauptteil der Aufzeichnungen machte, die unter dem Namen „Schippacher
Schriften“ bekannt geworden sind. Urschriften und
Abschriften Leider stehen
die meisten ihrer handgeschriebenen Zettel nur in Abschriften zur Verfügung, da
die Urschriften anläßlich der behördlichen Untersuchungen an die kirchlichen
Vorgesetzten eingeschickt oder von diesen eingefordert wurden und sich daher
unter den Ordinariatsakten von Mainz und Köln und beim Heiligen Offizium in Rom
befinden. Die Akten des Ordinariats Würzburg wurden am 16. März 1945 ein Raub
der Flammen. Die Abschriften
fertigten zumeist Luise Hannappel, also eine Augen- und Ohrenzeugin, Frau
Zulauf, Frl. Stahl und ein Herr Schweratt an; sie tragen die eigenhändige
Unterschrift von Barbara Weigand und sind damit den Urschriften gleichzustellen. Einen guten
Überblick über ihre Erlebnisse bis zum Jahr 1896 gibt das Heftchen „Leben“
(84 Seiten), das sie im Jahre 1896 auf Veranlassung ihres damaligen
Seelenführers Pater Ludwig O.Cap. anfertigte. Diese hier auf S. 38-76
übernommenen Aufzeichnungen sind in schlichter Form verfaßt, ohne streng
eingehaltene zeitliche Aufeinanderfolge. Inhaltlich bringen sie offen und
aufrichtig Gutes und weniger Gutes über die Schreiberin zum Ausdruck und sind
damit ein ehrliches Selbstzeugnis. Die Schreiberin schließt mit dem Bekenntnis:
„Dieses ist mein Leben und einige der Gnaden, die ich glaube, daß der liebe
Gott sie in mir gewirkt hat.“ Die
Gnadenerweise seit dem Jahre 1887 schrieb sie auf Befehl ihres Beichtvaters
Pater Alphons O.Cap. nieder, dem sie diese Aufzeichnungen regelmäßig zu
überbringen hatte. Darin erwähnt sie: „Als ich diesem von meinen
übernatürlichen Dingen gesagt hatte, wies er mich anfangs barsch ab. Später
aber befahl er mir, alles aufzuschreiben, und ihm zu bringen. Dies tat ich auch
mehrere Jahre hindurch, bis kurz vor dem Tode meines Bruders“ († 5. April
1892). An anderer Stelle bemerkt sie, daß sie drei Jahre lang dem Pater ihre
Aufzeichnungen gebracht habe. Wiederum
schreibt sie im Jahr 1893: „Sechs Jahre vorher hatte mir derselbe Beichtvater
befohlen unter Gehorsam, nichts zu verschweigen von meinen übernatürlichen
Gnaden, ihm stets alles aufrichtig zu sagen, und weil ich im Beichtstuhle nicht
alles sagen konnte, befahl er mir, es aufzuschreiben und ihm zu bringen, und
wenn es noch so schlecht geschrieben war, weil ich meistens bei der Nacht und im
kalten Zimmer schreiben mußte und mich deswegen entschuldigte, sagte er
jedesmal beruhigend: ,Kümmere dich nicht, ich kann es lesen.’“ Diese
Aufzeichnungen sind im Kapuzinerkloster zu Mainz nicht mehr vorhanden. Auch später,
als die Aufzeichnungen während der Ekstasen bereits von anderen Personen
vorgenommen wurden, kam es öfters vor, daß Barbara Weigand nach Rückkehr in
den natürlichen Zustand noch eigenhändig ihre Erinnerungen niederschrieb.
Ferner stammen von Barbara Weigand die meisten Aufzeichnungen nach 1900 und aus
jenen Zeiten, in denen der Freundin das Aufschreiben von der geistlichen
Behörde untersagt worden war. Nach 1910 finden sich nur noch gelegentlich
Einträge von ihr, ebenfalls aus dem Gedächtnis wiedergegeben. Über die Zeit
von 1907 bis 1909 gibt es eine aufschlußreiche Bemerkung in einem Brief Barbara
Weigands an den Generalvikar von Mainz vom 5. März 1909, worin sie schreibt: „Nach dem
Tode des P. Ludwig († 12. Juni 1907) richtete ich mich nach dem Willen meines
Beichtvaters, den ich aus wichtigen Gründen nicht angebe, so daß ich lange
Zeit nicht einmal Briefe beantwortete, bis er mir sagte: ,Ich erlaube Ihnen, nun
einen anderen Seelenführer zu wählen; denn die Freiheit des Geistes ist jedem
Christen gestattet.’ Darauf sah ich mich um nach jemand und erhielt die
Erlaubnis, die Gnaden aufzuschreiben; aber nur einmal dürften sie
aufgeschrieben und ihm zugeschickt werden. So wird es auch gehalten in letzter
Zeit.“ Noch in ihrem
höchsten Greisenalter schrieb sie innere Erleuchtungen auf und brachte sie
ihrem Beichtvater. Dazu glaubte sie sich durch die innere Stimme gedrängt, wie
sie z. B. im Jahr 1904 ihrem Beichtvater berichtet: „Am Anfang der Woche sagte
der Herr: ,Diese Woche schreibe auf, was Ich dir sage, und richte dich, es bis
Samstag deinem Beichtvater einzuhändigen.’“ Begonnen hatte
alles am Dreifaltigkeitssonntag 1880. Da hörte sie die Worte: „Siehe, alle
Fehler, die du begangen und beweinst, will Ich dir verzeihen, wenn du oft
kommunizierst!“ 1901 versichert
sie in einem Brief an das Ordinariat Mainz: „Alles, was ich schreibe, tue ich,
weil ich innerlich dazu aufgefordert werde.“ Aufzeichnungen
der Luise Hannappel Der weitaus
größte Teil der Aufzeichnungen stammt jedoch von Luise Hannappel, die bis zu
ihrem Tode am 15. Dezember 1923 in unverbrüchlicher Freundschaft zu Barbara
Weigand stand und Freud und Leid mit ihr teilte. Wie sie mit ihr bekannt wurde,
mag uns Luise Hannappel mit ihren eigenen Worten erzählen, wie sie in ihrem
Bericht an den Bischof von Würzburg niedergelegt sind: „Da noch
nicht lange meine Mutter gestorben war, ließ ich nicht nur viele heilige Messen
lesen, sondern bat auch meine Haushälterin, die mit vielen frommen Personen
bekannt war, mir einige ihrer Bekannten zuzuführen, um ihnen ein Melcherskreuz
zu geben mit der Bitte, für meine liebe Verstorbene einmal den Kreuzweg zu
beten. Auf diese Weise lernte ich Barbara Weigand kennen. Denn eines Tages kam
meine Haushälterin und sagte: ,Ich weiß aber noch eine gute Beterin, die ist
die frömmste in der ganzen Stadt!’ Sie führte mir dann gleich darauf, meinem
Wunsche entsprechend, Barbara zu. Doch blieb das bei einer kurzen
Gebetsempfehlung, die aber dann so oft wiederholt wurde, als ich Barbara bei
einem Kirchgang traf. Da es nun
vorkam, daß ich sie lange nicht mehr sah und ich, nach dem Grunde fragend,
hörte, daß sie krank sei, erkundigte ich mich nach ihrer Adresse, ging hin und
fand sie an einem Freitagmorgen acht Uhr zwischen vier Wänden in Ekstase mit
himmlischen Wesen laut redend. Meine Seele war davon derart erschüttert, daß
ich, noch ehe die Ekstatische zu sich kam, zu meinem und zugleich zu ihrem
Beichtvater (P. Alphons O.Cap.) lief, ihm davon Kenntnis zu geben. ,Wenn so etwas
sein kann’, sagte er, ,so kann das hier echt sein; denn ich beobachte die
Person schon seit acht Jahren und ich habe noch niemals jemand so andächtig den
Kreuzweg beten sehen wie diese.’“ Nachdem sie
dann auf den Rat des Paters hin noch die Meinung ihres Bruders, Pater Ludwig O.
Cap., eingeholt und über Barbara Weigand sorgfältige Erkundigungen eingezogen
hatte, worüber abermals „einige Monate“ vergingen, nahm sie zu Barbara
fortan eine positive Haltung ein. Auch glaubte sie sich schon damals von Jesus
zum Aufschreiben seiner Offenbarungen ermuntert, als Er durch Barbara Weigand zu
ihr sprach: „Meine Tochter! Willst du bei Tag und Nacht bereit sein, wann
immer Ich dich rufen werde, Meine Stimme zu hören und sie der Menschheit zu
übermitteln? Die Kraft dazu werde Ich dir geben.“ Das war im Frühjahr 1895,
wie wir von Pater Alphons wissen, dessen Beichtkind Barbara Weigand seit 1887
war. Auch andere Zeugnisse bestätigen dieses Datum. So gibt es ein von Luise
Hannappel im Jahr 1907 geschriebenes Blatt, in dem sie den Vorwurf abwehrt, sie
„mache“ die Sache. Darin redet sie von einem „Bekanntwerden Barbaras mit
mir 1895“, und wiederum: „Als Lieschen (gemeint ist die andere Freundin)
1894 vom Herrn herbeigeführt wurde, um Babett (Barbara Weigand) im Leiden
beizustehen, da blieb sie von da an Zeuge, also ein Jahr vor mir.“ Luise Hannappel
besaß nach ihrer eigenen Aussage eine besondere Gewandtheit im Schnellschreiben
und versuchte, mit dem Redestrom der Ekstatischen gleichen Schritt zu halten,
was ihr aber, wie sie später selbst gesteht, nicht immer gelang. So bemerkt sie
im Anhang zum „Leben“, sie habe anfangs nicht alles zu Papier bringen
können, sondern „fast die Hälfte ausgelassen“, bis sie sich nach und nach
hineingeschult habe. Am Schluß der kleinen Selbstbiographie nennt sie „Ende
1895“ als Beginn des regelmäßigen Mitschreibens. Somit sind alle
Aufzeichnungen der Jahre 1895–1897 auf diese noch unvollkommene Weise
entstanden. Anfang 1897 erlernte sie die Stenographie, wozu ihr Bischof Haffner
selbst ein Lehrbuch zur Verfügung stellte, so daß sie seit „Ende 1897 Wort
für Wort, wie es aus dem Munde von Barbara fließt, aufzeichnen kann, ohne
etwas zu verändern oder auszulassen, indem sie mit dem Diktat gleichen Schritt
hält.“ Einige
Einträge in den Schriften stammen von der Schwägerin Barbaras und ihren
Dienstmädchen, wie eine Bemerkung vom 31. März 1897 besagt: „Das Leiden
begann in der Nacht auf den Sonntag, Schlag Mitternacht. Es war niemand dabei
wie ihre Schwägerin, die nur wenig aufschreiben konnte, weil sie dem schnellen
Redefluß nicht folgen konnte, darum nur Bruchstücke“; ebenso vom 11. April
1897: „Diesmal machten sich Frau Weigand und die beiden Dienstmädchen daran
und schrieben um die Wette auf, und dieses stellte dann die Schreiberin zusammen
und Babett fügte dann noch, soviel sie behalten hatte, aus ihrem Gedächtnis
dazu, doch ist es bei weitem nicht vollständig.“ Auch ist
vermerkt, daß „die Schwägerin dem schnellen Redefluß nicht folgen und
deshalb nur weniges aufschreiben kann.“ Von einem authentischen Text kann man
deshalb hier nur sehr bedingt sprechen. Kirchliche
Hindernisse Im Jahr 1896,
„gleich nachdem einige Bücher der Mitteilungen voll waren“, brachte Luise
Hannappel diese Schriften ihrem Beichtvater Pater Bonifaz O. Cap. mit der Bitte,
sie dem Bischof vorzulegen, was der Pater jedoch ablehnte. Infolgedessen glaubte
Hannappel, „wegen der freundschaftlichen Beziehungen“, diesen Schritt selber
tun zu dürfen. Aber der Bischof untersagte ihr das weitere Aufschreiben. Als
Luise Hannappel später den Bischof um Aufhebung des Verbots bat, sagte er nach
ihrem Bericht: „Tun Sie von jetzt an, was Ihr Beichtvater sagt“, und sie
fügt hinzu: „Dieser erlaubte mir, wieder aufzuschreiben.“ „Unterdessen
teilte ich immer dem Bischof das Neueste mit und er empfing mich stets mit
Wohlwollen. Wir hielten dann eine Novene zur Unbefleckten Empfängnis, damit die
liebe Muttergottes bewirke, daß der Bischof sich klar ausspreche. Und siehe da,
als ich in dieser Novene wieder zu ihm kam, sagte der Bischof in ganz
feierlichem Ton: ,Von heute an erlaube ich Ihnen aufzuschreiben, und Frau
Zulauf darf Ihnen helfen abzuschreiben. An P. Ludwig können Sie es senden, nur
hier in der Stadt lassen Sie mir alles ruhig’.“ Das scheint
Ende August gewesen zu sein, denn es heißt in einem Eintrag vom 3. September
1896: „Von hier an wurde wieder aufgeschrieben.“ Luise Hannappel ergänzt
diese Bemerkung durch eine Notiz in ihrem „Lebenslauf“: „Seit der Zeit
brachte ich dem Bischof bis zu seinem Tod alle acht bis vierzehn Tage das
Neueste und nahm das Alte mit zurück, um es ihm dann später gebunden von neuem
zu überreichen.“ Als Luise
Hannappel am 27. Oktober 1899 wegen der Bußwallfahrten nach Gonsenheim (bei
Mainz) vor eine bischöfliche Kommission gerufen wurde und sich auf die obige
mündliche Erlaubnis des Bischofs berief, konnte sich der Bischof daran nicht
mehr erinnern. Schon fünf Tage später starb er. An der
tatsächlich erteilten Genehmigung zweifelte aber auch der
Kommissionsvorsitzende Domkapitular Dr. Brück nicht, wie seine Äußerung
ersehen läßt: „Der Bischof will nichts mehr von der Erlaubnis wissen; es
muß aber wohl so sein, sonst hätte er Ihnen die Bücher nicht abnehmen
dürfen, die er mir zur Prüfung übergab.“ Dagegen wurde 1898 ein abermaliges
Verbot von dem neuen Beichtvater ausgesprochen, das jedoch schon bald mit der
Versetzung des Paters erlosch. Das Schicksal
der Hefte war ein sehr bewegtes. Im Jahr 1900 mußten alle erreichbaren
Exemplare an Bischof Brück (Mainz) ausgeliefert werden. 1909 ging eine Ausgabe
an das Ordinariat in Köln, im Dezember 1915 wurden die Heften vom Ordinariat
Würzburg zur Berichterstattung an die Pästliche Nuntiatur eingefordert und am
5. Januar 1916 dem Ordinariat übergeben. Schon damals
scheinen so gut wie keine Hefte mehr im Umlauf gewesen zu sein; denn als der dem
Kirchenbau sehr abgeneigte Vorstand des Bezirksamtes Obernburg durch die Polizei
nach den Schriften fahnden ließ, konnte diese trotz eifriger Nachforschungen
kein Exemplar mehr auftreiben. Nur Barbara blieb im Besitz einer Ausgabe. Die
Schriften enthalten zugleich ihren Lebenslauf und den ihrer weitverzweigten
Verwandtschaft. Sie haben damit auch familiengeschichtlichen Wert. Authentizität
der Schriften Bilden die
Schriften die zuverlässige Wiedergabe dessen, was Barbara Weigand in ihren
Ekstasen tatsächlich gesprochen und in ihren Visionen geschaut hat? Oder haben
sie daran Änderungen vorgenommen, vielleicht Teile des Gesprochenen
unterschlagen oder Eigenes hinzugefügt? Soweit die
Aufzeichnungen von Barbara Weigand selbst stammen, wissen wir, daß sie erst
nach den Ekstasen entstanden sind. Trotz ihres sehr guten Gedächtnisses kann
man nicht davon ausgehen, daß sie alles wortwörtlich wiedergeben konnte, was
sie vorher gesehen, gesprochen oder gehört hatte. Sicher aber wird die
göttliche Gnade sie bei den Aufzeichnungen unterstützt haben. Auch wenn
während der Visionen noch regelmäßig andere Personen anwesend waren (Lieschen
Feile, Maria Weigand, Dienstmädchen und andere), stammen doch die weitaus
meisten Aufzeichnungen von Luise Hannappel. Sie war eine äußerst gewissenhafte
und auch gebildete Frau, der diese Aufgabe von der göttlichen Vorsehung
zugeteilt war. Wir können schwerlich unterstellen, daß sie das Gehörte
absichtlich anders aufgeschrieben hat, als es an ihre Ohren drang, oder daß sie
das ursprünglich Aufgeschriebene bei der Reinschrift entsprechend „zurechtfrisiert“
hätte. Gegenüber der
geistlichen Behörde in Mainz wie auch 1921 gegenüber dem Ordinariat Würzburg
erklärte sich Luise Hannappel bereit, einen Eid abzulegen: „1. daß sie die
schöne Form nicht hinzugetan, 2. überhaupt keine Form und nichts Wesentliches,
sondern daß die formvollendeten Vorträge ganz das Werk der Barbara Weigand
sind, 3. daß sie nichts nach eigenem Ermessen abgeändert, erweitert,
verschärft habe, 4. daß sie mit größter Gewissenhaftigkeit alles so
aufgeschrieben habe, wie das Diktat an ihr Ohr gedrungen sei.“ Wohl sei es
möglich, daß bei dem schnellen Diktat und wegen oftmaligen Straßenlärms hie
und da ein Wort, ja halbe und ganze Sätze ausblieben, was sonst jede
Zweideutigkeit ausgeschaltet hätte. „Durch einen Tadel des Herrn veranlaßt,
habe ich hie und da ein einziges Wort, das einen offenkundigen Fehler enthielt,
oder ein Bindewort wie ,und’, wo es fehlte, beigefügt oder ein unrichtig
placiertes Zeitwort an seine Stelle gesetzt.“ Wenn die Ekstase vorbei war,
habe sie mit den Hausgenossen, mit Frau Weigand und den drei Mädchen, mit
größter Ehrfurcht die Sache noch eimal durchgegangen, um zu prüfen, ob alles
genau mit dem Gesprochenen übereinstimme und ein oder das andere Wort, das sie
zusammen noch wußten, beigefügt. Seitdem sie geläufig habe stenographieren
können (Ende 1897), habe sie ohnehin alles wörtlich aufnehmen können. Die
Gewissenhaftigkeit der Luise Hannappel beim Aufzeichnen des Gehörten wird „an
Eidesstatt“ in einer feierlichen Erklärung auch von Maria Weigand bezeugt,
die den Ekstasen ihrer Tante regelmäßig beiwohnte, und auch von Pater Felix
Lieber O.F.M. bestätigt, der seit 1909 die Seelenleitung Barbara Weigands
innehatte. Pater Felix schrieb wörtlich: „Gleich zu
Anfang, als meine Wenigkeit 1909 die Seelenleitung der Barbara Weigand
übernahm, forderte ich von der Schreiberin, Fräulein Hannappel, Rechenschaft
über die Art und Weise, wie sie niederschrieb. Ich muß hiermit offiziell
bezeugen, daß sie das mit der größten Gewissenhaftigkeit und Genauigkeit tat,
ohne von dem ihrigen ein Wort beizufügen oder etwas eigenmächtig auszulegen
oder zu erklären. In zweifelhaften Fällen fragte sie (selbst in meiner
Gegenwart) die Barbara Weigand, wie sich der Herr oder die Mutter Gottes
ausgedrückt hatte; und was nicht mehr zu ermitteln war bei späteren
Mitteilungen, ließ sie es eben dabei, so daß ichsagen muß: Sie war beim
Niederschreiben der Mitteilungen durchaus gewissenhaft, ich möchte fast sagen
skrupulös, wie ich das bei verschiedenen Gelegenheiten in der Zeit meiner
Seelenleitung feststellen konnte.“ Es liegt also
kein Grund vor, die Ehrlichkeit der Schreiberin in Zweifel zu ziehen. Daß Luise
Hannappel gewissenhaft handelte, mag man auch daraus ersehen, daß sie
Aussprüche, die offenbar nicht übernatürlichen Ursprungs waren, nicht
unterschlagen hat, was ihr doch ein Leichtes gewesen wäre. Wo Luise Hannappel
stenographisch mitschrieb, dürfte somit der Text den Anspruch auf
größtmögliche Authentizität besitzen. Man darf
allerdings nicht übersehen, daß sie bis Ende 1897 nicht stenographierte,
sondern die Aufzeichnungen handschriftlich, teilweise auch nur bruchstückhaft
vornahm, oder gar nicht schreiben konnte oder daß an ihrer Stelle nur die
Schwägerin und die Dienstmädchen in ihrer unbeholfenen Art schrieben. In all
diesen Fällen kann man nicht von einer wortgetreuen Wiedergabe ausgehen. Selbst
Luise Hannappel gibt wiederholt ausdrücklich zu, wegen des starken Redestroms
Barbara Weigands nicht mitgekommen zu sein: „Am Feste Christi Himmelfahrt war
der Redefluß so gewaltig, daß nicht mitzukommen war und vieles verloren ging“
oder „Der Redefluß war heute so stark, daß die Schreiberin mehrmals einen
Satz fahren lassen mußte, um gleichen Schritt halten zu können.“ Auch von
Auslassungen redet sie ausdrücklich, daß sie „oft nicht zu schreiben
imstande war“ ob der großen Zärtlichkeit des höchsten Herrn oder „heute
hat Schreiberin sehr vieles ausgelassen, so daß sogar der Zusammenhang fehlt.“ Dennoch muß
man das allermeiste in den Schippacher Schriften als getreue Wiedergabe des
während der Ekstase Gesprochenen anerkennen. Entsprechend hat sich Barbara
Weigand auch zeitlebens zu ihren Schriften bekannt. Betrachten wir
andere Offenbarungen, so können wir denen an Barbara Weigand sogar eine
besondere Verläßlichkeit zubilligen, weil die göttliche Vorsehung bei ihr den
Weg der Laut-Ekstase wählte und damit anderen Anwesenden das Mithören und
Mitschreiben ermöglichte, während bei anderen Offenbarungen das innerlich
Geschaute und Vernommene erst nach dem Geschehen aus der Erinnerung
aufgeschrieben werden konnte. Von den
Offenbarungen der heiligen Gertrud wissen wir z.B., daß das erste Buch und der
Schlußteil des fünften Buches nicht von ihr selbst, sondern von einer ihrer
Mitschwestern verfaßt wurde; und dem Schreiber der heiligen Brigitta wird vom
Heiland ausdrücklich gestattet, „um der Schwachen willen beizufügen, was
notwendig und nützlich sei.“ Der heiligen Hildegard wurde in einem Gesichte
aufgetragen, ihre Offenbarungen aufzuschreiben, aber die Form von einem anderen
feilen zu lassen. Drucklegung 1990 holten die
damaligen Vorstandsmitglieder der Barbara-Weigand-Gesellschaft e.V. die „verstaubten“
Oktavhefte der „Schippacher Schriften“ aus dem gerade enstehenden Archiv,
und Frau Rita Seithel aus Aschaffenburg begann, die in alter deutscher
Sütterlin-Schrift verfaßten Handschriften auf einer elektrischen
Schreibmaschine abzuschreiben. Sie schrieb in
knapp fünf Jahren 4.062 Seiten und einige Anlagen. Bei den letzten Seiten
angelangt verstarb sie. 1996 haben die
von der Barbara Weigand Gesellschaft e.V. mit der Schriftleitung verantwortlich
betrauten Personen damit begonnen, diese Schreibmaschinenseiten einzuscannen, um
daraus Textdokumente für den Buchdruck zu erzeugen. Die Schrifterkennung wies
jedoch zu viele Fehler auf, so daß der größte Teil der Texte ein weiteres Mal
abgeschrieben und Wort für Wort verglichen wurde, was nochmals fünf Jahre in
Anspruch nahm. Aus diesen Textdokumenten entstand die vorliegende Gesamtausgabe
der „Schippacher Schriften“. Zunächst
erschien jedoch Band 1 der „Schippacher Schriften“ und eine separate „Lebensbeschreibung
der Barbara Weigand“, letztere verfaßt vom Msgr. DDr. Wilhelm Büttner, dem
großem Kenner und Förderer der Barbara Weigand. Diese Schriften sind in
kürzester Zeit verteilt worden, so daß ein Nachdruck notwendig geworden wäre. In dieser
Situation wurde dank der göttlichen Vorsehung die Schriftleitung auf Wohltäter
aufmerksam gemacht, die Druck und unentgeltliche Verbreitung der Gesamtausgabe
der „Offenbarungen an Barbara Weigand“ ermöglichen. Zur
Druckvorbereitung wurden die Texte von einem Korrektor einer weiteren Kontrolle
nach alter deutscher Rechtschreibung unterzogen. Da die Aufzeichnungen zum Teil
aus langen, vielfach verschachtelten Sätzen bestehen, sind manche Abschnitte
nicht ganz leicht zu lesen. In Einzelfällen ist deshalb der innere Zusammenhang
des Satzes durch vorsichtige Änderung von Satzstruktur und Zeichensetzung, auch
durch Einfügung oder Verschieben von einzelnen Hilfswörtern, sichtbarer
gemacht worden. Inhalt und Sprachstil wurden dabei nicht berührt. Am
Fronleichnamsfest 1897 (Bd 2 Nr. 175) sagte der Heiland dazu: „Es soll
alles, wie es ist, wie Ich Mich offenbare, abgeschrieben werden, und wo ein
Fehler vorkommt, woran die ungeschickte Sprache Meiner Dienerin schuld ist, oder
großen Anstoß erregen könnte, soll er verbessert werden. Aber alles, was die
Belehrungen anbelangt, soll geschrieben werden, denn es ist nicht für ein Jahr
und nicht für diese Zeit allein, es ist für die Zukunft geschrieben.“ Jede
Offenbarung wird mit einer laufenden Nummer und dem Tag gekennzeichnet, an dem
sie stattgefunden hat. Daran schließt sich eine Kernaussage an, die wörtlich
aus dem nachfolgenden Text entnommen wurde und eines der angesprochenen Themen
einprägsam zusammenfaßt. Diese Kernaussagen wurden auch in das
Inhaltsverzeichnis übernommen, das seine Funktion dadurch noch besser erfüllen
kann. Auf ein Sachwortregister wurde verzichtet. Allen Freunden,
die an der Erstellung und Herausgabe dieses Gesamtwerkes der „Schippacher
Schriften“ mitgewirkt oder dazu beigetragen haben, danken wir sehr herzlich.
Besonders gilt unser Dank der Stiftung „Fond der Barmherzigen Liebe“ in
Weihungszell und dem „KSA Kath. Schriften-Apostolat“ in Ochsenhausen. Friedrichsdorf,
im Oktober 2001 Die Schriftleitung L e b e
n von
Barbara Weigand, Schippach
Barbara Weigand
und Bruder Valentin Erstkommunion ca. 1852 Ich wurde
geboren am 10. Dezember 1845 in Schippach. Meine Eltern
waren fleißige, brave Landleute. Mein Vater war fünfzehn Jahre Bürgermeister
unserer kleinen Gemeinde und kam als solcher viel mit Beamten zusammen, die ihn
mit in die Gesellschaft hineinzogen. Obwohl er ein guter Familienvater war, kam
er dadurch auf Abwege. Er lernte das Trinken. Der liebe Gott aber ließ durch
die vielen Tränen und das Gebet Meiner Mutter aus dem Bösen Gutes entstehen,
indem alle sieben Kinder, drei Knaben und vier Mädchen, einen entschiedenen
Abscheu gegen den Alkohol faßten und wir uns vom Weltlichen ganz zurückzogen.
Mein Vater starb fünfundfünfzig Jahre alt, gut vorbereitet auf seinen Tod. Auf
dem Sterbebett sagte er: „Ich habe meiner Frau vielen Kummer gemacht. Wenn ich
nochmals beginnen könnte, würde ich anders leben.“ Meine Mutter
war eine kleine, schwächliche Frau und durch den vielen Kummer schon zu
Lebzeiten ihres Mannes viel ans Krankenbett gefesselt, oft sechs Wochen lang.
Sieben mal allein hatte sie die Lungenentzündung. Wir Kinder wurden frühzeitig
zu harter Arbeit genötigt, um den täglichen Unterhalt zu verdienen. Ich war
die zweitälteste und stärkste von allen und geweckten Geistes. Weil meine
Mutter meist krank war und die ältere Schwester wenig begabt für solche
Arbeiten und zudem schwächlich war, als „Mutter“ für die übrigen zu
sorgen, mußte ich einkaufen und verkaufen etc. sowie das Hauswesen führen,
weshalb auch die anderen Kinder mich als ihre „Mutter“ titulierten. Daher
kam dann auch meine spätere so ernste Lebensführung. Bis die Zeit
kam, wo ich mich zu einem Stand entscheiden sollte, betete ich
viel, besonders Bußübungen, so daß ich von meinen Schwestern oft ausgelacht
wurde. Das alles tat ich, um mich zu prüfen, und weinte sehr viel. Vor dem war
ich eitel, stolz und putzsüchtig, aber sehr fleißig und Tag und Nacht tätig.
Morgens in aller Frühe ging ich in den Wald, um Holz und Streu zu sammeln für
den Tag, denn vor der Feldarbeit mußte dies alles geschehen sein. Es kam nun die
Zeit, wo ich mich für einen Lebensberuf entscheiden sollte. An Freiern fehlte
es nicht, denn die Familie war geachtet, und somit waren meine Eltern
entschlossen, mich einem braven jungen Mann anzuvertrauen. Ich verlobte
mich mit ihm, und das Haus für uns beide war schon gebaut. Doch schon das ganze
Jahr vorher war ich so still und zurückgezogen, daß der junge Mann öfters
fragte: „Wie ist es doch möglich, daß, wo andere sich so freuen, es dir gar
keine Freude zu machen scheint.“ Ich hatte nämlich innerlich einen großen
Kampf und stellte mir immer die Frage: Kann ich auch im Ehestand Gott so lieben
und dienen, wie im jungfräulichen Stand? Dazu kam, daß ich eine fromme
Jugendfreundin hatte, die selbst Jungfrau bleiben wollte. Ihre Gespräche hatten
großen Einfluß auf mich. Sie sprach zuweilen so begeistert von der Liebe der
heiligen Jungfrauen zu Jesus, daß ich bei mir dachte: „Ach, wenn du doch auch
so leben könntest.“ So kam
Maria-Himmelfahrt, und wir gingen trotz des schlechten Wetters in eine
nahegelegene Feldkapelle, wo Muttergottes-Wallfahrt war. Da betete ich
inständig zur Königin der Jungfrauen, daß ich doch den rechten Weg
einschlagen möge. Da, nach der
heiligen Kommunion, fühlte ich zum ersten Mal die Nähe meines Gottes im
heiligsten Altarsakrament. Auf dem Heimweg
sagte ich zu meiner Begleiterin, wir wollen an Mariä Geburt wieder hierher
gehen. Aber das schlechte Wetter vereitelte dies. Wir gingen in unsere
Pfarrkirche. Auf dem Weg dorthin begegnete uns der neu angekommene Kaplan und
sagte: „Wo wollt ihr hin?“ In meinem Geburtsort Schippach steht nämlich nur
eine kleine Kirche als Filiale der Pfarrkirche von Elsenfeld. Wir antworteten
ihm, daß wir beichten wollten, worauf er erwiderte: „So könnt ihr in eurer
Filialkirche beichten, denn ich bin euer neuer Kaplan.“ Derselbe
scheint sich später meines inneren Kampfes erinnert zu haben. Als ich ihm bei
Gelegenheit seiner Versetzung für alle Mühe dankte, die er sich wegen meiner
Bekehrung gegeben hatte, erwiderte er: „Nein: als ich kam, da waren Sie schon
bekehrt.“ Obwohl ich
damals noch nicht wußte, welchen Stand ich antreten sollte, hatte ich schon das
Verlangen, alle drei Wochen die heilige Kommunion zu empfangen. Von dort an
begann der himmlische Gärtner, dieses aufgewühlte Feld meines Herzens zu
bearbeiten. In mir kam kein anderer Gedanke mehr auf als: „Arbeite dich
aus der Welt heraus, mach dein Herz frei. Dein Herz ist unruhig, bis es ruht in
Gott.“ Deshalb wurde
ich oft zur Rede gestellt: „Warum bist du so traurig, so ganz anders als
andere?“ Denn das Haus war schon gebaut. Mein Bräutigam klagte meiner
Schwester seinen Verdruß, und diese schalt mich oft aus, warum ich den braven
Menschen so hinhalte, ich müsse wohl verrückt geworden sein. Ich dachte aber
immer bei mir: „Nein, ich kann nicht heiraten, ich will nur Gott dienen.“
Immer wieder fragte ich meinen Beichtvater um Rat. Dieser aber, der den
Wankelmut eines jungen Mädchens erwog, riet mir offen, er könne mir durchaus
nicht abraten. Er habe sich nach dem jungen Mann erkundigt, und er sei nur zu
empfehlen. Die Kirche müsse sehr viel auf gute Mütter sehen, ohne welche es
keine Priester und keine Klosterfrauen gebe. Nun begann für
mich eine Zeit furchtbaren Kampfes. Tag und Nacht konnte ich nicht mehr ruhen.
Die Liebe Gottes war so stark in mir, daß ich glaubte, ich könne alle
menschlichen Bande zerreißen. Doch wußte ich nicht, welches der geeignete
Augenblick sei. Dies dauerte ein ganzes Jahr. So kam der schöne Monat Mai, und
ich dachte, in diesen Monat die liebe Gottesmutter recht vertrauensvoll in
dieser Angelegenheit zu bestürmen. Einmal kniete
ich nun vor meinem kleinen Maialtärchen, um mit meiner jüngeren Schwester die
übliche Abendandacht zu verrichten. Jene war schon zu Bett gegangen, und ich
kniete bis gegen Mitternacht und betete unter Strömen von Tränen, denn ich
traute mir selbst nicht. Ich dachte immer, es könne auch nur weibliche
Einbildung sein, die morgen wieder verwirft, was sie sich heute vornimmt. Da, auf einmal,
sah ich in der dunklen Nacht, aber weit entfernt von mir, die liebe Mutter
Gottes. Ein Lichtstrahl, der von Ihr ausging, traf meine Seele, und es ward
ruhiger in mir. In der Frühe des andern Tages kniete ich wieder im Beichtstuhl,
aber nicht in Schippach, sondern eineinhalb Stunden davon entfernt in
Kleinwallstadt, wo ich den bischöflichen Geistlichen Rat N., einen klugen und
erfahrenen Priester, zu Rate zog. Diesem erzählte ich mein ganzes Leben und
auch den Kampf in mir wegen meiner bevorstehenden Berufswahl. Dieser Herr sagte
ganz entschieden: „Mein Kind,
ich sehe hier an dir eine höhere Hand walten. Ich glaube
nicht, daß du berufen bist, in den Ehestand zu treten. Laß den Jüngling nur
noch ruhig gehen und verdopple dein Gebet! Sag auch dem Beichtvater, er solle
für dich beten, und auch ich will am Altar deiner gedenken. Ich versichere
dich, daß der liebe Gott dir noch ein deutlicheres Zeichen gibt, was dein Beruf
ist.“ Bald darauf
ging ich dann wieder beichten in meiner Dorfkirche und brachte wie immer mein
Anliegen vor und wiederholte ihm auch die tröstlichen Worte, die mir ein alter,
erfahrener Priester gesagt hatte. Nun war mein Beichtvater auf einmal wie
umgewandelt. Zehn Monate schon kämpfte ich unter beständigen Tränen und
Gebet. Ich legte mir allerlei Bußübungen auf, aber alles im geheimen. Niemand
wußte davon als meine gute Schwester Marie, die später Klosterfrau geworden
ist. Jetzt sagte mein Beichtvater, der mir bisher immer abgeraten hatte: „Ja,
ich sehe freilich auch längst, daß der liebe Gott dich nicht im Ehestand haben
will. Nur soll er dir aber auch die Kraft geben, daß du alle Hindernisse
überwinden kannst. Gut, wir halten zusammen eine Andacht.“ Es war
im Juni.
Wir hielten vor dem Herz-Jesu-Fest eine neuntägige Andacht mit
einigen
Personen. Am dritten Tag schon war der Kampf gewonnen. In der Nacht
vorher hatte
ich nämlich einen auffallenden Traum: Ich befand mich in einer
großen Kirche,
die dicht mit Menschen angefüllt war, die alle sehnsüchtig
der Kirchentür
entgegensahen, weil sie den Einzug eines Hochzeitszuges erwarteten. Die
Türen
öffneten sich, und herein kam die liebe Muttergottes mit Ihrem
Hofstaat, der
aus lauter Jungfrauen bestand. Als Sie Sich der Menge genähert
hatte, trat Sie
aus Ihrer Umgebung hervor, ging bald an diese, bald an jene Bank, der
einen oder
anderen Person etwas ins Ohr flüsternd, worauf dieselben wie von
einem himmlischen Glanz umgeben schienen. Ich dachte bei mir: Dir kann
Sie halt nichts
sagen, denn du hast doch zu weltlich gelebt, und weinte bitterlich. Auf
einmal
klopfte Sie mich sanft auf die Schulter und gar liebreich sah mich die
liebe
Muttergottes an, und sagte: „Was du tun
willst, das tue bald! Du willst ein Gelübde ablegen. Tue es und du wirst noch
viele Gnaden erhalten!“ Auch meine
Schwester Marie, die mich immer sehr ausgezankt hatte, daß ich dem jungen Mann
so fremd bliebe, bekam ein Zeichen. Sie sah beim Morgengebet das göttliche Herz
Jesu, und sie verstand, daß sie mir nicht länger im Wege stehen solle. Ebenso
erhielt auch mein Beichtvater ein Zeichen. Beim Abendgebet sah er mich
plötzlich vor sich und erkannte zugleich, daß ich nicht zum Ehestand berufen
sei. Am folgenden Morgen konnte ich in aller Gemütsruhe dem jungen Mann sagen,
daß ich nie heiraten werde. Und das war die Gnade, die hatte gesiegt über die
sinnliche Liebe. Das erste, was
ich nun tat, war eine gute Generalbeichte abzulegen, denn ich wollte vor allem
alles mit der Wurzel ausreißen mit einer recht tiefen Beschämung. Und Gott sei
mein Zeuge, daß ich mir von dort an große Mühe gab, Ihm zu gefallen und alle
Sünden meines vergangenen Lebens gut zu machen, wenigstens mich zu bessern. Das ging aber
alles nicht so glatt ab. Solange ich es mit der Welt hielt, war alles recht.
Jetzt aber war alles umgekehrt. Meine Schwester Marie schloß sich mir an und
noch einige junge Mädchen. Damals waren meine Geschwister noch alle sehr jung
und klein. Aber es kam die Zeit, wo meine Brüder ihren eigenen Hausstand
gründen wollten. Da erhob sich denn auch in meiner Familie Widerspruch, und wir
hatten von allen Seiten viel zu leiden. Ich war von
Jugend auf sehr zornmütig, herrschsüchtig, stolz und habsüchtig. Ich wollte
um jeden Preis, daß unsere Familie nicht der Welt zum Spott werde, darum
arbeitete ich lieber Tag und Nacht und trieb die anderen Geschwister an, das
Gleiche zu tun. Und wirklich sagte vor einigen Jahren eine Frau zu mir, ihr
Vater habe unsere Familie immer als Muster vorgestellt. Daher kommt es wohl,
daß ich immer so ängstlich bin und meine, ich könne getäuscht sein, denn ich
kann nicht begreifen, wie der liebe Gott, der ein so unendlich reiner Geist ist,
ein so unwürdiges Werkzeug Sich erwählen konnte, um durch dasselbe Seine
unendliche Liebe und Erbarmung der Welt zu offenbaren. Nur im Gehorsam schreibe
ich dieses. Mögen
diejenigen, denen das Recht zusteht, den Geist prüfen, der daraus spricht, und
tun, was sie für richtig befinden. Obwohl ich den
lieben Gott bestimmt schon schwer beleidigt habe, so geht aber auch daraus
hervor, wie unendlich gut der liebe Gott sein muß, und wie sehr er danach
verlangt, alle Menschen zu retten. Weil ich
merkte, mit wie vielen Ketten ich an diese Welt gekettet war, suchte ich mit
Eifer die Hilfsquellen auf, die das umstrickte Herz losreißen sollten, um es
vom Verlangen nach dem Irdischen abzuziehen und zu himmlischen Begierden zu
erheben. Ich legte mir zeitweise strenges Fasten auf. Lange Jahre versagte ich
mir Obst und das Fleisch, im Winter sogar manchmal das Brot, und trank nur
Kaffee oder aß Suppe und Kartoffeln. Denn in der Nachbarschaft wohnten zwei
arme Buben, die sich mit ihrem alten, kranken Vater gar kümmerlich ernährten.
Diesen brachte ich heimlich manchen Laib Brot. Ja, als der Vater gestorben war,
und einer dieser braven Jungen krank wurde, versagte ich mir einen ganzen Winter
lang das Brot, um die armen, verlassenen Knaben unterstützen zu können. Und
als dieser starb, ließ er mich rufen, schlang seine beiden Hände um meinen
Hals und rief: „Liebe Schwester, Gott vergelte dir, was du an uns getan hast.
Gott segne deine ganze Familie, bis hinauf ins vierte Glied, denn du hast uns
vom Hungertod errettet.“ Ich war aber
auch damals schon so geschwächt, daß ich beim Gehen einschlief. Ich mußte
dieses unbedingt mir absparen, denn meine Mutter war selbst arm und die Familie
groß. Auch ging ich immer gern zu Kranken und Sterbenden, und manche Nacht
durchwachte ich an einem Krankenbett. Sogar in benachbarte Orte wurde ich
gerufen. Einmal nun
wurde ich nach Elsenfeld ins Pfarrhaus gerufen, um einer alten Tante
beizustehen, die schwerkrank war. Zwei Nächte wachte ich bei ihr. Als dieselbe
beerdigt wurde, zeigte mir der liebe Heiland zum ersten Mal, wie sehr Er die
Nächstenliebe belohne. Es war dort Sitte, daß alle Jungfrauen bei der
Beerdigung ein Sträußchen Blumen bekamen, die sie ins Grab warfen. An mich
aber, obwohl ich der Sterbenden zwei Nächte geopfert hatte, dachte man nicht,
man gab mir keines. Niemand lud mich dazu ein, während andere mit ins
Sterbehaus gehen durften. Dieser Undank tat mir sehr weh, und ich klagte es beim
Seelengottesdienst dem lieben Heiland und bat ihn, mich doch zu entschädigen. Als nun am
Muttergottesaltar eine heilige Messe gelesen wurde, und der Priester bei der
heiligen Wandlung die heilige Hostie emporhob, sah ich den Priester wie in einem
dichten Nebel stehen bis zur heiligen Kommunion. Als der Priester aber
kommunizierte, fiel ein Strahl auf mich zurück, und ich war wie vernichtet.
Dort zeigte Er mir zum ersten Mal, wie sehr Er uns zu beglücken wünscht in der
heiligen Kommunion. Ich traute mich immer noch nicht, darum bot ich alles auf,
um das Herz vom Irdischen loszureißen und an Gott zu fesseln. Ich ließ mich in
den Dritten Orden und in viele Bruderschaften aufnehmen, um gezwungen zu sein,
den Gebetsgeist pflegen zu müssen, um allem unnützen Denken und Reden
vorzubeugen. Als ich nun bei meinem Beichtvater, nachdem er mich ein ganzes Jahr
geprüft hatte, das Gelübde der ewigen Keuschheit abgelegt hatte, machte er
einmal die Bemerkung: „Fahre fort in diesem Eifer, und du wirst noch viele und
große Gnaden erlangen.“ Mit jedem Jahr
wuchs in mir das Verlangen, Gott eifriger dienen zu können und ihm auch Freude
zu machen. Darum kannte
ich keine größere Freude, als Ihn in der heiligen Kommunion in mich
aufzunehmen. In
unserer
Dorfkirche hatte ich keine Gelegenheit dazu, weil wir mitunter Priester
hatten,
die nicht einmal alle Sonntage Beichtkinder haben wollten, und so
mußte ich
übers Feld in eine entferntere Kirche gehen. So wanderte ich
selbst im strengen
Winter 1879 um Mitternacht, mindestens zweimal die Woche, in die
Kapuzinerkirche nach Aschaffenburg, welches von Schippach fünf
Stunden entfernt liegt.
Einmal ging ich von dort heim, ich war ganz allein und betrachtete auf
dem
ganzen Weg die unendliche Güte Gottes, der uns mit solcher Gnade
gleichsam
überschüttet. Ich fand jedoch schon wieder in mir einen
Fehler vor, den ich
trotz der vielen Gnaden am selben Tag begangen hatte, und weinte
bitterlich vor
Reueschmerz. Da war mir`s plötzlich, als wenn mich jemand
erfaßte. Ich fühlte
nicht mehr, daß ich gehe, und dazwischen kam ich öfters
wieder zum Bewußtsein.
So kam ich eine große Strecke weiter, ohne zu wissen, wie und in
viel kürzerer
Zeit wie gewöhnlich. Dort hatte ich
zum ersten Mal jenen geheimnisvollen Verkehr. Dies war am Dreifaltigkeitssonntag
1880. Dabei hörte ich die Worte: „Siehe, alle
die Fehler, die du begangen und beweinst, will ich dir verzeihen, wenn du oft
kommunizierst.“ Ich berichtete
dies meinem damaligen Beichtvater, und er gab mir neun Tage nacheinander die
heilige Kommunion, und dann eine Zeitlang öfters. Aber das dauerte nicht lange.
Alles Bitten war vergebens. Ich konnte nicht mehr erlangen, als daß ich für
eine hoffärtige, eigensinnige Person erklärt wurde. Einmal ging ich
mit dem Ave-Läuten in die Kirche. Es war Fastnachtsdienstag, wo ich den lieben
Heiland etwas entschädigen wollte, und bat um die heilige Kommunion, erhielt
aber wie immer eine abschlägige Antwort. Als die Leute fort waren, wandte ich
mich an den lieben Heiland und sagte: „Mein lieber Jesus, du siehst, daß es
nicht an mir gelegen ist. So komm, ich bitte dich, geistig zu mir.“ Dabei
weinte ich mein Herz recht aus und ging nach Haus. Unter der
Haustür begegnete mir ein junges Büblein und sagte: „Ich soll Sie fragen, ob
Sie morgen früh nicht auf den Neuhof kommen wollen, unser Großvater ist sehr
krank und verlangt nach Ihnen, weil er morgen früh versehen wird.“ Der Neuhof
liegt dreiviertel Stunden von Schippach entfernt, gehört aber zu einer anderen
Pfarrei. Und ich ging hin. Gegen 11 Uhr kam der Bauer an, der mit einem Gespann
den Geistlichen seiner Pfarrei geholt hatte, und der alte Mann beichtete. Danach
rief er die Angehörigen, und auch ich trat ein, um den lieben Heiland zu
begrüßen. In diesem Augenblick erfaßte mich eine solche Sehnsucht nach dem
lieben Heiland, daß ich den Priester bat, er möge mir doch ein kleines
Partikelchen reichen. Der Priester fuhr zusammen und nickte, verwundert mich
anschauend, mit dem Haupte. Tief bewegt ob der Güte Gottes speiste er den Mann,
und wandte sich dann um zu mir, und gab mir nicht nur ein Partikelchen, wie ich
in meiner Sehnsucht verlangt, sondern eine ganze Hostie. Der Priester
betete noch mit dem Kranken die Sterbegebete und gab ihm die Letzte Ölung, dann
wandte er sich zu mir und sagte: „Für Sie hat heute der liebe Gott selbst
gesorgt.“ Dann fuhr er fort: „Ich weiß nicht, wie dies zuging, ich muß
mich vergriffen haben. Denn als ich schon längere Zeit gefahren war, fiel mir
plötzlich ein nachzusehen, ob ich auch die heilige Hostie nicht etwa
verlieren könnte, und sah zu meinem Erstaunen, daß ich statt einer Hostie
deren zwei hatte. Jetzt sehe ich aber, daß der liebe Gott dies so gefügt hat.“ Dadurch aber,
daß der liebe Heiland mir so auffallende Beweise seiner Liebe zu uns gab, wurde
mein Glaube von Jahr zu Jahr lebendiger. Seit meine
jüngere Schwester ins Kloster gegangen war, deren einzige Freude darin bestand,
die Kirche unseres Dorfes nicht nur äußerst reinlich zu halten, sondern auch
innen mit Blumen zu schmücken und zu zieren, hatte ich diese Arbeit
übernommen. Weil ich dem lieben Heiland die Freude der Vereinigung nicht
gewähren konnte, suchte ich Ihm auf diese Weise Freude zu machen. Alles, was
ich nur erübrigen und mir absparen konnte, verwandte ich zur Zierde unserer
Dorfkirche. Altartücher, die Statue der Muttergottes von Lourdes sowie eine
Herz-Jesu-Statue, die Kreuzwegtafeln, zu allem gab auch ich mein Scherflein
dazu. Jahre
vergingen, eine Prüfung äußerer und innerer Leiden reichte der andern die
Hand. Bemerken muß ich noch, daß ich alle Geldopfer, die ich dem lieben
Heiland brachte, nicht ohne die Zustimmung meiner geistlichen Vorgesetzten gab.
Ich gab dazu die Anregung, wie mein Scherflein verwendet werden sollte, und ging
auch dazu bei guten Leuten betteln. Das Letzte, was ich anregte, war, einen
neuen Tabernakel für unsere Kirche zu ermöglichen. Ich schrieb nach Mainz an
P. Alphons, nach N. an die Oberin einer meiner Schwestern und nach F. an einige
reiche Damen, bei denen eine Jugendfreundin von mir in Dienst ist. Aber an
beiden Stellen wurde ich abgewiesen, in F. sogar sehr kränkend. Die Oberin
meiner Schwester dagegen schickte an das Pfarramt zu Elsenfeld 41 Mark mit der
Bemerkung: „Für einen neuen Tabernakel in der Kirche zu Schippach.“ Und als
ich meine Heimat verließ, um nach Mainz zu gehen, hatte ich bereits an 200 Mark
geopfert und erbettelt. Aber das alles
genügte dem lieben Heiland nicht. Mit unseren armseligen Bettelpfennigen ist
Ihm nicht geholfen. Er verlangt, daß wir Ihm die ganze Kraft unseres Willens,
ja unser ganzes Herz zum Opfer bringen, denn bei all den äußeren Opfern, die
wir Ihm darbringen, kann unser Herz durch Hochmut Ihm doch sehr mißfallen.
Darum sorgte Er dafür, daß der Stolz nie recht in mir aufkommen konnte. Meine
Vorgesetzten, anstatt meinen Eifer zu unterstützen, taten, als ärgerte sie
mein Streben. Als die Herz-Jesu-Statue ankam, stellte sie unser damaliger Kaplan
auf die Stelle, wo früher der Pelikan stand, der jetzt zerfallen ist. Alle
Leute freuten sich über diese Neuanschaffung, wenn sie beim Eintritt in die
Kirche ihren Blick auf den Tabernakel richteten, denn der Anblick mußte in
jedem den Gedanken erwecken: „Betrachte, o Christ, hier mein Herz, als Symbol
der Liebe, und hier im Tabernakel bin ich wahrhaftig.“ Eines Sonntags
kam ich nun einmal von einer auswärtigen Heiligen Messe heim. Wir hatten
nämlich zur Zeit keinen Kaplan, und Herr Pfarrer mußte jeden Sonntag erst in
die Pfarrei, dann in den Filialen die Messe halten. Wer also beichten und
kommunizieren wollte, mußte in eine andere Pfarrei gehen. Mein Bruder trat mir
zornig entgegen und sagte: „Nicht eher mehr gibt es Frieden zwischen uns
beiden, bis du den Kirchendienst aufgegeben hast. Glaubst du, du hängst deine
Kreuzer all an die Kirche, und ich steh’ am Sonntag in der Predigt und muß
anhören, wie der Pfarrer dich vor den beiden Gemeinden als närrische Person
hinstellt. Ich habe gesehen, wie sich einer gegen mich wandte und mir die Zunge
zeigte.“ Meine Schwägerin war gerade so aufgebracht, denn sie waren beide in
der Kirche, als ich so öffentlich beschimpft wurde, und die Schadenfreude der
Leute war unbeschreiblich groß. Der Herr Pfarrer sagte: „Diese Statue gehört
nicht auf den Tabernakel, die Person, die sie hereingeschafft hat, soll sie nur
augenblicklich weg tun. Meinetwegen kann sie dieselbe dort hinten ans Fenster
stellen. Aber da, wo sie jetzt ist, bleibt sie nicht stehen, die zieht nur die
Augen ab von der Monstranz.“ Der Kaplan, der
die Herz-Jesu-Statue auf diese Stelle gebracht hatte, war fort, und so gab ich
dem Glöckner gute Worte, die Statue herunterzuschaffen, und lange Jahre stand
die schöne Statue meines lieben Jesus in einem alten, schmutzigen Fenster, und
der Anblick war für mich ein beständiger Schmerz. Aber ich ertrug meine Leiden
in stiller Ergebung. Wie oft, ja wie
oft wurde ich entweder in der Sakristei oder in der Kirche öffentlich
beschimpft und abgewiesen, wenn ich um die heilige Kommunion bat, und dies oft
mit sehr kränkenden Worten. Meine Schwester
Maria wurde durch diesen beständigen Kampf und all die verächtlichen Reden,
die wir zu hören bekamen, bewogen, ins Kloster zu gehen, denn sie sagte: „Ich
glaube nicht, daß ich das mein Leben lang aushalten kann. Ich geh’ fort,
sonst komme ich am Ende wieder auf die alten Wege.“ Die erste
Nacht, als ich mit dem Gedanken umging, meinen Verwandten zuliebe den
Kirchendienst aufzugeben, wie sie es verlangten, träumte mir, daß ich die
Kirche ziere. Als ich an die liebe Muttergottesstatue kam, um sie abzustauben,
sah sie alt und staubig aus, und sie blickte mich wie lebend sehr traurig an.
Ich sagte zu ihr: „O liebe Mutter, was soll ich denn machen? Soll ich dem
Willen meiner Verwandten folgen und den Kirchendienst aufgeben?“ Da ging von
ihrem Körper ein Strom Wassers aus, der in Bächlein durch die ganz Kirche
floß, und wie das Wasser abgeflossen war, war sie eine wunderschöne Frau,
welche mich also anredete: „Siehst du, mein Kind, dieses sind die Wasser der
Trübsale, so mußt du hindurch gehen.“ Und dabei deutete sie mit dem Finger
zur Türe hinaus auf den Kirchhof, ich möge hinausgehen. Und ich sah ein
Totenhaus, ganz mit Totenschädeln angefüllt, und vor jedem einzelnen brannte
eine Kerze, und zugleich verstand ich innerlich, daß ich meine Trübsale für
die Armen Seelen tragen solle. In der zweiten
Nacht darauf träumte mir abermals, ich ziere die Kirche. Vor mir hatte ich die
Statuen des heiligen Josefs, der lieben Mutter Gottes, des heiligen Joachim und
der heiligen Anna. Ich weinte bitterlich und bat sie um Hilfe, indem ich auf
meinem Angesicht liegend, den heiligen Josef anflehte. Auf einmal berührte mich
derselbe, als ob er lebendig sei, und bedeutete mir, ich möge aufstehen, und
dann sagte er mir: „So hoch wie der Himmel soll deine Liebe sein, und so tief,
bis zum Staub der Erde, sollst du dich verdemütigen, und du sollst geradeaus
gehen und nicht rechts und nicht links schauen.“ Dabei deutete
er mit der Hand hinauf zum Himmel, dann zur Erde, dann nach rechts und links,
und ich erkannte, daß ich nach meinen Verwandten nichts fragen solle, sondern
den Kirchendienst mit allem Fleiß weiter verrichten müsse, was ich auch tat. In der
Fronleichnamsoktav ließ ich jedes Jahr ein Engelamt halten für meine Eltern
und zur Danksagung für eine große Gnade. Da bat ich nun Herrn Pfarrer auch um
die heilige Kommunion. Er sagte: „Ja.“ Und so kniete ich mich vorn an die
Kommunionbank. Die Kirche war ganz voll, und alle konnten sehen, daß ich
kommunizieren wollte. Als der Gottesdienst aus war, ging der Pfarrer in den
Beichtstuhl. Vor Scham und auch innerer Sammlung sah ich mich gar nicht um, sah
also auch nicht, daß die Kirche voll Kinder kniete, die beichten wollten. Weil
ich glaubte, er sitze für mich zur Beichte, ging ich gleich hin. Augenblicklich
sprang der aufgebrachte Herr auf und schlug mit solcher Gewalt auf den
Beichtstuhl, daß alle Kinder erschrocken zusammenfuhren und schrie: „Eine so
abstrakte, eigensinnige Frömmigkeit habe ich noch nie gesehen. Packen Sie sich
von meinem Beichtstuhl weg und augenblicklich.“ Ich war starr vor Schrecken
und mußte mich festhalten, denn ich war ganz ohnmächtig. So ging ein
Kaplan fort, ein anderer kam, oder wir hatten oft jahrelang gar keinen. Aber das
Verlangen nach der öfteren heiligen Kommunion blieb nach wie vor. Nicht oft,
aber doch einige Male, hörte ich in mir jene geheime Stimme: „Du mußt immer
wieder die Vorgesetzten um die öftere Kommunion bitten, und du wirst diese
Gnade noch erlangen, aber erst dann, wenn du einmal deinen Willen dem meinigen
ganz unterworfen hast. Du sollst das Werkzeug sein, dessen ich mich bedienen
will, um auch anderen dies Glück zu verschaffen.“ Weil ich mir
nie getraute zu sagen, daß eine innere Stimme mich dazu auffordere, die heilige
Kommunion öfters zu empfangen, und weil ich damals auch noch nichts wußte von
einem geheimen Verkehr der Seele mit Gott, so hatte ich von einem Priester ein
halbes Jahr viel zu leiden. Er sagte, das Verlangen nach der öfteren Kommunion
in mir sei nichts anders als Hochmut und Eigensinn, ich sei eine aufgeblähte
Person und viel weniger als die allerletzte im Dorf. Anstatt fortzulaufen, wie
es viele getan hätten, blieb ich aber bei ihm, erforschte nur um so genauer
alle Regungen meines Innern und beichtete um so gewissenhafter. Drei Wochen lang
gab er mir gar keine Kommunion. Und als er fortging von uns, sagte er: „Ich
habe dich die letzte Zeit hart behandelt, doch habe ich mich getäuscht in dir.
Fahre fort in deinem Streben, aber was du suchst, wirst du nie erlangen, solange
die Umstände sich nicht ändern.“ Er meinte damit, solange kein anderer
Pfarrer in unserer Dorfkirche eingesetzt würde. Sein hochwürdiger Nachfolger,
ein Kaplan, gab mir die heilige Kommunion jedoch jede Woche zweimal, bis er
eines Tages kam und sagte: „Unser Pfarrer hat mir gesagt, er werde nie
zugeben, daß auf den Filialen die öftere Kommunion eingeführt werde.“ Nun wußte ich
doch wenigstens, daß meine Sünden nicht allein die Ursache dafür sein
konnten. Und von jener Zeit an belästigte ich in meiner Pfarrei keinen Priester
mehr und befolgte das Wort des Herrn Domkapitular Dr. Schork in Würzburg, jetzt
Bischof von Bamberg, der zu mir sagte: „Fahre fort,
denn das Verlangen nach der heiligen Kommunion kann nur von Gott herkommen. Wenn
du sie in deiner Pfarrei nicht haben kannst, so geh hin, wo du sie kriegst.“ Einmal, als ich
weniger Trost bei der heiligen Kommunion empfand als sonst, und deswegen sehr
ängstlich war, weil ich durch Spottreden, die wir oft zu hören bekamen in
unserer Pfarrei, eher entmutigt, als zum Eifer angefacht wurde, hatte ich nachts
einen Traum: Ich sah die liebe Muttergottes auf mich zukommen und vor ihr her
schwebten zwei Hostien, die so viele Strahlen auswarfen wie die Sonne. Neben mir
war eine große Säule, die bis zum Himmel reichte. Die liebe Muttergottes
sagte: „Siehe, das sind deine zwei heiligen Kommunionen, die du am Sonntag und
Dienstag empfangen hast.“ An diesen zwei Hostien sah ich keinen Unterschied,
wiewohl ich bei der einen voll von Ängsten und bei der anderen voll Andacht
war. Die heiligen Hostien schwebten an die Säule, und
alles war verschwunden. Ich erzählte meinem Beichtvater davon, welcher mir
sagte: „Dies ist ein Trost für dich, weil du so ängstlich bist wegen deiner
Kommunion, damit will dich der liebe Heiland belehren, daß, wenn du einmal die
Erlaubnis von deinem Beichtvater hast - denn die Säule bedeutet die
heilige Kirche, und ich als dein Beichtvater hatte dir die Erlaubnis
gegeben - du nicht mehr auf deine Gefühle schauen sollst. Denn daß die
eine Hostie mehr glänzte als die andere, soll dich belehren, daß es nicht auf
das andächtige Gefühl ankommt, sondern auf den guten Willen.“ In demselben
Jahre, als Hochwürden gesagt hatte, er ließe die Kommunion in der Filialkirche
nicht einführen, empfing ich einmal in meiner Dorfkirche die heilige Kommunion.
Als der Priester die heilige Hostie in die Hand nahm, ging ein solcher Glanz von
derselben aus, daß der ganze Chor der Kirche erfüllt war davon und alle, die
kommunizierten, wurden von diesem Glanz erfüllt. Meine Seele fühlte ein
solches Entzücken, daß meine Sinne mir schwanden, und in diesem Zustand hörte
ich die Worte: „Jetzt ist
die Zeit bald gekommen, wo dein Verlangen in Erfüllung gehen wird.“ Ich dachte,
wahrscheinlich kommt ein Priester in unsere Pfarrei, der mir die Kommunion
künftig geben wird. Aber es kam ganz anders. Damals waren alle meine
Geschwister noch unverheiratet, außer meine ältere Schwester. Nach dem Tod
meiner Mutter kamen zwei von ihnen, ein Bruder und eine Schwester, nach N. ins
Spital der Barmherzigen Schwestern. Dort war man besonders mit meinem Bruder
sehr zufrieden. Fünf oder sechs Jahre war er dort, und ich war überglücklich,
meine Geschwister in guten Händen zu wissen. Einmal kam ich hin, da sagte mir
eine jener Klosterfrauen, sie werde meinen Bruder heiraten. Bei diesem offenen
Bekenntnis überfiel mich eine Ohnmacht. Alle Bemühungen, die Sache zu
vereiteln, waren vergebens. Sie bat um Erlaubnis, aus dem Orden auszutreten und
heiratete meinen Bruder. Was mich aber dieser Schritt, den ich mit Anstrengung
all meiner Kräfte verhindern wollte, gekostet hat, weiß nur Gott allein. Als
sie einige Jahre verheiratet waren, ging ich einmal auf einige Tage hin auf
Besuch. Der schöne Gottesdienst, wie er hier in Mainz gehalten wird, gefiel mir
sehr, besonders aber sah ich, daß hier wirklich, was ich nicht glauben konnte,
täglich die heilige Kommunion ausgeteilt wurde. Dies war für
mich ein Fingerzeig Gottes. Ich wartete den Tod einer alten Tante, die auf meine
Pflege angewiesen war, noch ab, dann aber sagte ich meiner Heimat Lebewohl und
ging, wohin der Herr mich rief. Nun begann für
mich ein ganz anderes Leben als seither. Hier kannte ich keinen Menschen. Welche
Überwindung es mich kosten mochte, soll sich ein vernünftiger Mensch selbst
vorstellen. Ich mußte mich hier den Launen einer Schwägerin unterwerfen, die
zwölf Jahre Klosterfrau war und sinnliche Liebe für Gottesliebe umgetauscht
hatte, während ich das Gegenteil anstreben wollte. Es war große Armut und Not
bei meinen Verwandten, als ich dorthin kam. Darum begann für mich wieder eine
Zeit harten Kampfes. In meiner Heimat hatte ich keine Nahrungssorgen, meinen
Verwandten daselbst konnte ich nützlich sein und meine Schwägerin dort hatte
mich sehr lieb gewonnen. Hier aber war man mir abgeneigt, weil ich mich dieser
Heirat so sehr widersetzt hatte, und ich wußte auch nicht, wie ich mich
ernähren sollte. Einmal war nun
meine Schwägerin wieder gar sehr gegen mich aufgebracht, weil sie mich gern aus
dem Haus gehabt hätte. Es war der Vorabend vor Ignatius, wo ich in der
Ignatius-Kirche läuten hörte, als ich die Kinder zu Bett gebracht hatte. Ich
eilte hin. Und als ich eintrat in die Kirche, hörte ich in mir eine Stimme, die
sprach: „Hier will ich dich haben. Du sollst dich von jetzt an als Schutzkind
des heiligen Ignatius betrachten und nicht mehr als ein Schutzkind des heiligen
Antonius. Und gleich wie Ignatius sich um Christi Willen den Zähnen wilder
Tiere preisgab, so sollst du dich um Christi Willen zerfleischen lassen durch
die Zähne der Menschen.“ Von da an
wußte ich nun, daß Gott mich hier haben wolle, und zwar bei meinen Verwandten.
Aber wie mich ernähren? Da hörte ich wieder einmal die Stimme, die zu mir
sprach: „Meine Tochter, ich will, daß du bei deinen Verwandten bleibst. Ich
werde für dich sorgen, du sollst keinen Mangel leiden. Ich werde deine
Verwandten segnen, daß du zu leben hast, ja im Überfluß zu leben hast.“ Nun
ließ ich alles über mich ergehen. Die Kirche und die heilige Kommunion waren
der Magnet, der mich beständig anzog. So verbrachte
ich manchmal einen ganzen Tag vor dem Allerheiligsten, wenn meine Verwandten,
die meine Neigung kannten, mir hier und da mal ein Vergnügen machen wollten. So
verging ein Jahr. Immer
deutlicher ließ der Herr mich seine Nähe fühlen, und der Umgang mit ihm wurde
immer zutraulicher. Auf geheimnisvolle Weise zeigte mir der Herr, welch tiefe
Erniedrigung es für Ihn ist, daß Er Sich täglich auf unseren Altären den
Händen Seiner Geschöpfe preisgibt. Und ich hörte die Worte: „Ich verlange
mehr Dank und Anerkennung von meinen Dienern.“ Ein anderes Mal zeigte Er mir
wieder Seine Freude, die Ihm von denjenigen bereitet wird, die Ihn würdig
empfangen. Da sprach der Herr wieder: „Siehe, jetzt
habe ich dir dies Glück verschafft, sorge aber auch dafür, daß es anderen
ebenso zuteil werde. Gehe zu deinem Bischof und sage ihm: Es sei mein Wille,
daß die öftere Kommunion überall eingeführt und gefördert werde.“ Ich erschrak,
als ich diese Stimme hörte, denn ich war froh, doch endlich einmal die
beständigen Widersprüche meiner Vorgesetzten los zu sein, und für mich hatte
ich ja alles erreicht, was ich mir wünschte, die tägliche heilige Kommunion,
und jetzt mußte ich fürchten, wieder mein Glück verlieren zu müssen. So verging der
Monat Mai, ohne meinem Beichtvater etwas davon zu sagen. Als ich der letzten
Maiandacht in einer Kirche beiwohnte, war das Allerheiligste am
Muttergottesaltar ausgesetzt. Ich kniete noch davor und betete mit der ganzen
Inbrunst meiner Seele. Aber der Herr zeigte Sich unwillig. Um jeden Preis wollte
ich nun wissen, was die Ursache Seines Unwillens über mich sei, und erfuhr, die
Ursache sei die, daß ich mich so vor dem Leiden fürchte und Sein Anliegen so
geheim hielte vor meinem Beichtvater. Eine Angst überfiel mich, daß mir eine
leichte Ohnmacht kam. Von dort ging ich in die Seminarkirche, da hörte ich zum
zweiten Male die Worte: „Du sollst nach N. gehen und deinem Bischof sagen, was
ich verlange.“ Jetzt sagte ich
es aber meinem Beichtvater. Dieser lachte mich aus. Am Fest des heiligen
Antonius, (13. Juni), hörte ich nach der heiligen Kommunion wieder die Worte:
„Siehe, all deinen Undank will ich vergessen, wenn du ganz über dich
hinweggehst und tuest, was ich dir sage.“ Jetzt suchte ich wieder meinen
Beichtvater auf, und bat ihn unter Tränen, mir doch zu erlauben und die Wege
zu sagen, um zu meinem Bischof zu kommen. Dieser sagte: „Das sind Schwächen,
du bist krank.“ Und schickte mich zu einem Arzt. Der Arzt sagte: „Du darfst
nicht so lang beten und mußt dem Beichtvater folgen“, und der Beichtvater
verbot mir, ich dürfe von nun an nicht länger als in zwei heiligen Messen in
der Kirche bleiben. Nun fühlte ich
bald nach diesem Verbot eines Tages wieder, wie nach der heiligen Kommunion mich
diese unerklärliche Gewalt überfiel, daß es mir war, als sei ich nicht mehr
Herr über mich. Aber ich sagte: „O Herr Jesus, wenn Du es bist, der alle
meine Sinne so fesselt, so muß ich Dir heute sagen, daß ich mich mit Dir nicht
abgeben darf, denn mein Beichtvater verbietet mir, länger zu bleiben, als in
zwei heiligen Messen, und wenn ich mich mit Dir einlasse, dann vergesse ich den
Gehorsam.“ Augenblicklich verließ mich die Gewalt und zog sich zurück. Mein
Beichtvater kam fort, und ich zog in einer neuntägigen Andacht die liebe
Muttergottes zu Rate, wen ich mir an seiner Statt wählen sollte. Die liebe
Muttergottes teilte mir mit, daß ich zu Pater Alphons gehen solle. Als ich nun
diesem von meinen übernatürlichen Dingen gesagt hatte, wies er mich anfangs
barsch ab. Später aber befahl er mir, alles aufzuschreiben und ihm zu bringen.
Dies tat ich auch mehrere Jahre hindurch, bis kurz vor dem Tod meines Bruders. Die meiste
Zeit, wo ich hier in Mainz zubrachte, hatte ich von meiner Schwägerin viel zu
leiden. Besonders in der letzten Zeit, wo mein Bruder noch lebte, da war es fast
nicht mehr auszuhalten. Da war es nun, wo mein Beichtvater mir mehrmals sagte:
„Hab nur keine Angst, ich sorge für dich, du brauchst aus Mainz nicht mehr
wegzugehen.“ Und als ich einmal gar
bitterlich bei ihm weinte , machte er
wirklich Anstalten, mich irgendwo, wahrscheinlich in einem Stift,
unterzubringen. Das war vor Weihnachten. Er hatte mir befohlen, eine Zeitlang
nach N. zu gehen, zu meinem Bruder, bis er die Sache geordnet habe. Da ging ich
eines Tages mit meinen zwei Nichten zur heiligen Messe. Bei der Wandlung schaute
mein Geist statt der heiligen Hostie Christus, den Herrn, wie Er als Mensch
lebte, und Er sprach zu mir: „Meine
Tochter, ich will nicht, daß du aus dieser Stadt weggehst. Auch sollst du in
kein anderes Haus gehen, als da, wo ich dich hingestellt habe. Ich will dich
meine Absicht wissen lassen. Siehe damals,
als deine Schwägerin aus dem Kloster austrat, um deinen Bruder zu heiraten, hat
Satan Meiner sehr gespottet, weil diese Klosterfrau seinen Versuchungen nicht
widerstand. Ich will ihm aber zeigen, was eine Jungfrau aushalten kann, die Mich
liebt. Diese Klosterfrau hatte eine fromme Jugendzeit durchlebt, und Satan
brachte sie zum Fall. Dich habe Ich nun an ihre Seite gestellt, denn Ich will
sie retten. Auch habe Ich dich deswegen in eine Wirtschaft geführt, um der Welt
zu zeigen, daß man Mir überall dienen und Mich lieben kann. Bleibe also, wo
Ich dich hingestellt habe. Wenn auch dein Bruder bald stirbt, so gebe Ich dir
die Versicherung, daß deine Schwägerin nicht mehr heiraten wird.“ Dies sagte ich
meinem Beichtvater. Dieser lachte mich aus, und sagte: „Nun gut, so warte es
doch ab, bis man dich hinausschmeißt.“ Einmal fragte
ich nun den lieben Heiland, warum Er mir noch gar nichts von Seinem Leiden
mitgeteilt habe, während Er mich doch sonst schon so vieles wissen ließ. Da
sagte er mir: „Weil du noch nicht darauf vorbereitet bist.“ Dies war etwa
Eineinhalbjahr vor dem Tode meines Bruders. Mein Beichtvater muß diese Worte
ausgelegt haben, als wolle der liebe Heiland ihm sagen, er soll mich darauf
vorbereiten. Denn lange Zeit erinnerte er mich in jeder Beichte an das Leiden
Christi, aber dies half wenig, weil mir die Gnade noch innerlich fehlte. Die härtesten
Prüfungen hatte ich hier in Mainz durchzumachen in den Jahren 1891 und 1892,
nicht nur von meinem damaligen Beichtvater, sondern auch von meiner Schwägerin.
Im Winter 1891 glaubte man, jeder Tag sei der Todestag meines Bruders. Seine
Frau, die das friedliche, sorgenfreie Leben geopfert hatte, um dieses
kummervolle, sorgenschwere Eheleben einzutauschen, stand nun an seinem
Sterbebett, der noch die einzige schwache Hoffnung ihres vermeintlichen
Lebensglückes war, mit zwei Kindern von fünf und sieben Jahren. Von allen
Seiten drohte man ihr, sie um die Wirtschaft zu bringen, womit sie doch ihr
tägliches Brot für die Kleinen verdienen mußte. Anstatt nun meinen armen
Bruder trösten zu können in seinen unsäglichen Schmerzen, machte sie ihm noch
am Sterbebett Vorwürfe, er sei selbst schuld an seinem frühen Tod, und er habe
sie jetzt mit ihren Kindern in solches Elend gestürzt. Man kann sich
leicht denken, wie bei solchen Zuständen sich beide gegen den mit jedem Tag
näher rückenden Tod wehrten. Um keinen Preis gab er sich dem Gedanken hin, er
werde sterben. In sich ganz zerfallen vor Kummer und Sorgen, Tag und Nacht von
den Schmerzen der Krankheit gequält, wußten beide ihre Ungeduld und ihre
Abneigung gegen mich gar nicht genug auszulassen. Es scheint, daß meine
Schwägerin in jener Zeit, nach dem Tod ihres Mannes, mich aus dem Haus schaffen
wollte. Kurz, wenn ich
morgens aus der Kirche kam, da ging das Schimpfen und Schikanieren schon los und
hörte erst auf, wenn die Augen nachts vor 11 Uhr zufielen. Tränen waren mein
Nachtgebet. Ich dachte immer, wenn mein Bruder in diesem Zustand stirbt, ist er
unrettbar verloren, und deshalb redete ich beiden manchmal zu, ob ich denn nicht
einen Priester rufen dürfe. Aber da kam meine Schwägerin ganz außer sich.
Mein Bruder sagte aber dann, um seine Frau zu beruhigen: „Ich gehe schon
einmal in die Kirche und werde auch beichten.“ Nun wandte ich
mich in meiner Angst mit einer neuntägigen Andacht an den heiligen Josef und
empfahl ihm die Seele meines Bruders. Und dank dem heiligen Josef, schon am
dritten Tag sagte meine Schwägerin, als ich von der Kirche heim kam: „Mein
Mann will beichten. Du kannst gleich hinüber ins Pfarrhaus gehen und Herrn
Kaplan rufen.“ Vorher war ich schon einmal heimlich zum Pfarrer gegangen und
hatte ihm gesagt, daß mein Bruder bald nach Aussage des Arztes sterben solle,
denn er hatte Lungensucht, und ich bat ihn, einmal meinen Bruder zu besuchen und
ihm zuzu- reden, was er auch tat. Er wurde aber von beiden abgewiesen. Aber
jetzt wollte man den Priester rufen. Glücklich über solche Sinnesänderung,
ging ich den Kaplan zu rufen, und so beichtete er die elf Wochen, die er noch
lebte, noch viermal und starb sehr erbaulich. Er selbst sprach für sich die
Sterbegebete. In jener Zeit
war es, wo ich einmal in der Kapuzinerkirche den Kreuzweg betete. Bei der 5.
Station konnte ich nicht mehr weiter, weil ich kein Gefühl mehr hatte. Mein
Geist schien ganz versenkt in das Leiden Christi, denn die Welt war meinen
Sinnen wie entschwunden. Ich sah den lieben Heiland auf mich zukommen mit einem
schweren Kreuz auf dem Rücken. Neben mir blieb er stehen, und ich schaute in
sein heiliges Angesicht, das mit dicken Schweißtropfen bedeckt zu sein schien.
Er blickte mich liebevoll an, und sagte: „Meine
Tochter, willst du Mir folgen?“ Ich zögerte und dachte nach, was das bedeute.
Er aber fuhr fort: „Wenn du Mir dienst, wie bisher, so kommst du auch in den
Himmel. Willst du Mir aber Freude bereiten, so folge Mir auf dem Weg, den Ich
dich jetzt führen will. Ich verlange aber dazu deine Einwilligung.“ Ich wußte gar
nicht, was ich nur machen sollte. Ich fürchtete, ich könnte getäuscht sein
und doch wußte meine Seele, daß dies der Herr, unser Gott sein müsse, der ihr
Leiden anbieten wollte, die ihr seither nie begegnet waren. So lag ich
nachmittags von zwei bis vier Uhr auf der Erde ohne Gefühl, bis die Kinder
meines Bruders mich aufsuchten. Bald darauf wiederholte sich dieselbe
Erscheinung, und jetzt sagte ich es meinem Beichtvater, welcher mir zur Antwort
gab: „Ja, den Willen Gottes müssen wir tun.“ In der darauffolgenden Woche
kam diese Erscheinung erneut. Und nun sagte ich ganz entschieden: „Herr, führe
mich, wie du willst, und schicke, was du willst, ich will dir folgen. Nur gib
meinem unbeständigen Willen auch die Kraft, alles zu ertragen, was noch
Schweres über mich ergehen soll.“ Dies war nach
Neujahr 1892, und nun kam nichts Besonderes vor, so daß ich hätte denken
können, dies könne ein anderes Kreuz sein, als dasjenige, welches ich bis
jetzt getragen hatte. Daß mein Bruder starb und mir damit die Hoffnung auf eine
weitere Existenz hier in Mainz abgeschnitten wurde, war mir kein Kreuz, weil ich
sah, wie geduldig und gottergeben mein Bruder jetzt litt und starb. Und für
mich hatte ich ja meine ganze Hoffnung auf Gottes Wort, das ich vor Weihnachten
im Dom gehört hatte, gegründet. So vergingen weitere zwei Monate. Am
Fastnachtssonntag kommunizierte ich wieder wie gewöhnlich in der Kirche. Der
Herr hatte aber an diesem Tag meine Seele so in Besitz genommen, daß ich es gar
nicht merkte, wie weit die Zeit schon vorgerückt war. Plötzlich überfiel mich
eine solche Gewalt, daß ich gar nicht mehr Herr war über mich selbst. Mein
ganzer Körper wurde mit solcher Gewalt geschüttelt, daß meine Glieder
krachten, und ich war nicht imstande, mich auch nur im geringsten dagegen zu
wehren. Dies mußte doch von Leuten gesehen und den Patres im Kloster gemeldet
worden sein, denn es kamen zwei Patres und wollten mir behilflich sein, weil sie
es wohl für Schwäche hielten. Sie ließen mir Kaffee und ein Gläschen Wein in
die Kirche bringen, aber ich konnte vor lauter Schütteln nichts davon zu mir
nehmen. Und dabei sprach eine Stimme in mir: „So wie in
diesen Tagen die Kinder der Welt, die doch Glieder Meines Leibes sind, diese
Glieder nur gebrauchen, um Satan damit zu dienen, so sollen deine Glieder
zerrissen werden. Du sollst Mich entschädigen, indem du mit Mir leidest.“ Daraus erkannte
ich aber, daß dies nichts Natürliches sein könne. Als das furchtbare
Schütteln immer wiederkehrte, sobald sich diese Stimme hören ließ, wurde mir
es unheimlich, und deshalb fragte ich die beiden Patres nach meinem Beichtvater.
Denn diese Herren wußten ja gar nichts von mir und kannten mich nicht. Aber
mein Beichtvater ließ sich nicht sehen. Damit will ich nur den Schmerz
ausdrücken, daß er in den drei Jahren, seitdem ich dieses Leiden an mir hatte,
nichts mehr von sich hören und sehen ließ. Nach drei Jahren starb er. Dieses
Leiden wiederholte sich alle Freitage der ganzen Fastenzeit und ebenso im
Advent. Anmerkung: Seit
Fronleichnamsfest 1895 tritt das oben gemeldete Leiden mit darauffolgender
Ekstase auf: an allen Vigilien der großen Feste unseres Herrn und der lieben
Muttergottes bei letzteren oft Schlag Mitternacht, an Festtagen der minder
großen Feste im Advent und in der Fastenzeit meist donnerstags, freitags und
samstags, zur Zeit der Priesterexerzitien jeden Donnerstag und Freitag, an allen
Freitagen des ganzen Jahres mit Ausnahme des Monats November, bei der Ewigen
Anbetung in meiner Pfarrkirche, am letzten Tag des Großen Gebetes in der Stadt,
am Portiuncula-Fest, schließlich an Vigilien vom Fest der heiligen Familie, St.
Peter und Paul, der heiligen Magdalena und Clara, des heiligen Erzengels
Michael, Franz von Assisi, Johannes des Evangelisten, Johannes des Täufers und
St. Barbara. Das Leiden ist
charakterisiert durch einen dreimaligen auffallenden Ansturm, wo der ganze
Körper geschüttelt wird wie ein Baum im Winde und der Kopf von einer Seite zur
andern heftig und gewaltsam hin- und hergeschleudert wird. Wer es nur einmal
gesehen hat, kann leicht ermessen, daß nach einer so gewaltigen Erschütterung
des Gehirns der Mensch kaum fähig ist zu einem vernünftigen Gedanken,
geschweige denn zu einer wohlgesetzten Rede. Der Erfahrung nach weiß man, daß,
wenn der erste Sturm vorüber ist, die beiden anderen ganz sicher darauf folgen
und unmittelbar nach dem dritten Anfall die eigentliche Ekstase beginnt. Kaum
eine Minute nach dem dritten Leidenssturm hat der eben noch so sehr
geschüttelte und gequälte Körper wieder seinen normalen Zustand, die
vollständige Ruhe und die volle Kraft der Stimme, und sie fängt sofort an, ein
Loblied zu singen. Da der dreimalige Sturm mit Pausen von 20 Minuten, oft noch
länger oder auch mal kürzer, auftritt, so hat man Zeit, jemanden zu rufen, um
die Worte des Herrn aufschreiben zu können. Das erste Mal,
wo dieses Leiden mich in einer Mainzer Kirche überfiel, ließ mich eine mir
unbekannte, mitleidige Dame nach Hause fahren. Gott allein ist es bekannt, was
ich in den drei letzten Jahren vor dem Tode von P. Alphons († 1895) an meiner
Seele unter seiner Leitung gelitten habe wegen dieses übernatürlichen Leidens.
Von jener Stunde an verbot er mir, die Kapuziner-Kirche nochmals aufzusuchen.
Ich durfte sie nur betreten, wenn ich beichten ging. Anstatt eines Wortes der
Ermunterung, konnte ich hören: „Du bist närrisch! Für was legst du denn den
langen Weg in die Kirche hin? Es ist der Teufel in dir. Pack dich aus meiner
Kirche! Geh in deine Pfarrkirche, denn von allen Seiten werde ich aufgefordert,
dich aus der Kapuziner-Kirche zu vertreiben.“ Das einzige, was mich noch
aufrecht hielt, war, daß Er mir den Auftrag gab, täglich zu kommunizieren. Nun ging ich in
meine Pfarrkirche. Dort ging ich aber noch keine vierzehn Tage hin, als mir die
Pfarrkirche vom dortigen Pfarrer gleichfalls verboten wurde. In der nächsten
Beichte fragte ich wieder, wo ich denn jetzt kommunizieren solle, und er befahl
mir, in die S.-Kirche in Mainz zu gehen. Da ich noch nicht die Erfahrung hatte
wie jetzt, wo ich doch weiß, wie sich das Leiden entwickelt, und ich zu Hause
bleibe, wenn sich die Vorboten einstellen, so war ich ganz untröstlich. Ich
dachte nämlich, das Leiden werde sich auch in der Kirche einstellen, und ich
dort auch fortgeschickt werde. Deshalb weinte ich eine ganze Nacht und beklagte
mich sehr beim lieben Heiland, und sagte ihm: „O lieber Jesus, wenn ich nun
dort auch noch fortgeschickt werde und ich Dich auch noch lassen muß, so hab
ich ja gar keinen Halt mehr!“ Nach Mitternacht hörte ich die Stimme, die mir
sagte: „Steh’ auf
und geh in die Kapuziner-Kirche, ich will für dich sorgen, daß dir nichts mehr
vorkommt.“ Da dachte ich
bei mir, so will ich denn der Stimme so lange folgen, bis ich zu meinem
Beichtvater komme und ihn fragen kann, was ich machen soll. Am folgenden Samstag
sagte ich es meinem Beichtvater, und er sagte dann ganz bewegt: „Ja, ja Kind,
es ist recht so, komm nur wieder in diese Kirche.“ Dies alles ist
jetzt leicht niederzuschreiben, denn ich brauche nicht erst Worte zu studieren,
wie ich gestern im christlichen Unterrichte gehört habe, daß es Leute gibt,
die ganze Bücher zusammenlügen und erdichten könnten. Auch ist es leicht zu
lesen. Wer es aber liest, den bitte ich um sein Gebet, um Kraft für mich Arme,
denn meine inneren Leiden hören noch nicht auf. Ich bitte aber auch alle Leser
dieser Zeilen, wenn ähnliche Leiden über sie kommen sollten, abzusehen von den
Menschen und sich ganz allein an Gott anzuklammern, der das arme Herz doch zur
rechten Zeit zu trösten weiß. So verging das erste Jahr, ich
durfte nichts mehr sagen, noch aufschreiben, und mußte diesen Geist als unecht
verwerfen. Und um meinen Geist ganz seiner Leitung zu unterstellen, nahm mein
Beichtvater am Dienstag in der Karwoche 1892 mir die Gelübde der Armut, der
Keuschheit und des Gehorsams ab. Als ich an jenem Tage heimkam von der Kirche,
kniete ich vor einem Muttergottesbild nieder und wollte meine Danksagung
verrichten. Meine Seele ward dabei in ihren Seelenbräutigam so verzückt, daß
meine Verwandten mich erst gegen Mittag fanden. Mein Kopf war auf die Spitze
eines Möbels gestützt, und in meinem Gesicht waren Spuren zu sehen, daß ich
hart gelegen haben mußte. Von jetzt an war ich still und sagte nichts mehr von
meinen Zuständen. Aber wenn ich kommunizierte und die liebevolle Unterhaltung
mit meinem lieben, guten Jesus, der das einzige Zentrum meiner Seele war,
entbehren und mündliche Gebete verrichtete mußte, war mein Schmerz
unbeschreiblich groß. Einmal kniete
ich nun nach der heiligen Kommunion und war voller Sehnsucht, mit dem
Innigstgeliebten meines Herzens wie früher in Wirklichkeit zu verkehren. Ich
hätte so gerne Seinen Herzenskummer geteilt, den Er mir schon so oft geklagt
hatte über den Undank so vieler Menschen, die Seine Liebe verachten, und so
kniete ich heftig und bitterlich weinend in der Kapuziner-Kirche. So gern hätte
ich Seine Liebe mit Gegenliebe erwidert. Dies konnte ich jetzt nicht mehr, weil
ich ja nicht mehr glauben durfte, daß Er es ist, der Sich würdigt, bei einer
armen Sünderin Seine Freude und Seinen Trost zu suchen. Auf einmal sah ich aus
dem Tabernakel eine Gestalt kommen. Am ersten Stuhl blieb Er stehen und schaute
nach mir herüber, denn ich kniete ganz an der Wand. Ich erkannte wohl den
Bräutigam meiner einzigen Liebe und bat und flehte: „O Herr, komm doch
näher, komm an mein Herz. Sieh, ich kann ja ohne Dich nicht länger mehr leben.“
Er aber blieb stehen und blickte mich traurig an. Nun erst sah ich, daß ihm
Hände und Füße gebunden waren. Ja, Sein ganzer Leib schien in einem
Fischernetz zu stecken. Die Erscheinung verschwand, ohne mir das Geheimnis zu
erschließen, was dies eigentlich bedeute. So verfloß der
Sommer, und ich betete wie die Kinder aus einem Buch oder andere mündliche
Gebete. Aber meine Seele war überaus unglücklich. Und wenn ich darüber meinem
Beichtvater berichtete, gab er mir zur Antwort: „Kind, du bist ganz verwöhnt.
Du meinst, immer Süßigkeiten haben zu müssen. Folg mir nur schön, und du
kommst gewiß in den Himmel.“ Es kam die
große Gebetswoche im Juli. Als ich in meiner Pfarrkirche dem Großen Gebet
beiwohnte, sah ich diese Erscheinung wieder. Aber diesmal war sie näher bei
mir. Heute aber bat ich inständig, der Herr möge mir doch erschließen, was
dies bedeute. „Ach“, sagte ich, „mein lieber Jesus, bin ich denn schuld,
daß Du so gebunden bist? Nicht wahr, meine Sünden sind die Ursache dafür?
Meine Leidenschaften halten dich gebunden!“ Er aber sprach: „Dein
Beichtvater hat dies getan. Ja, es ist traurig, auch da noch seinen Dienern
nachstehen zu müssen, obwohl Ich eine Seele schon jahrelang durch meine
Einsprechungen und Erleuchtungen an Mich gezogen habe.“ Danach sagte
ich einmal zu meinem Beichtvater: „Ich fühle mich unglücklich, weil ich mich
beständig ängstige, ob ich auch die Gelübde halten kann.“ Denn ich fühlte
mich beständig innerlich angetrieben, meinen Beichtvater zu bitten, daß ich
ihm mitteilen dürfe, was ich in der Großen Gebetswoche erfahren hatte. Da ward
er sehr ungehalten gegen mich, und sagte: „Gut, die Gelübde sind von heute an
wieder aufgehoben.“ Nun war ich aber noch unruhiger: „Glaubst du denn“,
schrie er mich an, „du hast einen dummen Kaplan vor dir, der dir alles glaubt.
Da müßte ich ja der größte Esel sein, der auf der Welt herumläuft, wenn ich
die Dinge glauben wollte, die du mir erzählst. Nein, ich glaube gar nichts
mehr. Kein Wort will ich mehr hören, und wenn dir dies nicht recht ist, so gehe
doch zu einem anderen Beichtvater.“ Sechs Jahre
zuvor hatte mir derselbe Beichtvater unter Gehorsam befohlen, nichts zu
verschweigen von meinen übernatürlichen Gnaden, ihm stets alles aufrichtig zu
sagen, und weil ich im Beichtstuhl nicht alles sagen konnte, befahl er mir, es
aufzuschreiben und es ihm zu bringen. Und wenn es noch so schlecht geschrieben
wäre, weil ich meistens bei der Nacht und im kalten Zimmer schreiben mußte und
mich deswegen entschuldigte, sagte er jedesmal beruhigend: „Kümmere dich
nicht darum, ich kann es lesen.“ Aber welche
Verdemütigungen er damit zu verbinden wußte, ist gar nicht zu beschreiben. Nur
einmal ließ er mich ins Sprechzimmer kommen, und da sagte er: „Du brauchst
gar nicht ängstlich zu sein, es ist der liebe Heiland. Der Herr hat das
Schwache erwählt, um das Starke zu beschämen.“ Nachdem aber
dieses auffallende Leiden eingetreten war, veränderte derselbe Beichtvater,
ohne zu prüfen und ohne Bedenken, seine Verhaltensweise zu mir und sagte, er
glaube jetzt nichts mehr. Drei Jahre hatte ich dies Leiden schon, als der
Beichtvater ganz plötzlich starb. Im ersten Jahr
hatte er gesagte, es sei der Teufel. Aber er tat nichts, um zu untersuchen, ob
es denn so sei. Im zweiten Jahr sagte er, es sei „selbstgemachtes Zeug“ und
zuletzt behauptete er, es sei „Krankheit und Hysterie“. Es ist nicht zu
beschreiben, welche inneren Beängstigungen ich schon deswegen ausgestanden
habe. War ich krank, was infolge des vielen Kummers öfters vorkam, ließ er
keinen Priester zu mir ans Bett kommen, auch haben meine Verwandten vergeblich
meine Bitten vorgetragen, beichten zu dürfen. Besonders war dies einmal der
Fall in der Adventszeit, wo ich mehrere Male ins Kloster schicken ließ, er aber
antwortete: „Es kommt keiner.“ Und doch kann ich dem lieben Gott nicht genug
danken, daß Er mir gerade diesen klugen, in der Seelenleitung so umsichtigen
Beichtvater gegeben hatte. Niemals ließ Gott zu, daß ich ihm gegrollt hätte,
wenn auch manchmal ein kleiner Unwille mich überkam, so klagte ich mich
sogleich darüber an. Wenn mir ja der
Gedanke kam, meinen Beichtvater zu verlassen, so wies mich der Herr immer gleich
zurecht. Einmal kam mir auch der Gedanke, ich würde nichts verlieren, wenn ich
mal bei einem anderen beichten ging. Denn so gut, wie du es jetzt hast, dachte
ich, kannst du es überall haben. Doch betete ich inständig um Erleuchtung,
daß, wenn es Gottes Wille nicht wäre, er mich zurechtweise. So kam der
Samstag, wo mein Beichtvater am Muttergottesaltar die heilige Messe las, welcher
ich beiwohnte. Bei der
heiligen Wandlung ging ein solcher Glanz von der heiligen Hostie aus, daß mein
Beichtvater ganz von diesem Glanz umgeben war, er stand ganz in dem Glanz. Das war für
mich das Zeichen, daß er nicht unrecht an mir gehandelt hatte, sondern daß
seine Seele ganz in Ordnung sei, und ich staunte. Bei der heiligen Kommunion,
als er kommunizierte, sah ich den lieben Heiland statt der heiligen Hostie, und
ein Glanz ging von ihm aus, und ein Strahl davon traf auch auf mich, der mich so
anzog, daß er mich gleichsam durch dem Priester und N. in sich zog, und wir
alle drei in ihm verschmolzen. Das war dann für mich das Zeichen, daß ich auch
weiterhin durch ihn muß geleitet sein. Ein anderes
Mal, nachdem ich viel von ihm auszuhalten hatte, war ich wieder in der Kirche,
als er eine heilige Messe las. Bei der heiligen Opferung opferte ich mich mit
dem Priester auf, und wie ich dies so tun wollte, da erhob sich zwischen dem
Altar und mir eine dunkle Wolke, als wenn Nebel vor die Sonne tritt und sie
verfinstert. Ich erschrak, weil ich meinte, ich sei im Stande der Ungnade. Diese
Erscheinung dauerte bis nach der Kommunion. Ich bat lange darum, der Herr möge
mir doch erklären, was das bedeute. Und der Herr sagte, Er wolle mir nur sein
Mißfallen darin zeigen, daß mein Beichtvater mich so ganz ohne Schutz und
Hilfe lasse und er deshalb auch nicht teilnehme an den Gnaden, die Er mir gebe. Ein anderes Mal
war mir geraten worden, ihn zu verlassen, weil man sagte, es wäre besser, wenn
ich in den übernatürlichen Dingen eine Leitung hätte. Mein Inneres aber sagte
mir: „Bleibe!“ Während der heiligen Messe auf Portiuncula sah ich eine
ganze Schar Heiliger. Sie zogen in Prozession an mir vorbei und jedes hatte ein
prächtiges Blumenbukett in der Hand von den verschiedensten Blumen. In der
Mitte lag ein Zettel darauf, auf welchem der Name meines Beichtvaters stand „Durch
N.N.“ und es wurde mir bedeutet, daß sie alle durch ihn die ewige Seligkeit
erlangt hätten. Daraufhin entschloß ich mich, bei ihm zu bleiben. Anmerkung: Erst
Mai 1897 erfuhr die Schreiberin durch eine ihr befreundete Person, welche mit
Pater Alphons viel verkehrte, und der er die Aufzeichnungen, die er sich von
Barbara machen ließ, sehr oft zum Lesen gab, daß Pater Alphons sich häufig
folgendermaßen äußerte: „Das Mädchen
ist doch so einfach und anspruchslos und macht so gar nichts aus sich, und ich
demütige sie immer so sehr, und doch kommt sie immer von neuem wieder, es muß
doch was dran sein. Auch ist es sehr zu verwundern, daß sie dabei ein so sehr
tätiges Leben führt.“ Der liebe Gott
ließ es nicht zu, daß mein Beichtvater starb, bevor er seine Meinung
ausgesprochen hatte. Einige Monate vor seinem Tod ließ er mich ins Sprechzimmer
kommen und sagte: „Nun habe ich dich lang genug geprüft, jetzt ist es genug.
Wenn du etwas hast, so sage mir es. Aber laufe nicht mehr sonst herum. Und mit
dem Übernatürlichen, das kann ich halt auch nicht wissen.“ Von dort an war
er nicht mehr so grob, und als ich im Advent wieder krank war, kam er selbst und
nahm mir die Beichte ab, wie mir eine innere Stimme einige Zeit vorher schon
gesagt hatte. Nun frage ich,
kann sich der Mensch bei all seinem guten Willen in seinem heiligen Glauben so
täuschen? Die heilige Kirche lehrt, daß niemand sagen kann „Herr, Herr“,
außer im Heiligen Geist. Und der heilige Paulus sagt: „Prüfet die Geister,
was gut ist, behaltet.“ Was mich in allen Leiden aufrecht hielt, war, daß ich
sah, wie mich der liebe Gott gleichsam an der Hand führte, all die Worte und
Verheißungen in Erfüllung gehen ließ, die Er mir gegeben, und die ich mit
Augen sehen und mit Händen greifen konnte. Ich habe schon oben gesagt, daß Er
mich zu Haus schon jahrelang aufforderte, um die öftere heilige Kommunion zu
bitten, und in den letzten Jahren noch zudem verhieß, daß ich diese Gnade noch
erlangen werde, aber nur dann, wenn ich meinen Willen Seinem göttlichen Willen
ganz unterworfen haben werde. Als mir gesagt
wurde, daß ich mich von jetzt an als Schutzkind des heiligen Ignatius
betrachten solle, war es sehr fraglich, ob mein Bruder, der damals die
Bierwirtschaft in der Neutorstraße in Mainz hatte, immer in der gleichen
Pfarrei bleiben werde. Denn er war nur Pächter und konnte als solcher alle
sechs Monate in ein anderes Stadtviertel versetzt werden. Darum kann es nur Gott
sein, der alles so gelenkt hat. Er allein weiß unsere Wege zu leiten. Und es
hat den Anschein, als ob ich wirklich in dieser Pfarrei bleiben werde, denn das
Lokal kann jetzt nicht mehr von unserem Pachtherrn gekündigt werden, weil er
selbst das Haus angekauft hat, und jetzt sind wir schon elf Jahre da. Ferner
sagte mir jene Stimme: „Bleibe, wo
ich dich hingestellt habe. Ich will deine Verwandten segnen, daß du im
Überfluß sollst zu leben haben.“ Wollte man dann
behaupten, so was könne man sich einbilden. Ja, einbilden können sich's die
Menschen, aber ausführen kann es nur der liebe Gott. Und er hat es ausgeführt.
Denn während meine Schwägerin im ersten Jahr vor der Verheißung 700 Mark
zusetzen mußte, konnte sie im folgenden Jahr schon 500 Mark auf die Sparkasse
tragen und jährlich mehr. Die Stimme, die
in mir spricht, sagte ferner: „Deine Schwägerin heiratet nie mehr. Bleibe bei
ihr, denn ich will sie retten und der Welt zeigen, was eine Seele erträgt, die
mich liebt.“ Wie hat sich dieses bewährt! Mein Beichtvater sagte einige Male
in der Zeit, wo sie noch so sehr gegen mich war, „sie heiratet wieder, du
wirst sehen.“ Mehr als zehn bis fünfzehn Freier waren schon da, aber jetzt
ist Ruhe eingekehrt, weil jedermann ihren entschiedenen Charakter kennt. Ja,
einbilden können wir's uns, aber ausführen kann es nur der liebe Gott. Als
mein Bruder an der Influenza erkrankte, sah ich in der Ignatius-Kirche bei der
heiligen Wandlung, wie ein Engel etwas in den Kelch hineinlegte. Ich fragte den
lieben Heiland, was dies zu bedeuten habe, und erfuhr, es sei das Opfer des
Lebens meines Bruders, und es ging in Erfüllung, zwei Jahre später. Als mein
Beichtvater meiner Schwägerin gesagt hatte, er ließe sich nie mehr
überführen, es sei nur Einbildung von mir oder der böse Feind, da beklagte
sich meine Schwägerin mit Entschiedenheit, daß ich so manche Stunde mit diesem
Leiden versäume, besonders in der Advents- und Fastenzeit, und wenn sie etwas
an mir merkte, fing sie an zu toben, daß ich mir nicht mehr zu helfen wußte.
Sie sagte, sie könne so etwas in ihrer Wirtschaft nicht brauchen, sie brauche
solches dummes Zeug nicht zu dulden, wenn auch die Geistlichen nichts darauf
gäben. Wie oft mußte ich die Worte von ihr hören: „Pack dich aus dem Haus,
denn du verdienst nicht das Wasser, das du trinkst.“ Und doch war der Segen
Gottes so sichtbar in der Familie, daß es, während es früher immer
rückwärts ging, es nun beständig aufwärts ging. Am 1. Freitag
im Advent wurde mir gesagt, daß kein Priester an mein Bett kommen werde, und
ich müsse fünf Wochen zubringen ohne die heilige Kommunion. Und so war es
auch, denn ich war krank und konnte nicht in die Kirche. Alles Bitten war
vergebens, und kein Priester kam an mein Krankenbett. Am letzten
Freitag im Advent sagte die Stimme: „Bis übers Jahr hin, bis es Weihnachten
wird, werde ich deine Schwägerin und deinen Beichtvater überführen.“ In
diesem Augenblick sah ich meine jüngste Nichte, damals sieben Jahre alt, ein
liebliches, blühendes Mädchen, auf der Totenbahre liegen, ganz weiß gekleidet
und mit Blumen bedeckt. Meine andere Nichte sah ich zum Altar treten mit einem
sehr anständigen jungen Mann, um sich trauen zu lassen. Als ich mich nach
meiner Schwägerin umschaute, sah ich sie nicht, und hörte die Worte: „Bei
dieser Nichte wirst du bleiben.“ Wenn ich im
Laufe jenes Jahres an die Erfüllung dieser Verheißung dachte, mußte ich
weinen, denn dieses Mädchen war mein und seiner Mutter Augapfel. Und wirklich:
Zehn Tage vor Weihnachten kam sie aus der Schule und klagte über Kopfschmerzen.
Der Arzt erklärte es für Influenza, und es war Hirnentzündung dabei, und drei
Tage vor dem Weihnachtsfest wurde sie begraben. Nun war meine arme Schwägerin
überführt, aber mit welchem Verlust. Sie stand das Jahr vorher an meinem Bett,
als ich es ihr sagte, daß ich ihren Liebling so gesehen hätte. Als ich es aber
meinem Beichtvater mitteilte, daß jetzt das eingetroffen, was ich letztes Jahr
ihm gesagt, antwortete er mir: „Wenn man dem Esel ein Buch vorlegt, trifft er
auch manchmal einen Buchstaben ,a’ oder ,i’.“ Deshalb glaube ich ganz
fest, daß der liebe Gott meinen Beichtvater zu sich nahm, weil er es nie
zugegeben hätte, daß jemand ein Wort erfahre. Vor sieben
Jahren wurde ich einmal nach A. gerufen, weil man dort in der Familie meines
Bruders ein neugeborenes Kind erwartete. Er hat eine Bäckerei und mehrere
Dienstboten, da sollte ich den Laden versehen, bis seine Frau wieder gesund sei.
Sie hätten es gar gerne gehabt, daß ich nicht so früh in die Kirche gegangen
wäre, weil gerade um diese Zeit im Laden am meisten zu tun war. Ich wollte aber
doch kommunizieren, und da mußte ich früh in die Kirche, denn sonst wurde
keine Kommunion ausgeteilt. Ich war schon mehrere Wochen da, und das Kind war
noch nicht zur Welt gekommen, und ich mußte oft hören, das viele Kommunizieren
sei nicht gut, weil man wußte, daß ich deswegen so früh in die Kirche ging. Einmal kam ich
heim, da fielen mich beide an. Mein Bruder sagte: „Eben haben wir von dir
gesprochen, du bist mir wirklich ein Rätsel. Du liefst von zu Haus weg und
kümmerst dich gar nicht um dein späteres Schicksal. Du sorgst nicht für dein
Fortkommen, ich glaub, du bist nicht recht gescheit.“ Dabei blickten sie beide
mir prüfend in die Augen, um die Narrheit herauszulesen. Dies schmerzte mich
sehr, denn ich wußte, daß ich um mein Glück kommen sollte, um die heilige
Kommunion. Weil ich nun
dachte, sie könnten am Ende recht haben, so ging ich an demselben Tag noch
fünf Stunden von dort in meine Heimat, um das Verlangen nach der heiligen
Kommunion zu unterdrücken, weil ich meinte, ich könnte mich am End daran
gewöhnen, denn in meiner Heimat war kein Priester. Als ich aber fünf Tage dort
war, zog mich eine solche Gewalt wieder nach A., daß ich in der Nacht aufbrach
und zurückging. Am andern Morgen bei der heiligen Kommunion belohnte mir der
Herr mein Verlangen nach ihm und half mir alle Schwierigkeiten überwinden, wie
sehr Er verlangt, daß wir ihn oft empfangen. Als ich von der Kommunionbank
zurückgekehrt war, sagte eine Stimme in mir: „Geh hin und sage deiner
Schwägerin, daß sie bald von ihren großen Beschwerden befreit werde. Sie
werde einen kräftigen, gesunden Knaben gebären, den er aber bestimmt habe,
dereinst Priester zu werden.“ Und als ich den
ganzen Tag zögerte und nichts sagen wollte, wurde ich am Abend, wo ich eine
Muttergottes-Gnadenkirche besuchte, noch einmal dazu aufgefordert. Die liebe
Muttergottes sagte: „Was hat dir
mein Sohn aufgetragen? Warum befolgst du es nicht? Geh nur hin und sag es deiner
Schwägerin.“ Als ich
heimkam, saß meine Schwägerin da und weinte. Sie hatte mein Gebetbüchlein in
der Hand, in dem ein Brief meiner Klosterschwester lag, den sie eben gelesen
hatte. Sie blickte mich an und sagte: „O glückliche Seelen, die ihr seid, du
und Marie.“ Ich ging zu ihr hin und sagte, da die liebe Muttergottes sie
selbst schon unterdessen umgestimmt hatte: „Sei zufrieden, auch dich hat der
liebe Gott gerade so gern. Er läßt dir sagen, daß du bald entbunden wirst von
einem gesunden, kräftigen Knaben, der aber einst Priester werden wird.“ Dies
Kind kam am anderen Morgen zur Welt und ist jetzt acht Jahre alt. Sein Vater
erzählte mir an Ostern, daß er alle Freude an ihm habe, er sei in der Schule
der fleißigste Schüler und brächte die besten Noten heim. Ein anderes Mal,
als ich betete für meine Verwandten, wurde mir mitgeteilt, daß meine beiden
Schwägerinnen in andern Umständen seien, aber daß die in A. sterben würde,
wenn sie noch einmal gebären werde. Und es war so. Voriges Jahr brachte sie ein
totes Kind zur Welt und starb bald darauf. Dieses Jahr (1896), als ich nach
einem Besuch von A. zurückfuhr, weinte mein Bruder noch auf dem Bahnhof bei mir
und sagte: „Hätte ich
dir doch damals geglaubt, als du mir sagtest, ich solle mit meiner Frau ein
jungfräuliches Leben führen, was hätte ich jetzt ein schönes Leben. Aber
jetzt ist es geschehen.“ Erwähnen will
ich noch, was ich von meinem Vater erfuhr, weil ich daraus lernte, wie
beharrlich man beten müsse: Mein Vater war schon dreizehn Jahre tot. Die Mutter
und wir Kinder hatten immer große Angst, ob er wohl gerettet sei, weil er so
dem Laster der Trunksucht ergeben war. Er erkrankte an Lungenentzündung und
starb schnell, doch versehen mit den heiligen Sterbesakramenten. Wir waren immer
so ängstlich, ob er zur himmlischen Gnade gekommen sei. Die Mutter betete jeden
Abend mit uns für den Vater. Auch im Sommer, bei der strengsten Feldarbeit,
durften wir Kinder nicht eher schlafen gehen, bis wir mit ihr für den Vater den
Rosenkranz gebetet hatten. Wir Kinder
wuchsen heran, und ich hatte unterdessen schon den Entschluß gefaßt, nicht in
den Ehestand zu treten und mein Leben Gott zu weihen, als im Jahre 1873, mehrere
Stunden von meiner Heimat entfernt, die erste Mission, die ich erlebte,
abgehalten wurde. Ich war damals an 27 Jahre alt. Ich erbat mir von meiner
Mutter die Erlaubnis, sie mitzumachen, und auch von meinem Beichtvater bekam ich
Erlaubnis, während der Mission täglich die heilige Kommunion zu empfangen. Ich
war voller Freude. Um ja meiner Mutter nicht lästig zu fallen, bat ich sie um
18 Kreuzer und einen Laib Brot. Ich hielt mit großer Innigkeit die Mission mit
und weinte und betete unaufhörlich für meinen Vater. Ich hatte eine solche
Gabe der Tränen in jener Zeit, daß ich täglich zwei Taschentücher
durchnäßte. Obwohl ich bei Verwandten hätte übernachten undessen und trinken
können, schlug ich dies alles aus, und lebte wirklich nur von Wasser und Brot,
volle sechs Tage lang. In der Nacht
vor dem Schluß der Mission nahm ich mir vor, in der Kirche vor dem
Allerheiligsten Sakrament zu bleiben, um die ganze Nacht zu beten und zu weinen.
Ich verbarg mich in einem Stuhl. Es bemerkte mich auch niemand, und die Tür
wurde verschlossen. Es war die Woche vor Allerheiligen und schon bitter kalt.
Aber wie es mir scheint, verlangte der liebe Gott dies Opfer nicht von mir, weil
Er nie mehr fordert, als die Kräfte reichen. Gegen 11 Uhr nachts hörte ich auf
einmal Tritte kommen und die Schlüssel rasselten. Schnell schlüpfte ich wieder
in meinen Winkel, aber zu meinem höchsten Leidwesen kamen die Leute gerade auf
mich zu und stießen laute Schreie aus in der Meinung, es sei ein Gespenst und
liefen der Kirchentür zu. Es war der Glöckner, der mit zwei Mädchen gekommen
war, um noch einen Kranz an ein Bild zu hängen. Dieser faßte den Mut, noch
einmal nachzusehen, und redete mich an. Ich sagte zur Ausrede, ich wolle niemand
belästigen mit Übernachten und wolle deshalb in der Kirche bleiben. Der Mann
sagte, es sei zu kalt, er werde mir schon für eine Logie besorgen. So mußte
ich mit ihm eine längere Strecke durchs Dorf laufen, aber es war nirgends
Platz. Ich versetzte
mich im Geist zur heiligen Familie nach Bethlehem, wo sie abgewiesen wurde, denn
wie dort hieß es überall: „Nein, kein Platz hier!“ Endlich erbarmte sich
ein Mann und sagte: „Nun, wo meine andern Kinder sind, kann auch diese noch
unterkommen. Komm nur.“ Ich trat in ein Kämmerchen, wo wir zu dritt auf einem
Lager lagen. Ich konnte aber nicht schlafen. Um die Mitternachtsstunde sah ich
auf einmal, als wenn eine Gestalt zur Tür hereinkäme und auf mich zu trete. Es
war die liebe Muttergottes in einem weißen wallenden Gewand. Mit der rechten
Hand machte Sie mir einen Zeigefinger, und ich erinnerte mich gleich, was Sie
damit meinte, denn ich hatte ihr versprochen, jeden Abend den Rosenkranz vor dem
Heiligsten Sakrament für meinen Vater zu beten, was ich an jenem Abend
unterlassen hatte, weil ich dachte, ich könne es nachts tun, und fing deshalb
gleich an zu weinen, weil ich verstand, was Sie meinte. Sie aber deutete mit der
linken Hand in eine Entfernung. Ich schaute ihrer Hand nach, und schaute in eine
weite Wildnis. Später wurde
mir zu wissen gegeben, was diese Wildnis bedeutete. Weil mein Vater nämlich gar
zu gern in lustiger Gesellschaft sich aufhielt, und sein Geld im Jubel
verpraßte, mußte er so viele Jahre lang in der Einsamkeit schmachten. In
dieser Wildnis war nichts zu sehen als hie und da ein Dornenstrauch. Hinter
einem solchen Dornensträuchlein sah ich meinen Vater ganz nackt bis an die
Lenden. Seine Farbe war eine bläuliche Totenfarbe, und die ganze Haut war ein
Flecken am anderen, der eine größer, der andere kleiner. Die Hände hatte er
fest ineinander gefaltet, wie gezwängt, und war abgemagert wie ein Totengerippe,
wenn die Haut noch darüber ist. Ich erkannte ihn nur noch an seinen Zügen und
an seinem Lockenhaar. Er sah mich so bittend an, daß ich weinte bis in den Tag
hinein. Am Morgen
fragte man mich, warum ich so geweint hätte, aber ich verriet nichts, sondern
suchte in aller Frühe einen Priester auf. Diesem erzählte ich sofort meine
Erscheinung. Er war sehr gerührt und sagte, das dürfe ich schon meiner Mutter
sagen, und wir sollten für meinen Vater, der viel zu leiden haben müsse, etwas
tun, besonders heilige Messen lesen lassen. Zum Schluß gab er mir als Priester
die Versicherung, daß mir der liebe Heiland – wenn ich so fortfahre wie
bisher – an einem Tag, wo die Gnaden recht reichlich flössen, auch
zeigen werde, ob mein Vater erlöst sei oder nicht. Wir ließen
fünfundzwanzig bis dreißig heilige Messen lesen, und jedes Jahr hielt ich sehr
strenge Fasten in der Allerseelenoktav bei Wasser und Brot, daß meine Kräfte
ganz erschöpft waren, weil ich dabei streng arbeiten mußte. Trotz all der
Tränen, die ich geweint, trotz all der Hitze der Feldarbeit, die ich ertrug,
und ihm aufopferte, erfuhr ich nichts. So mußte ich
von der Mission an noch zwölf Jahre für ihn bitten, also fünfundzwanzig Jahre
waren verflossen seit dem Tode meines Vaters, und nur einmal hatte ich in der
Zwischenzeit einen Trost. Dies war vom 16. bis 18. Juli, wo der heilige Vater
Pius IX. ein Jubiläum feierte und ein vollkommener Ablaß gewährt wurde. Ich
ging in eine andere Kirche, um die heiligen Sakramente empfangen zu können.
Eine sehr fromme Jungfrau schloß sich mir an und wir beteten und flehten bis
ein Uhr nachmittags. Die Kirche war längst leer. Auf einmal sah ich vor mir
zwei Gestalten: Die selige Maria Margareta Alacoque und die liebe Mutter Gottes,
die vor dem lieben Heiland knieten, gerade so wie wir zwei. Die liebe Mutter
Gottes sagte zu Ihrem Sohn: „Mein lieber Sohn, gewähre ihr doch die Bitte und
zeige ihr ihren Vater.“ Der liebe Heiland saß auf einem gar wunderschönen
Thron und schaute gar freundlich auf die beiden herab, und Er lächelte über
die Bitte Seiner Mutter, und sagte, indem Er das Haupt schüttelte: „Die soll
sich an ihre Sünden erinnern.“ Dabei aber sah ich im Hintergrund weit, weit
hinten, vor mir meinen Vater, und das war für mich das Zeichen, daß ich noch
viel beten müsse, bis er erlöst sei. Ich stand in der Mitte, vor mir die
liebliche Erscheinung und weit, weit hinter mir meinen Vater. Dies war das
Zeichen, daß ich ihn noch befreien könne, daß es aber noch lange dauern
werde, bis er zur seligen Anschauung würde übergehen. So vergingen
weitere zwölf Jahre, und ich kam nach Mainz. Als ich die neun ersten
Josefs-Mittwoche wieder mit großer Innigkeit abgehalten hatte, und an jedem
meinen Vater empfahl, und den Herrn beständig daran erinnerte, daß das Wort
des Priesters im Beichtstuhl Sein Wort sei, also Er mir das Versprechen gegeben
habe, daß ich noch bei Lebzeiten erfahren werde, ob mein Vater erlöst sei,
kniete ich am letzten Mittwoch lange, Stunde um Stunde, und weinte und flehte,
bis es zehn Uhr war, und sagte: „Heute gehe ich nicht eher aus dieser Kapelle,
bis ich erfahren habe, ob mein Vater erlöst ist. Gewähre mir doch die Gnade.
Liebe Mutter, um Deiner Schmerzen willen, und du, heiliger Josef, um deiner
Betrübnis willen und um all der Liebe willen, die dein göttlicher Pflegesohn
dir erwiesen, müßt ihr mir diese Gnade gewähren, denn ich bin auch das Kind
meines Vaters, und ich weiß, welche Peinen er erleidet. Ich gehe nicht von
dieser Stelle, bis er befreit wird.“ Ich opferte
unaufhörlich das kostbare Blut und alle heiligen Messen und Kommunionen für
ihn auf. Auf einmal sah ich meinen Vater auf mich zukommen, aber nicht mehr wie
vor zwölf Jahren, abgemagert und bleifarben. Er war so schön, so jugendlich,
so vollkommen am ganzen Körper und streckte mir die Arme entgegen, als wolle er
mich umfassen. Nur an seinen Zügen und an seinem Lockenhaar konnte ich ihn
wiedererkennen. Doch war seine Hautfarbe gelb, wie Wachs, auch fehlte ihm die
Frische, und sein Blick war nicht ganz fröhlich, er hatte noch etwas Trauriges
in seinem ganzen Wesen. Ich sagte dies meinem damaligen Beichtvater, so hätte
ich meinen Vater gesehen. Er wies mich ganz derb ab und sagte, solche Dinge
könne er nicht beurteilen. Ich war sehr unglücklich, und weinte die ganze
Woche, weil ich dachte: „Wie kannst du arme Sünderin dir einbilden, du
hättest eine Arme Seele befreit, wenn ein so frommer Priester und Ordensmann
davon nichts weiß.“ Denn ich meinte, das könne jedem Menschen vorkommen. Bei meiner
nächsten Beichte sagte ich ihm, ich sei tief beschämt über die Worte, die er
mir gesagt, und ich wisse nicht, ob ich noch weiter für den Vater beten solle,
und jetzt erst erzählte ich ihm den Vorgang vor zwölf Jahren. Darauf sagte er
mir: „Du brauchst nicht zu zweifeln, daß es solche Dinge gibt in unserer
heiligen Kirche. Ich bin aber noch ein junger Priester und mir ist solches noch
nicht vorgekommen, aber nachdem, wie du mir die Erscheinung beschreibst, mußt
du annehmen, daß deinem Vater noch das Kleid der Glorie fehlt. Du mußt also
noch beharrlich beten, und ich verspreche dir, die ganze Woche dieses Anliegen
in meiner heiligen Messe auch vorzubringen.“ So vergingen
wieder acht Tage. Am ersten Sonntag ging ich früh in die Kirche und hörte alle
sieben heiligen Messen, die an jenem Morgen gelesen wurden und betete
unaufhörlich für meinen Vater. Nach der heiligen Kommunion rang ich mit dem
lieben Heiland, und hielt ihn krampfhaft umfesselt. Damals hatte ich noch gar
oft die große Gnade, Seine Nähe nicht nur zu fühlen, sondern Ihn auch zu
schauen in sichtbarer Gestalt mit meinem geistigen Auge. Ich hielt Ihn so fest
und sagte: „Ich laß Dich heute nicht gehen. Du mußt mir meinen Vater in den
Himmel führen.“ Bei der letzten heiligen Messe fühlte ich einen solchen
großen Schmerz in meiner Brust, ob von der übergroßen Anstrengung oder von
einem geistigen Leiden, das ich für meinen Vater noch aushalten mußte. Als der
Priester bei der heiligen Wandlung die Hostie emporhob, sah ich auf einmal auf
der rechten Seite meinen Vater an den Altar treten, und so blieb er neben dem
Priester stehen bis zur Kommunion. Als der Priester kommunizierte, sah ich
meinen Vater in der heiligen Hostie, die der Priester empfing, verschmelzen. Die
heilige Hostie und mein Vater waren verschwunden, und ich hatte eine solche
überirdische Freude, ein solches Wonnegefühl, mit der Überzeugung, daß in
diesem Moment mein Vater aufgenommen wurde in die himmlische Glorie, daß ich
nicht daran zweifeln konnte. Das ist mein
Leben und einige Gnaden, die ich glaube, daß der liebe Gott sie in mir gewirkt
hat, um mir zu zeigen, wie wenig ich getan, und wie vieles Er; wie wenig Er
verlangt und wie viel Er gibt für das Wenige, das wir tun. Ich stelle alle
Worte, die ich geschrieben, unter das Urteil derer, die dieses von mir verlangt
haben. Finden sie nichts darin, das anderen Seelen nützen könnte, so werden
sie diese Schrift vernichten. Als ich heute
frühmorgens nach der heiligen Kommunion meine Danksagung verrichtete, und ganz
besonders dem Heiligen Geist für all die Gnaden dankte, und dem lieben Heiland,
daß Er mich ganz besonders dem Heiligen Geist übergeben habe, um Ihn ganz
besonders zu verehren und anzubeten, brachte ich Ihm neben anderen Danksagungen
meine Schrift zum Opfer dar, und dankte Ihm für die liebevolle Leitung während
des Schreibens – weil es mir oft vorkam, als stehe jemand neben mir und
diktiere mir die Worte, denn ich brauchte gar nicht nachzudenken – und bat Ihn
um Seinen Segen dafür. Da hörte ich
in meinem Innern die Worte: „Beunruhige dich jetzt nicht mehr und habe keine
Angst, ob sie Anerkennung finde oder ob die Schrift verworfen werde. Ich sage
dir, daß sie nicht verworfen wird, denn man wird nicht die Hand beachten, durch
die die Gabe gereicht wird, sondern man wird auf Den schauen, von dem sie
ausgeflossen. Sage N., es sei besser, wenn die Schrift zusammen gedruckt werde,
denn bruchstückweise könne man den Geist, der daraus spricht, doch nicht so
recht erkennen. Und fürchte dich nicht mehr, daß du Schaden leiden könntest,
denn wenn Ich alle diejenigen retten will, die im Schifflein Petri sich
befinden, auch wenn sie wenig darin tun, um wieviel mehr werde Ich diejenigen
retten, die sich bemühen werden, daß dieses Schifflein sich erweitere in den
Wogen der Welt, und daß es verschönert wird. Und dazu habe Ich nicht nur die
Priester, Missionare und Ordensleute allein berufen, sondern alle, die Meiner
Stimme folgen, und diese Meine Liebe und Erbarmung, die Ich ihnen zu erkennen
gebe durch Meine Worte, auch auf andere zu übertragen suchen. Denn nicht nur im
Anfang war es notwendig, daß Meine Kirche sich ausbreite auf Erden, sondern das
wird so lange notwendig bleiben, wie die Welt steht. Und wenn die Welt es je
bedurfte, daß die Erde sich erneuere, so war dies noch nie so notwendig wie in
der jetzigen Zeit, wo selbst die Christen anfangen, ein neues Heidentum zu
schaffen.“ Nachtrag zum
„Leben“ von Barbara, ihren Vater betreffend: In derselben Zeit, als ich die
Offenbarungen über meinen Vater erhielt, war ein Kaplan wegen einer Predigt,
worin er Politisches vorgebracht haben soll, angezeigt worden, und man sprach im
Dorf viel davon. In derselben Nacht, als ich die Offenbarung erhielt, sagte eine
Stimme zu mir: „Sage nichts mehr von eurem Kaplan, denn es gibt Untersuchung
und auch Arrest. Und was dir heute nacht vorgekommen ist, ist so gewiß wahr,
wie daß es Gefängnisstrafen gibt.“ Wirklich kam der Kaplan einige Tage
darauf ins Gefängnis. Wie Jesus
Lieschen Feiler mit Barbara Weigand zusammenführte: Seit 1888, dem
Tode ihres verstorbenen Pfarrers, dem Lieschen Feiler achtzehn Jahre lang die
Haushaltung führte, war Lieschen schon einige Jahre in der Stadt Mainz. Doch
lebte sie einsam für sich, ohne mit jemanden in Verbindung treten zu wollen.
Zuweilen sah sie Barbara Weigand in der Kirche, und sie dachte bei sich, wenn
sie selbe die Stationen beten sah: Mit dieser Person möchtest du ganz gern
zuweilen umgehen, denn sie scheint tieffromm zu sein. Von Zeit zu
Zeit traf sie beim Nachhausegehen aus der Kirche mit Barbara zusammen und sprach
dann einige freundliche Worte mit ihr. Darauf lud eine bekannte reiche Frau
Lieschen ein, ihr zu helfen, eine Kranke zu pflegen, weil Lieschen sich darauf
sehr verstand. Lieschen ging auch hin. Nach einigen Tagen aber fühlte sie einen
solchen inneren Drang, nach Mainz zurückzukehren, daß sie glaubte, nicht mehr
leben zu können, wiewohl der Pfarrer des Ortes ihr bereitwilligst die tägliche
heilige Kommunion angeboten hatte. Die Familie, die sie ungern verlor, wollte
sie jedoch nicht ziehen lassen. Da ging Lieschen zu dem ihr befreundeten Herrn
Pfarrer des Ortes und bat ihn, ihr doch beizustehen, daß man sie ziehen lasse,
denn Lieschen fühlte sich heftig nach Mainz hingezogen, wußte jedoch gar
nicht warum. Derselbe kam
noch an demselben Tag und beruhigte die Familie, so daß man in ihre
beschleunigte Abreise einwilligte. Am andern Tag wurden die neun
Josefs-Mittwoche angefangen in der Franziskaner-Kirche. Dort traf Lieschen
nach der Andacht mit Barbara zusammen. Barbara bat sie, weil sie vom Herrn an
Lieschen verwiesen worden war und ihr gesagt wurde, sie möge Lieschen um
Beistand bitten, sie möge ihr zuweilen beistehen, wenn ihr Leiden an sie
herantrete. In der Familie von Barbara hatte nämlich niemand Zeit für Barbara;
vielmehr mußte Barbara im Gegenteil noch froh sein, wenn man ihr nicht
allzusehr grollte, wenn sie mitten in der größten Arbeit sich losreißen
mußte, um das Bett zu hüten, wenn das Leiden sich einstellte. Barbara hatte
um diese Zeit ihr Leiden alle Donnerstage und Freitage in der Fastenzeit. Schon
das erste Mal (wahrscheinlich Anfang der Fasten 1893), wo Lieschen dem Leiden
und der nachfolgenden Ekstase beiwohnte, erhielt Lieschen die Gnade, daß ihre
verstorbene Schwester erlöst wurde, die im Jahre 1889 verstorben ist. Auch war
ein verstorbener, mit Lieschen Feiler befreundeter Priester ihr in der
Kapuziner-Kirche erschienen in großen Leiden, denn Lieschen betete fleißig
für ihn und opferte täglich das kostbare Blut für ihn auf. Es ward Lieschen
auch zugesagt, sie sollte noch eine heilige Messe für ihn bezahlen und eine
heilige Kommunion für ihn opfern, aber in der Kirche, wo der Priester gewirkt.
Das tat sie sofort und spornte noch viele an, in der heiligen Messe für ihn zur
Kommunion zu gehen. Diese taten es bereitwilligst, und der Priester ward
erlöst. Es wurde gleich darauf Barbara gezeigt, wie er in den Himmel einzog. Auch
ein
anderer befreundeter Priester erschien Lieschen laut seufzend und
stöhnend. Sie
vernahm durch Barbara, daß sie noch eine Wallfahrt nach
Walldürn für ihn
machen sollte. Lieschen gedachte, barfuß hinzugehen. Der liebe
Heiland aber
sagte, das solle sie nicht tun. Sie solle auch nicht bei Wasser und
Brot hingehen, wie sie beabsichtigte. Sie nahm sich deshalb
Eßwaren mit wie alle
andern, konnte aber während des ganzen Weges nichts genießen
als Wasser und
Milch, aber mit etwas Wein vermischt. Das Blut stand
ihr bereits in den Schuhen von dem Gehen. Auf einmal aber konnte sie nicht mehr
weiter. Da entschloß sie sich, das Kreuz zu tragen, welches abwechselnd
getragen wird, obwohl sie sich so krank fühlte, und sie trug es ein großes
Stück weit und wurde sichtlich gestärkt, so daß sie, als sie in eine Kirche
kamen, dort noch die Stationen halten konnte, während die anderen, die gesund
waren, sagten, es sei ihnen unmöglich. In Großumstadt aber wurde sie wieder so
schwach, daß sie nicht mehr weitergehen konnte. Da bat und flehte sie mit
Inbrunst: „Wenn du, o lieber Jesus, mich jetzt nicht stärkst, so kann ich
nicht mehr fort, ach hilf mir doch!“ Da auf einmal,
sah sie eine wunderschöne Hand und einen Arm sich ihr entgegenstrecken, aber so
entzückend, daß ihr Hören und Sehen verging. Zugleich fühlte sie sich
gestärkt und vollkommen geheilt. Zuerst meinte sie, es sei die Seele, für die
sie den Bußgang unternommen, aber dann erkannte sie, daß es der liebe Heiland
selbst war. Als sie aufstand, war sie gesund und konnte wieder gehen. Beim Anblick
der Kirche von Walldürn wurde ihre Seele von Freude überströmt. Gleich darauf
sah Barbara, wie die Seele erlöst wurde. Als Barbara in
N. bei der Kranken war, kam eine Verwandte derselben eines Tages zum Kaffee.
Auch Lieschen sollte teilnehmen, aber sie sagte, daß sie nichts genieße, weil
es Fastenzeit sei. Die Dame aber sprach ihr sehr zu und sagte, daß das Fasten
ungesund sei und wie sehr man sich damit ruiniere. „Sehen Sie“, sagte sie,
„ich esse jeden Mittag zum Kaffee zwei Butterbrote und schmiere auch noch
Honig darauf. So wird man steinalt.“ Als Lieschen
vierzehn Tage später wieder nach Mainz zurückkehrte, dauerte es nur noch
einige Tage, und es kam eine Arme Seele in der Kirche zu ihr mit schrecklich
entstelltem und wehem Mund, mit lauter Blasen bedeckt. Tags zuvor klopfte sie an
der Tür von ihr, machte Lärm am Tisch an einer Glasglocke und rief den Namen
von Lieschen Feiler. Diese frug dann in der Ekstase an, wer denn die Seele sei,
die sich bei ihr melde. Sie erhielt zur Antwort: „Das ist die Frau von N.
Dieselbe weiß, daß Lieschen gern betet und will gebetet haben. Wirklich hörte
Lieschen gleich darauf, daß jene Frau bereits gestorben sei. Damals hatte
Barbara in der Fasten- und Adventszeit alle Donnerstage und Freitage die
Ekstasen. Wie der liebe
Heiland Luise Hannappel mit Barbara Weigand zusammenführte. Nach dem Tod
ihrer Mutter empfahl Luise dieselbe mit Vorliebe in das Gebet frommer Personen,
um so durch andere zu ersetzen, was sie in ihrer Armseligkeit nicht selber
fertig zu bringen glaubte, und fragte deshalb ihr Mädchen zuweilen, wer
besonders andächtig bete. Das Dienstmädchen kam eines Tages und sagte: „Ich weiß
aber noch ein Mädchen, das sehr fromm ist, geben Sie der ein Melcherskreuz und
lassen Sie für die Mutter beten.“ Denn wir glaubten annehmen zu dürfen, daß
Mutter sich zweimal in der Nacht bei uns um Gebet gemeldet, einmal, indem sie
mit ihrer Stimme den Namen des Mädchens rief, ein anderes Mal, indem sie
Klagetöne von sich gab mit ihrer Stimme, wie im Leben dies geschah, nachdem wir
lange darum gebeten, der liebe Gott möge uns wissen lassen, wie es mit ihr
stehe. Ich ließ mir
deshalb das Mädchen kommen, und bat sie um Gebet. Dieselbe versprach es mir
auch, ließ sich aber von ihren außergewöhnlichen Zuständen gar nichts
anmerken. Daraufhin wurde die Schwägerin von Barbara sehr krank und Luise traf
nach dem Gottesdienst mit Barbara beim Herausgehen zusammen, und da sie sah,
daß Barbara weinte, fragte sie um den Grund. Dieselbe teilte ihr ihre
Betrübnis mit, und Luise verschaffte ihr eine Arznei für die Schwägerin. Von
da an war Luise immer froh, wenn sie Barbara in einer Kirche traf, denn die
tiefe Frömmigkeit, mit der sie Barbara beten sah, gefiel ihr sehr wohl. Endlich hörte
sie, daß Barbara krank sei, und Luise ging hin, sie zu besuchen. Als sie vor
die Tür kam, hörte sie reden und wollte wieder fortgehen in der Meinung, es
sei ein anderer Besuch da, aber die beiden Dienstmädchen in der Küche sagten,
es sei niemand darin wie Barbara, sie möge nur hineingehen. Luise ging dann
endlich hinein, wiewohl sie keine Antwort erhielt auf das Klopfen, und fand
Barbara in Ekstase mit gefalteten Händen und starren Augen im Bett liegend und
laut mit unsichtbaren Wesen redend. Durch die
himmlischen Worte, die sie hörte, wurde sie sehr ergriffen und bis ins Mark
erschüttert. Das dauerte noch fast eine Stunde. Luise sah wohl ein, daß dies
etwas anderes als Krankheit sei und glaubte, das nicht für sich allein behalten
zu dürfen. Sie ging sofort zu ihrem Beichtvater und erzählte ihm, was sie
gesehen und gehört, und daß hier Gottes Finger sei, denn wenn so etwas
möglich ist, sagte Luise, dann kann es hier möglich sein, da das Mädchen ja
nichts sucht und alle im Hause nichts davon verstehen, und da Luise ganz
unvermutet, von Gottes Hand herzugeführt, darauf kam. Von da an unterhielt Luise den
Verkehr mit Barbara und fragte, wann dieser
Zustand eintrete und suchte hinzuzukommen. Der Beichtvater sagte auch: „Ich
habe von jeher das Mädchen bewundert wegen ihrer tiefen Frömmigkeit, die ich
oft von meinem Beichtstuhl aus beobachten konnte, besonders, wenn sie die
Stationen betete. Möglich kann's sein. Jedoch muß man sehr vorsichtig sein.“
Luise teilte es noch einem anderen Priester mit, und dieser sagte, Luise müsse
erst einmal auskundschaften, ob das Mädchen nichts Irdisches suche, keine Ehre,
Geld oder Ansehen. Luise konnte von all dem nichts entdecken und teilte es dem
Herrn mit. Dieser meinte, sie solle es einmal aufschreiben, damit man die Sache
besser beurteilen könne, was Barbara in diesem Zustand sage, denn bisher hatte
Luise nur einige Sätze von Wichtigkeit sich im Gedächtnis zu merken gesucht. Nun fing Luise
an niederzuschreiben, (1895 Ende), brachte aber anfangs nicht alles zu Papier,
sondern ließ fast die Hälfte aus, bis sie sich nach und nach hineinschulte,
zuerst mit Abkürzungen sich half, dann aber Stenographie erlernte, so daß sie
jetzt (1897 Ende), Wort für Wort, wie es aus dem Munde von Barbara fließt,
aufzeichnen kann, ohne etwas zu verändern oder auszulassen, indem sie mit dem
Diktat gleichen Schritt hält. gez. Barbara
Weigand __________ Barbara Weigand Zur größeren
Ehre Gottes und zur
Verherrlichung der unbefleckten Jungfrau und Gottesmutter Maria Nachdem ich
arme, unwürdige Magd des Herrn vom Jahre 1886 bis zum Jahre 1894 in der Stadt
Mainz unaussprechlich viele Gnaden vom Herrn empfangen habe, will ich wenigstens
dieses Jahr 1894 anfangen, aus Dankbarkeit gegen Ihn einiges aufzuzeichnen,
damit ich die Danksagung nicht vergesse.
1 In der Karwoche 1894 Am Gründonnerstag ward mein Geist entrückt in den Abendmahlsaal zu Jerusalem. In hellem Lichte enthüllte mir der Herr das Geheimnis des Allerheiligsten Altarsakramentes. In dem Augenblick, als Er das Brot segnete und Seinen Jüngern überreichte, ergoß sich Sein Geist in die Substanz, die Er in den Händen hielt. Und es ging eine unsichtbare Wandlung vor sich, ähnlich, wie wenn der liebe Gott einem Kind das Leben mitteilt im Mutterleib. Niemand im ganzen Saale konnte das Geheimnis begreifen und doch glaubten sie Seinen Worten. Die Apostel empfingen als erste den Leib des Herrn unter den Gestalten von Brot und Wein, ohne daß sie eigentlich wußten, was in ihnen vorging.
Aber Maria, Seine heiligste Mutter, und Magdalena waren die ersten, denen Er Sich offenbarte. Beide waren an jenem Abend zwar in demselben Hause, doch beim Abendmahl nicht gegenwärtig. Sie hielten sich in einem anderen Zimmer auf. Als aber die heiligste Jungfrau, die im Geiste alles mit ansah, was im Abendmahlsaal vor sich ging, es erfuhr, eilte Sie voll innigen Verlangens voraus und Magdalena folgte Ihr. Ich sah Sie voll Ehrfurcht Sich Ihrem Sohn, Ihrem Herrn und Gott, nahen und aus Seiner Hand empfingen sie beide die erste heilige Kommunion. O das war unbeschreiblich schön!
Am Karfreitag 1894 übergab mich der Herr Seiner heiligsten Mutter, und weil ich die ganze heilige Fastenzeit so viel mit Ihm gelitten und so viel geweint hatte aus Mitleid mit Seiner heiligsten Mutter, sagte der Herr zu mir:
Jesus: „Siehe, Meine Tochter, was die Menschen dir versagen, will Ich dir ersetzen in Meiner heiligsten Mutter, Sie soll deine Lehrmeisterin sein; sei du Ihre treue Schülerin. Und zum Ratgeber und Beschützer gebe Ich dir den heiligen Johannes. Ihm vertraute Ich Meine Mutter an und unter seinen Schutz stelle Ich auch dich, Meine Tochter!“ 2 Am Portiunculafest 1894 wurde mir in der Frühe nach der heiligen Kommunion mitgeteilt, daß ich an demselben Abend sehen dürfe, wieviel wir an diesem Tage durch gutes, anhaltendes Gebet erlangen können. Ich sah mich den ganzen Tag umringt von Armen Seelen. Als nun am Abend der letzte Segen gegeben wurde in der Kirche, würdigte Sich der Herr mir zu zeigen, wie viele Seelen ich durch mein Gebet erlöst habe. Sie stellten sich um den Altar herum, als das Te Deum angestimmt wurde. Es waren auch solche dabei, die ich im Leben gekannt habe. Unter großem Jubel zogen sie dann, die liebe Mutter Gottes an ihrer Spitze, in den Himmel ein.
3 Am Herz-Jesu-Fest 1894 wurde mir dies zu wissen gegeben, daß ich in meinem 70. Lebensjahr (Barbara wird im Dezember 1915 siebzig Jahre alt) anfangen soll, mich auf meinen Tod vorzubereiten. Um jeden Preis möchte ich wissen, welche Stimme in mir spricht. Aber mir steht es nicht zu, dies zu beurteilen. Darum, o Gott, gib mir doch einen Priester, mit dem ich mich offen aussprechen kann. Als ich gestern hörte, daß an die Stelle von Pater Alphons ein anderer als N. ernannt sei, erschrak ich gar sehr, weil beim Fortgehen von N. diese innere Stimme mir sagte, daß er wiederkommen werde. Und später wurde mir die Verheißung gegeben, daß ich zuerst unter die Leitung von Pater Alphons kommen werde, und daß ich später unter N. sterben werde. Darum beklagte ich mich unter vielen Tränen beim lieben Heiland heute nach der heiligen Kommunion. Aber Er verhielt Sich gegen mich, wie es ein Bräutigam manchmal zum Schein tut. Wenn die Braut sich jahrelang alles gefallen ließ, nur um ihm zu gefallen, tut er, als ob er dies gar nicht merke, und beglaubigt noch die Verachtung anderer und scheint gar nichts wissen zu wollen. Aber plötzlich hörte ich nach der heiligen Kommunion die Stimme meines Herrn, doch traute ich Ihr nicht. Ich sagte mir, es ist ja doch nur Täuschung. Ich bin nicht wert, daß Du, o mein Jesus, Dich zu mir herabläßt und mit mir verkehrst. Doch darin ist keine Täuschung, daß Du jetzt, nach der Lehre der heiligen Kirche, durch die heilige Kommunion bei mir bist. Darum bitte ich Dich, o mein Gott, nimm diese große Verdemütigung, daß ich mich in meinem Glauben getäuscht finde, hin zur Sühne für die Unvollkommenheiten meines verstorbenen N. und nimm ihn heute noch zu Dir in den Himmel auf. Ich opfere Dir alle heiligen Messen auf, die heute in der ganzen Welt, besonders in dieser Kirche von seinen Mitbrüdern dargebracht worden sind, und alle heiligen Kommunionen seiner Klosterleute. So flehte ich fort und fort bis zur letzten heiligen Messe, die am Muttergottesaltar gelesen wurde. Als nun die heilige Wandlung vorüber war, sah ich auf einmal neben dem Priester den verstorbenen N., aber nicht mehr wie vorige Woche im Ordenskleid, sondern mit ganz weißem Gewand, jedoch nicht deutlich, sondern wie ungefähr durch einen Schleier. Als der zelebrierende Priester die heilige Kommunion empfing, sah ich, wie die weiße Gestalt sich mit dem Priester in der heiligen Hostie vereinigte. Ich fühlte eine unbeschreibliche Wonne bei diesem Anblick, denn ich war der Überzeugung, der Priester habe ihm seine heilige Kommunion geschenkt und ihn dadurch aus dem Fegefeuer erlöst. Mein Geist brach in einen solchen Jubel aus, daß ich wie in den Himmel versetzt schien. Ich sagte zu Jesus in meinem Herzen: Barbara: „Darf ich denn glauben oder ist es auch wieder nur Einbildung?“ Mein Geist folgte nun dem Zuge und ward entrückt in Gottes Herrlichkeit. Ich hörte eine Stimme zu mir sprechen: Stimme: „Hier suche deinen Beichtvater, du wirst ihn aber nicht so leicht wiedererkennen, denn er hat Besitz genommen von seiner Herrlichkeit.“ Ich ging von einem Thron zum andern, denn ich sah eine unabsehbare Menge majestätischer Gestalten, sie sahen alle aus wie Kirchenfürsten und alle hatten ihren thronartigen Sessel, der von lauterem Elfenbein zu sein schien, verlassen und waren so freudig, als hätten sie jemanden beglückwünscht. Ich suchte und suchte, und ganz gewiß hätte ich ihn nicht wiedererkannt, wenn er nicht selbst mich angeredet hätte. Er dankte mir und sagte: Beichtvater: „Geh hin und sag auch meinen Brüdern, wie glücklich ich jetzt bin, und lasse ihnen herzlich danken für alle geleistete Hilfe. Sage ihnen auch, meine letzte Predigt im Dom und der darauffolgende schnelle Tod habe die Strafen meines Fegefeuers getilgt, weil dadurch das Volk dermaßen sei erschüttert worden, daß viele gute Entschlüsse gefaßt worden seien. Sage ihnen, es sei wohl der Mühe wert, auszuharren bis zum Tod.“ Dies war am achten Tag nach Mariä Lichtmeß 1895. 4 Fronleichnamsprozession 1895 „Es ist Mein und Meines Vaters Wille, daß ihr drei, Lieschen, Luise und Barbara, euch zu einem Bund vereinigt...“
Als die Prozession in die Schusterstraße einbog, sah Barbara Jesus über der Prozession schweben, ganz außer Sich vor Liebe über die treuen Schäflein, die Ihm an diesem Tage Ehre erwiesen, ganz vergessen scheinend die Verhöhnungen und Lästerungen der übrigen. Barbara fiel in Ekstase und ging mehr schwebend als gehend, ihr Haupt wurde emporgehoben, und sie konnte weder den Kopf noch die Augen mehr abwärts bewegen. Auf der großen Bleiche zur Zeit des Segens stiegen Legionen Engel hernieder, um Ihn herum; zu beiden Seiten hatte Er einzig und allein den heiligen Franziskus und N., die Ihn ganz einnahmen. In der Schillerstraße vor der Kaserne stieg Jesus wieder zu Barbara, um ihr einige Aufträge zu geben. Ehe Er sie anredete, wollte ihr das Herz bald zerspringen, und sie bat: Barbara: „Schenke mir doch Dein Herz, daß ich mit dem Deinigen Dich lieben kann.“ Worauf Jesus Sein Herz mit dem ihrigen vertauschte, es aber nachher wieder umtauschte. Dann sagte Er: Jesus: „Es ist Mein und Meines Vaters Wille, daß ihr drei, Lieschen, Luise und Barbara, euch zu einem Bund vereinigt und jeder derselben einer Person der Allerheiligsten Dreifaltigkeit huldigt im Namen der übrigen Menschen. So will ich euch denn verteilen. Lieschen soll Meinem himmlischen Vater, Luise Gott Sohn, Mir der zweiten Person der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, und du, Barbara, Gott dem Heiligen Geist huldigen. Sooft wie ihr die Anbetung haltet, sollt ihr euch vereinigen mit den anderen beiden und mit der Göttlichen Person. Wie Ich und der Vater Eins sind, so sollt auch ihr eins sein. Danke auch allen Personen, die mitgeholfen haben, den Verein der Ewigen Anbetung zu gründen. Unter tausend Seelen gibt es kaum drei, die etwas von Mir wissen wollen.“
Als vor Fastnacht 1895 die Schwägerin der Barbara in A. starb, ging Barbara dorthin zur Beerdigung und besuchte am folgenden Morgen ihre Verwandten in dem von A. drei Stationen entfernten L. mit der Absicht, am andern Morgen nach Mainz zurückzufahren. Dort wurde sie schwer krank, und dazu bekam sie ihr besonderes Leiden, in welchem Er ihr sagte: Jesus: „Ich habe dich hierher geführt, und Ich will, daß du bis Ostern hier bleibst, denn Ich will von Meinem Volk anerkannt sein und hier, unter diesen guten Landleuten werde Ich mehr verherrlicht als in Mainz. Ich verspreche dir, dein Schwager L. wird nicht in Meiner Ungnade sterben und deiner Schwägerin A. will Ich beistehen, bis du wiederkommst.“ Zugleich sah ihre Schwester in R., welches eine halbe Stunde von L. entfernt ist, am frühen Morgen in wachendem Zustand in ihrem Zimmer ein Bett und Barbara darin und vernahm, während sie dieses schaute, die Worte: „Die Allmacht, die Weisheit, die Güte wünscht es.“ Sie rief ihren Sohn Valentin (17 Jahre alt): „O Valentin, Valentin, hast du denn das auch gesehen und gehört? Das bedeutet was. Ich will schnell nach L. gehen, um zu sehen, was vorgefallen ist.“ Sie fand dann Barbara krank und verstand, daß sie dieselbe mit sich nehmen solle, weil im Haus des Bruders in L., der sieben Kinder hat, kein Platz war. Sie fuhr Barbara in einem Leiterwagen nach R., und kaum waren sie im Haus, so begann ihr besonderes Leiden und Barbara mußte gleich zu Bett. Die Verwandten kamen alle hin und wußten sich vor Schrecken über das auffallende Leiden nicht zu helfen. Alsbald erfuhr es das ganze Dorf, und alles Volk kam herbei, sooft es sich einstellte, was auf dem Dorf nicht zu ändern war. Die Leute ließen sich nicht abweisen. 5 Bei einer Priesterweihe 1895 „Ein anderer Christus.“ Als der Bischof dem Priester die Hand aufs Haupt legte und ihm den Friedenskuß gab, erscholl durch den ganzen Himmel dreimal der Ruf: „Ein anderer Christus.“ Die ganze Allerheiligste Dreifaltigkeit steht auf und vergißt gleichsam alles, was Ihr an Lob und Ehre im Himmel zuteil wird und schaut auf den Priester. Schon öfters hörte Barbara die Worte: Jesus:„Ich verlange mehr Anerkennung und Dank von den Priestern.“ Bei einer Einkleidung im Kloster sah Barbara, daß der Heiland auch eine große Freude hat, weil Er in dem Herzen der Braut ein- und ausgehen kann, doch nicht so wie beim Priester. Bei großer Trockenheit im Gebet, als sie sich beim lieben Heiland beklagte, sagte die liebe Mutter Gottes zu ihr: Maria: „Weißt du denn nicht, daß du ein Sühneleiden hast? Sollst du getröstet sein oder Mein göttlicher Sohn?“ Als Barbara für eine Versuchte betete, sagte der Herr: Jesus: „Sie wird in diesem Streit siegen, aber nur durch das Kreuz; sie soll nur tapfer kämpfen; in ihrem letzten Augenblick aber wird sie gar keine Anfechtung haben.“ Eines Tages war Barbara wegen Versuchungen sehr ängstlich, zur heiligen Kommunion zu gehen. Jesus: „Was meinst du, soll Ich dir auch noch die Versuchungen wegnehmen? Nein, das tue Ich nicht, denn dadurch nur unterscheiden sich die Menschen von den Engeln.“
6 Vigil vom Herz-Jesu-Fest 1895 „Mit diesem Erdenkind hier will Ich Mich vermählen.“
Nachdem ich die ganze Woche, Oktav von Fronleichnam bis zum Herz-Jesu-Fest, vieles gelitten, rief Jesus Seine heilige Mutter herbei und sagte: Jesus: „Diese soll Meine Braut werden, stelle Mich mit ihr als selbige Meinem himmlischen Vater vor.“ Dann gab Er Ihr den Auftrag, Sie möge die Vorkehrungen zu dem Freudenfeste treffen, das Er mit mir feiern wolle. Die liebe Mutter Gottes kam, und Jesus sagte zu Ihr: Jesus: „Meine liebste Mutter! Mit diesem Erdenkind hier will Ich Mich vermählen, ersetze Du Mir, was ihr noch fehlt.“ Als der liebe Heiland diese Worte an Seine heilige Mutter richtete, wurde ich mit solcher Scham erfüllt, daß ich gern zurückgetreten wäre, wenn die Liebe zu meinem himmlischen Bräutigam mich nicht gefesselt hätte. Voll Scham und Reue wandte ich mich an die liebe Mutter Gottes und bat und flehte: Barbara: „Liebste Mutter, was wird der himmlische Vater sagen, wenn ich mit Deinem Sohn komme. Ich elende Sünderin vor dem allmächtigen Gott!“ Meine Bitten waren nicht vergebens. Voll Mitleid überreichte Sie mir Ihr Eigenes Herz mit all Seinen Tugenden und sagte: Maria: „Siehe, Meine Tochter, dies zeigst du vor.“ Nun kam Jesus in unaussprechlicher Herablassung mit einer ganzen Gesellschaft. Es waren der heilige Josef, dem Er den Auftrag gab zu sorgen, daß Seine neue Braut auch ein geziemendes Brautkleid erhalte und alle Bedürfnisse durch ihn erledigt würden. Dann der heilige Johannes, der Lieblingsjünger; diesem gab Er den Auftrag, die Bedienung zu übernehmen. Dann vier Jungfrauen, die heilige Barbara, die heilige Katharina von Alexandrien, die heilige Agnes und die heilige Elisabeth. Diesen gab Er den Auftrag, mich zu begleiten. Barbara: „O mein großer, unendlicher Gott, ich bin nicht wert, dies zu denken, viel weniger niederzuschreiben. Aber damit ich in großer Trübsal es von Zeit zu Zeit lesen kann, will ich es tun.“ Die Jungfrauen legten mir ein weißes Kleid an, setzten mir einen Kranz mit einem langen Schleier auf das Haupt, und ich erkannte mich selbst nicht mehr. Aber wenn ich einen Blick auf meinen Bräutigam warf, da stand mein ganzes sündiges Leben vor mir, und ich schämte mich vor Ihm. Da trat wieder die liebe Mutter Gottes herzu und nahm mich bei der Hand, und Jesus nahm meinen Arm, und zitternd und zögernd ging ich zwischen beiden. So wurde ich denn dem himmlischen Vater vorgestellt. Meine Feder kann die Furcht nicht schildern, die in mir war. Aber da trat die liebe Mutter Gottes vor mich hin und sprach zu dem himmlischen Vater: Maria: „Siehe, o Vater, allmächtiger, ewiger Gott! Mein und Dein Sohn, den Du von Ewigkeit her gezeugt und Ich zur Zeit als Jungfrau geboren habe, will diese Adamstochter hier zu Seiner Braut annehmen.“ Die liebe Mutter Gottes trat zurück; ich aber war nicht mehr verzagt. Beherzt voll heiliger Freude, wie eine Königstochter, überreichte ich dem himmlischen Vater das allerreinste Herz Mariens mit allen Seinen Tugenden und Verdiensten, das ich wie ein Bouquet Blumen in beiden Händen hielt. Darüber freute Sich aber der himmlische Vater so sehr, daß Er sprach: Himmlischer Vater: „Was der Wille Meines göttlichen Sohnes ist, ist auch Mein Wille! Und du, Meine Tochter, erbitte von Mir heute, was du willst, heute sollen alle deine Bitten dir gewährt werden.“ Ich machte nun eine lange Liste von Bitten, aber nur solche, die ganz im Einklang standen mit dem Willen meines himmlischen Bräutigams. Als ich damit fertig war, wandte ich mich an meinen geliebten Jesus und sagte: Barbara: „Nun, mein lieber Jesus, Du hast mir heute so große Glückseligkeit bereitet, daß mein Herz vor Freude zerspringen möchte. Darum bitte ich Dich: Siehe, der Vater will ja alle meine Bitten mir heute gewähren, damit Du auch verherrlicht werdest durch mich arme Sünderin, so gib mir nun um Deines heiligen Blutes willen all die Armen Seelen meines Geburtsdörfchens, die ich im Leben gekannt habe, sie mögen mir Freund oder Feind gewesen sein. Ich will einen heroischen Akt der Nächstenliebe üben.“ Und nun gab es eine Bewegung. Ich sah eine lange Prozession an uns vorüberziehen, überaus dankbare Blicke mir zuwerfend. Ich aber lehnte sie ab und deutete auf meinen Jesus. Als ich nun im Himmel dreimal das Amen erschallen hörte und mit eingestimmt hatte, wurde ich von Jesus aufgefordert, zu Ehren Seiner heiligsten Mutter das Magnificat zu singen. Die Erscheinung verließ mich, und ich wußte nicht, daß dies nur die Vorfeier war von dem, was kommen sollte. Nachtrag 1895: Barbara: „O wie magst Du Dich nur so herabwürdigen zu mir armen, elenden Erdenwürmlein! Ach, diese Gnade ist zu groß, ach, ich schäme mich zu sehr! Ach, mein Jesus, was findest Du denn in mir? Alles, was in mir gut ist, ist von Dir! Und was verkehrt ist und nichtsnutzig und sündhaft, ist von mir! Ach, ich bin ja zu arm, zu elend, zu sündhaft, ach, ich schäme mich gar zu sehr.“ „O heilige Jungfrau, bedecke Du mich doch, daß ich mich nicht zu sehr schämen muß; o bedecke mich mit Deiner Liebe, Demut, Sanftmut, Nächstenliebe, o ersetze, was mir an Herzensreinheit abgeht.“
„O himmlischer Vater, so nimm mich armes Erdenwürmlein, die Braut Deines Sohnes, auf als ein Sühneopfer zu Deiner Ehre im Namen der ganzen, ganzen Welt.“ „O daß Dich doch alle Menschen erkennten und aus ganzem Herzen liebten und über alles Dich loben und anbeten möchten.“ „O warum habe ich nicht eine Stimme, daß die ganze Welt es höre, wie gut Du bist, o mein Jesus.“ „Alles, um was ich heute bitte, willst Du mir geben. Alles, alles!“ „So bitte ich Dich denn für Deine heilige Kirche, Papst Leo XIII., Griechenland, für Rußland, alle Völker, die Dich nicht kennen, die Diözese M. und W., die Pfarrei J. und E.“ „O gib mir eifrige Priester, tausend heilige Priester. O wenn Du so gute Gärtner hast, dann wird es bald besser aussehen in Deinem Garten. Gib mir Heilige wie Franz Xaver. Gib mir eine Schar Jungfrauen für die Welt. O in den Dörfern vergeht oft ein halbes Menschenalter, bis wieder eine Jungfrau kommt. O habe Nachsicht mit den armen Dorfmädchen; o wenn sie die Belehrung der Mainzer Jugend hätten, so wären sie längst Heilige. Vor lauter Sorgen um den täglichen Unterhalt vergessen sie Dich.“ „O heiliger Antonius, jetzt bist du nicht mehr allein. Siehe, welche Schar Jungfrauen mir Jesus gegeben hat.“ „Ich bitte Dich für meine zwei Mitschwestern. Dein Wille ist es, daß wir ein Kleeblatt bilden sollen, nur ganz Dir geweiht, allem Irdischen erstorben.“ „Ich bitte Dich auch, daß diese Gnaden verborgen bleiben. Doch nicht mein Wille, sondern der Deine geschehe. Ich gehöre ja nicht mehr mir an, ich bin ganz Dein, ich habe nichts mehr zu sagen. Ich habe Dir ja meinen ganzen Leib zu Deinem Dienst geschenkt, meine Seele mit allen Kräften, mein Herz mit all seinen Neigungen, nichts, nichts gehört mehr mir. Alles Dein, Du mein.“ „So wahr Du mein Schöpfer bist, so wahr Du im Allerheiligsten Altarsakrament mit Fleisch und Blut zugegen bist, so wahr Du auch eben hier bei mir gegenwärtig bist, gewähre mir die Befreiung der Seelen, die Du mir heute morgen gezeigt. Siehe, es sind ja auch einige von meinen Feinden dabei, ich will einen heroischen Akt der Nächstenliebe verrichten, o Du mußt sie mir geben und auch die, welche N. mir empfohlen. Amen, Amen, Amen.“ So bittet nun auch für uns arme Sterbliche und all unsere Anliegen. Lied: Hochpreiset meine Seele... „Die Wonne ist zu groß für mein armes Herz, ich kann nicht, ich kann nicht mehr leben, o laß mich bei Dir bleiben. O warum muß ich auf die Erde zurück? Wie kannst Du sagen, Du bedürftest meiner noch? Wann kommst Du wieder? O bleibe nicht zu lang! Noch einige Bitten, die mußt Du mir auch noch erfüllen und Luise ihre Anliegen auch noch, und das auch noch!“ „O wie kann ich Dir danken, meine liebe Mutter, o sage doch, was kann ich Elende tun, um Dir meinen Dank zu sagen, für all die Gnaden, die Du mir heute erlangt. O nichts, nichts, o helfet mir, Sie grüßen, ihr himmlischen Geister. Ave Maria.“ „O mein Jesus, wie gut bist Du! Kein Strohhälmchen läßt Du unbelohnt.“ 7 Herz-Jesu-Fest 1895 „Aber wisse, daß du auch den Weg wandeln mußt, den Er gegangen ist“
In der Nacht von Donnerstag auf Freitag hatte ich viel zu leiden. Doch wollte ich um jeden Preis am Herz-Jesu-Fest kommunizieren. Als ich mich anziehen wollte, überfiel mich plötzlich das Leiden wie Tags zuvor. Ich mußte schnell ins Bett zurück. Nach vorausgegangenen schweren Leiden kam mein himmlischer Bräutigam wieder und sagte: Jesus: „Bereite dich vor, denn heute sollst du das Freudenmahl vollends genießen, das gestern begonnen hat.“ Und die ganze himmlische Gesellschaft, die gestern zugegen war, hatte sich wieder eingefunden. Ich war vor Entzücken außer mir. Der himmlische Vater war so zärtlich, so herablassend, daß ich mich nicht mehr fürchtete. Himmlischer Vater: „Meine Tochter! Nimm hin alle Güter Meines Sohnes; was Sein ist, ist auch dein und was dein ist, ist Sein. Aber wisse, daß du auch den Weg wandeln mußt, den Er gegangen ist, nämlich den der Verachtung. Du wirst noch vieles erdulden müssen.“ Als nun mein Bräutigam sah, daß ich traurig werden wollte, redete Er mir zu und sprach: Jesus: „Fürchte dich nicht, denn Ich werde dich zu trösten wissen zur rechten Zeit. Wisse, daß Ich zu Meinen Auserwählten eine solche Liebe habe, daß Ich sie auf den Händen tragen möchte bis zum Jüngsten Tag.“ Ich kann das Glück meiner Seele in dieser Stunde gar nicht beschreiben. Nun trat die liebe Mutter Gottes herzu und sprach: Maria: „Als Brautgeschenk versichere Ich dich Meines ganz besonderen Schutzes. Ich werde dir in allen Nöten beistehen.“ Der heilige Josef trat herzu und sprach: Josef: „Als Brautgeschenk gebe ich dir die Versicherung, du magst mich anrufen in was immer für einer Not, ich werde dir keine einzige Bitte abschlagen.“ Der heilige Johannes versprach mir als Geschenk, einen Teil seiner Liebe zu schenken, die er beim Letzten Abendmahl aus der Brust Jesu herausgezogen. Nun kamen die heiligen Jungfrauen und sprachen: Heilige Barbara: „Liebe Schwester, ich schenke dir meinen Glauben, der so groß war, daß ich meines Bräutigams willen gern den Martertod erduldete.“ Heilige Katharina: „Und ich schenke dir meine Weisheit und meine Gabe der Beredsamkeit. Sie soll dir dienlich sein auf Erden, denn du wirst viele zur Liebe Gottes bewegen.“ Heilige Agnes: „Ich schenke dir meine Reinheit, durch die ich meinem himmlischen Bräutigam so sehr gefiel, daß Er mir bei meinem Tod ein weißes Lämmchen sandte, um Zeugnis abzulegen für meine Unschuld.“ Heilige Elisabeth: Sie schenkte mir ihre barmherzige Liebe zu allen Leidenden und Bedrängten und sprach: „Nimm hin, meine Schwester, und was dir abgeht an zeitlichen Mitteln, dafür hast du um so mehr ewige.“ Nun wandte ich mich an meinen Jesus und sagte: Barbara: „O Du Geliebter meines Herzens! Erlaube mir nun auch, meine Bitten noch einmal vorzutragen, die ich gestern an Deinen himmlischen Vater richtete! Es sind ja meist die Bitten Deines liebenden Herzens Selbst. Aber gewähre mir heute noch die große Gnade: Um all Deiner und Deiner heiligen Mutter Verdienste willen, ja, um des ganzen Schatzes Deiner Kirche willen, gib mir doch alle Armen Seelen frei, die in diesem Jahrhundert aus der Pfarrei I. gestorben sind und noch im Fegefeuer leiden, wenigstens doch die Armen, die Vergessenen und Verlassenen. Ich schenke Dir auch alle meine Leiden für sie.“ Da gab es eine Bewegung in der Oberwelt. Und eine Prozession, größer als gestern, wo ich für mein Dörfchen betete, gestaltete sich. O wie glücklich sind wir, Kinder der katholischen Kirche zu sein. Nun bat ich auch den lieben Heiland, Er möge mir zu wissen geben, ob Pater Alphons im Himmel sei, wenn nicht, daß ich doch mehr für ihn bete. Da hörte ich ganz deutlich die Stimme von: Pater Alphons: „Sage nur N., daß ich jetzt glaube, was du mir über die Liebe Jesu im Allerheiligsten Altarsakrament gesagt und geschrieben hast, und sag ihm auch, daß ein gottliebendes Beichtkind einem Priester nach seinem Tod mehr nützen könne, als alle Gelehrsamkeit, wenn er sie im Leben mit Eigenliebe befleckt habe.“ Nachtrag zu einigem, was äußerlich vernommen wurde: Barbara: (zur Mutter Gottes) „O gib mir doch Deine Demut, Deine Herzensreinheit.“ (Nach der Vermählung, die Augen senkend): „Ich bin aber so ängstlich, ich bin aber so ängstlich.“ (Zur heiligen Elisabeth) „Ach, das kann ich nicht geben, was du gegeben hast, denn ich habe ja nichts! Was bekomme ich denn jetzt für ein Brautgeschenk vom himmlischen Vater? Die Taufunschuld ist das Geschenk, das der himmlische Vater versprochen hat.“ „Um dasselbe Geschenk bitte ich auch für meine Mitschwestern.“ Jesus: „Pater Alphons glaubt jetzt auch.“ Barbara: „Ja, gelt, jetzt glaubt er es, jetzt wird er es glauben. Ich bitte für N.“ Jesus: „Sie ist im Himmel!“ Barbara: „Ich bitte für N.“ Jesus: „Meine Gerechtigkeit verlangt zuviel.“ Barbara: „O gib mir tausend Seelen – nein, zehntausend Seelen.“ Dann sang sie: Hochpreiset... – Te Deum – und Salve Regina. „Komm, wenn Du willst, ich bin immer da; ich will immer, wie Du willst, aber Du kannst es machen, wie Du willst.“ „Ach, ich bekomme es ja doch nicht geglaubt. Ich will es ja gerne sagen, aber mir glaubt es ja niemand. Ach, erleuchte doch Deine Diener!“ 8 Großes Gebet 1895 Am Donnerstag in der großen Gebetswoche, als ich sehr für N. um Gesundheit flehte, sprach der Herr zu mir: Jesus: „Ich werde jener Person die Gesundheit wiedergeben, jedoch nicht auf dem Weg eines Wunders. Ich werde ihm so viel Kraft geben, daß ihm die Pflichten seines heiligen Berufes nicht so schwer fallen. Auch werde Ich ihm seine Verhältnisse etwas ändern, um seine Kräfte mehr für Mich verwenden zu können, das heißt, Ich werde seine Liebe zu Mir vervollkommnen. Sage dies nur Meinem Diener!
Barbara: „O Herr, da ich nicht weiß, welcher Geist dies in mir spricht, so verlange ich ein Zeichen von Dir. (Es war gerade eine große Dürre und kein Wölkchen am Himmel und morgens sechs Uhr schon vierundzwanzig Grad Wärme.) Wenn Du es bist, dann gib der Erde Regen binnen zwei Tagen, dann will ich alle Deine Aufträge ausrichten, sonst aber nicht; an diesem Zeichen will ich Dich erkennen.“ Nachmittags trübte sich der Himmel, und Tags darauf regnete es den ganzen Tag. Als am Samstag in St. Q. das große Gebet war, war ich schon von gegen vier Uhr morgens an in der Kirche. Gegen sechs Uhr war ich so abgespannt, trocken und schläfrig, daß ich Kraft aufwenden mußte, um mich aufrecht zu erhalten. Nach der heiligen Kommunion hörte ich die Worte: Jesus: „Nach neun Uhr komme Ich.“ Und wirklich wurde ich vor zehn Uhr plötzlich wie erhoben. Dabei hörte ich die Worte: Jesus: „Ich habe an eurem Dreierbund großes Wohlgefallen, denn ihr macht Mir wirklich viel Freude, und Ich gebe dir das Versprechen, daß Ich euch nie mehr verlassen werde.“ Ich erwiderte Ihm ängstlich: Barbara: „Ja, Herr, wenn wir Dich nicht verlassen.“ Jesus: „Dafür will Ich sorgen, Ich übergebe euch der Obhut Meiner heiligen Mutter, und Ich verspreche euch, daß ihr alle drei zu Meiner vollkommenen Liebe gelangen werdet.“ 9 Mariä Himmelfahrt 1895 „Leute, die Vermögen besitzen, sollen sich mit dem ungerechten Mammon den Himmel erkaufen.“ Am Tage nach Mariä Himmelfahrt teilte mir Jesus mit, Er wünsche, daß wir von heute an bis zum Feste Mariä Geburt um Mitternacht bis ein Uhr aufständen. Wir sollten uns im Geist vereinigen, um in Vereinigung mit allen Engeln und Heiligen der Himmelskönigin unsere Lobpreisung darzubringen und zugleich der Allerheiligsten Dreifaltigkeit Dank zu sagen, für alle Gnaden und Vorzüge, womit Sie die allerseligste Jungfrau ausgestattet und geziert hat; dafür verspreche Er mir, wenn wir dies tun würden, folgende große Gnaden: Jesus: „1. Viele Sünder sollen um eures Gebetes willen gerettet werden; 2. die Priester sollen um eures Gebetes willen sehr gefördert werden im Streben nach Vollkommenheit und auch andere zur Vollkommenheit führen, und 3. die Leiden der Armen Seelen sollen gelindert und viele sollen beschleunigt werden zur ewigen Seligkeit.“ Barbara: Und ich hörte drei Worte: Sühne! (entspricht den Sündern); Opfer! (entspricht den Priestern) und Leiden! (entspricht den Armen Seelen). Ferner sagte Er:
Jesus: „Sage N., Ich verbitte Mir jede Witzrede, wenn beide zusammenkommen, über dich und was Ich mit dir rede.“ Als ich Ihn für zwei Arme Seelen bat, die im Leben reich waren, doch nicht nach Kräften Almosen gegeben hatten, sagte der Herr: Jesus: „Leute, die Vermögen besitzen, sollen sich mit dem ungerechten Mammon den Himmel erkaufen. Ich bin ein gerechter Gott, und Meine Gerechtigkeit verpflichtet Mich, um der Gebete der frommen Seelen willen, eher die an irdischen Gütern arm gewesenen Armen Seelen zu befreien als die reichen. Sage deren noch lebenden Tochter: Sie solle freigebig sein, um ihre Eltern zu trösten, dann werde Er die Eltern um des Gebetes Seiner Diener willen auch bald befreien.“ 10 Mariä Geburt 1895 „Wir werden siegen, müssen siegen, aber nur im Kreuz; unsere Kirche siegt, aber nur im Kreuz.“ Barbara war in der Kirche von St. Ignaz, als sie nach der heiligen Kommunion die Stimme Jesu hörte: Jesus: „Ich will jetzt auch deine Neugierde befriedigen, wiewohl du darauf verzichtet hast. Ihr habt in dieser Zeit von Mariä Himmelfahrt bis Mariä Geburt zweitausend Seelen aus dem Fegefeuer befreit, und dies ist so wahr, wie der Theologe N. wieder gesund und ein guter Priester wird. (Im Juli 1898 feierte er seine Primiz in St. Rochus in Mainz.) Steh aber jetzt eilends auf und gehe nach Hause, zuvor aber geh noch in den Dom und nimm dir Meinen Segen mit.“ Am Tag vorher hatten die Ärzte erklärt, man müsse dem Theologen die zwei Beine abnehmen, er habe nicht nur den Knochenfraß, sondern auch die Tuberkulose; nur ein Arzt widersetzte sich der Amputation, die gleich stattfinden sollte. – Eben feiert die Kirche die Geburt Mariä. Barbara: „Ich grüße euch alle durch das heiligste Herz Jesu: heiliger Joachim, heilige Anna, heiliger Josef, heilige Engel.“ „F. W. wird gesund! F. N. wird ein guter Priester. Das ist gut für ihn – für seine Seele.“ Jesus: „Nur am Priestertum hängt die Bekehrung Meines Volkes. Deine Beharrlichkeit trotz aller Widersprüche soll beweisen, daß es wahr ist.“ Barbara: „Pater Bonifaz ist aber so ängstlich, darf ich denn nicht lieber schweigen?“ Jesus: „Und doch muß es Meine Kirche wissen, denn sie ist Kaiser aller Kaiser und König aller Könige. Wir werden siegen, müssen siegen, aber nur im Kreuz; unsere Kirche siegt, aber nur im Kreuz. Die Priester der Diözese M. sind bestimmt, der ganzen Welt als Vorbild voranzuleuchten, daß aus dieser Pflanzschule der Heiligkeit heilige Priester hervorgehen. O ihr, Meine lieben Priester, teilet mit Mir Meinen Schmerz. Ihr, Meine lieben gleichgesinnten Brüder, helfet Mir! An euch hängt ja die Bekehrung Meines Volkes! Ein gläubiger Sünder ist doch besser als ein Irrgläubiger, dem die Verdienste der katholischen Kirche nicht zugewendet werden können. Sage N., wenn ein guter König sein Leben lang einen guten Diener gehabt hat, ob er ihn dann zuletzt von sich stoße. Ob sie Mich denn an Güte einem irdischen König gleichsetze? Sage ihr aber auch, daß Ich Mich Selbst versuchen ließ, daß das der Weg von der Erde zum Himmel ist: Leiden, kämpfen, siegen, dann herrschen!“ 11 Kreuzerhöhung 1895 „Darum wird Meine Kirche allein die Welt retten.“ Barbara: „O mein Jesus, Bräutigam meiner Seele, ach, ich bin doch so bedrängt und voller Angst, weil ich gar nicht weiß, ob Du es bist, Der mit mir redet, oder ein anderer Geist. Ach, ich weiß ja gar nicht, was ich anfangen soll (bittere Tränen). Du weißt ja, daß ich in der ganzen Welt nichts suche als Dich allein. O ich kann nicht mehr, o ich kann nicht mehr! O wenn ich gewußt hätte, was mich alles erwartet, ich hätte nicht gewußt, ob ich Deinem Willen nachgegeben hätte, als Du mich fragtest: ,Willst du Mir folgen?’ O mein Jesus, was hat mich denn hierher nach M. geführt? War es nicht die Liebe zu Dir? Du weißt, welche Schwierigkeiten mein brennendes Verlangen nach Dir in der heiligen Kommunion zu Hause hatte, wieviel ich Deinetwegen gelitten und nur, um Dich öfter in der heiligen Kommunion empfangen zu können, bin ich hierher gekommen, und ich hätte zu Hause so zufrieden sein können. Aber ich will nur Dich. O laß mich doch nicht zugrunde gehen!“ Jesus: „Siehe, wie Ich Mein Leben in Niedrigkeit und Verborgenheit und Schmach durchlebte, ob Ich etwa anerkannt worden bin, ehe Ich in die Tiefe der Erniedrigung hinabgestiegen bin? Das merke dir!“ Barbara: „O mein Jesus, ich bitte Dich, daß alles in der Stadt verborgen bleibt, außer meinen zwei Mitschwestern, der vielen Urteile wegen, nicht, als ob ich mich davor fürchte. Aber wiewohl Du Deinen Dienern Gewalt gegeben, die Herzen zu lenken und die Dinge nach ihrem eigenen Sinn zu beurteilen und sie deshalb nicht strafbar sind, weil sie die Gewalt von Dir empfangen haben, so könnten sich doch andere versündigen, die diese Gewalt nicht haben. O ich bitte Dich für Deine heilige Kirche, o laß Deine Kirche siegen!“
Jesus: „Die Priester sollen nur fortfahren im Eifer und immer predigen, und wenn es auch gleichsam vor leeren Bänken wäre, es bleibt doch etwas hängen. O ja, die Kirche wird siegen, aber nur durch das Kreuz, durch die Liebe in der Verborgenheit. Wie ich dir schon gesagt vor Jahren, will der Sozialismus die Religion, die Allerheiligste Dreifaltigkeit, das Kreuz Christi, Glauben und Vertrauen, aus der Welt schaffen; aber die Kirche wird siegen, Meine Kirche, Meine Diener werden siegen.
Ich will alle Fehler Meiner Diener (Priester) mit dem Mantel der Liebe bedecken, wenn sie Glauben und Vertrauen haben und sich fest an das Allerheiligste Altarsakrament anschließen, wo Ich unter ihnen wandle, wie ehemals unter den Aposteln. O die Kirche von M. ist mir wohlgefällig, und wird – wenn man es auch nicht glaubt – in erster Linie den Anstoß geben, um über den Sozialismus zu siegen. Man muß ihnen sagen, daß das alles nichts ist, daß es einen Gott, eine Ewigkeit gibt, und diese Wahrheit lehrt allein Meine Kirche. Darum wird Meine Kirche allein die Welt retten. Der Sieg ist nicht fern! Komm mit Mir!“
Barbara: „O ich will auch meine beiden Freundinnen mitnehmen, sie lieben Dich viel mehr als ich, und zwar ohne Dich zu schauen. O welche Gnade! Der Herr hat uns mit einem dreifachen Band umschlungen, das niemand zu lösen imstande ist, weil es der Herr geknüpft. Sein Licht leuchtet über uns, und wir wandeln den Weg des Lichtes und viele mit uns, aber einzeln. Wir aber wandeln vom dreifachen Band umschlungen und darum sicherer. Wenn die eine stolpert, hält sie die andere aufrecht. Niemand wird imstande sein, dies Band zu zerreißen, weil es der Herr geknüpft hat.“
Jesus: „Über N. ist das Licht ausgegossen, aber es erreicht ihn noch nicht, weil er es von sich stößt. Ich habe ein großes Mißfallen daran, daß er so hin und her wankt. Ich habe ja seine Stirn bezeichnet mit dem Zeichen, das diejenigen an sich tragen, die zur Hochzeit des Lammes berufen sind.“ Barbara: „O gib doch, daß er sich über die Zweifel hinwegsetzt. Was ist es denn, daß er so zweifelt? – Jesus: „Das ist seine Schwachheit, weil er sich so beeinflussen läßt von den Schwachgläubigen. Er hat ja nichts zu tun, als daß er dich vorwärts leite in Meiner Liebe; er wird sich vor Gericht zu verantworten haben, und wozu denn diese Kleinlichkeit, diese Spitzfindigkeit? O Mein Sohn, habe doch mehr Glauben, wirf die Zweifel weg, und dann wirst auch du teilnehmen an den Gnaden des übernatürlichen Lichtes, das Ich über dich ausgieße. Sage Meinem Diener, er soll sehen, ob du in der Wahrheit wandelst. Derjenige wandelt in der Wahrheit, der Meine Gebote hat und sie hält, der nur Mich sucht, der nichts liebt als Mich! O Mein Sohn, wenn du doch mehr Glauben hättest! Aber du siehst nur die Schwächen und Fehler und bleibst dabei stehen. Du sollst es machen wie Ich, du sollst sie sehen und die Augen schließen und auf die andere Seite wenden, auf Meine unendliche Güte, Meine Hoheit, Meine Macht, Meine Größe, die Sich darin gefällt, mit den Niedrigen und Elenden umzugehen.“ Barbara: „O ein wahrhaft unbegreiflicher Gott bist Du und darum so unfaßbar den kleinlichen Menschenherzen!“ Lied: Vom Vertrauen auf Gott in Kreuz und Leid... Ich sehe das heilige Kreuz aufgerichtet, so groß, daß die ganze Welt es sehen kann, strahlend von Gold, es reicht von der Erde bis in den Himmel. Lied: O heiliges Kreuz sei uns gegrüßet, daran die einzige Hoffnung ist... „Das ist das Zeichen, daß die Kirche siegt im Kreuz. Gold ist die Liebe. Es ist nicht zu erfassen, was die Liebe vermag, wenn eine Seele liebt, sie steigt empor zum Herzen Gottes und zieht Ihn herab zu sich auf die unwirtliche Erde. O wie glücklich sind wir.“ „Wie danke ich Dir, Gott Vater, daß Du mich erschaffen; wie danke ich Dir, Gott Sohn, daß Du mich erlöst; wie danke ich Dir, Gott Heiliger Geist, daß Du mich geheiligt. O Allerheiligste Dreifaltigkeit!“ „Ich bitte für den verstorbenen N.; ich habe heute nicht die Kraft zu bitten für die Armen Seelen, weil ich das Leben Seiner Kirche mitleben soll, das ist meine Bestimmung. O Du höchste Majestät meines Gottes, unbegreifbar und unfaßbar, o wie magst Du Dich zu mir armem Würmchen herabneigen. O ich bin ja zu arm, zu sündhaft, o wohin soll ich mich verkriechen? O Erde, tue dich auf und verschlinge mich! O erhebe mich denn zu Dir! O kannst Du denn vergessen alle meine Sünden?“ Jesus: „Ja, Ich habe sie vergessen!“ Barbara: „O vergiß auch die meiner zwei Freundinnen!“ Jesus: „Das Band ist umschlungen und nichts kann es trennen, weil es dreifach ist, ein dreifaches Band.“ Barbara: „O daß die Zweifel mich nicht so sehr niederdrückten. O steh mir bei, daß sie mich wenigstens nicht in Deiner Liebe hindern! Du weißt, wieviel Angst ich diese Woche ausgestanden, weil meine Vorgesetzten, Deine Diener, mir keine Sicherheit geben.“ Jesus: „Ja freilich, das ist nun einmal so, jede große Gnade mußt du dir erst verdienen.“ Barbara: „So opfere ich Dir denn alle Angst in Vereinigung mit Deiner Todesangst für Deine heilige Kirche.“ Übermäßige zeitliche Sorgen sind Seinem Herzen höchst mißfällig und ein großes Hindernis, zur vollkommenen Liebe zu gelangen. Jesus: „Sage N., daß jeder Mensch so viel Gerechtigkeitssinn haben muß, daß er seinem Nächsten, der ihm aus der Not geholfen, Sicherheit stellt für das Geld, das zu seinem Unterhalt nötig ist. Frage sie, ob es nicht besser sei, in Meiner Gnade zu wachsen als an irdischem Besitz. Ich will aber dafür sorgen, daß sie reichlich zu leben hat, wenn sie Gerechtigkeit übt. Ich will sie dafür doppelt segnen. Sie macht sich zu viele und zu unnötige Sorgen. Ich will sie inniger an Mich ziehen.“ Barbara: „O ich bitte Dich nicht, daß Du N. von seinen Zweifeln befreist und so umstimmst, wie ich es wünsche, aber daß er mich nicht in der Liebe störe. Ich habe ja kein Verlangen, von einem Menschen anerkannt zu werden, ich habe die Ehre von den Menschen schon längst über Bord geworfen.“ Jesus: „Du brauchst ihm jetzt nichts weiter zu sagen, als daß du zwei Tage viel gelitten, und laß ihn dann gehen und beruhige dich. Sage ihm das Nötigste, ohne dich darum zu bekümmern, ob er es glaubt oder nicht, und gehe ruhig weiter.“ Barbara: „Ich opfere Dir auch alles auf, was wir in der Zeit von Mariä Geburt bis jetzt getan. Es ist zwar nur ein Strohhälmchen, aber Du ersetzest alles, was fehlt. O wie ist jetzt alles so überreich, so glänzend! Opfere es Deinem himmlischen Vater für die heilige Kirche und zur Sühne für meine Sünden und die der ganzen Welt. O Herr, wie viele Sünder wirst Du uns schenken bis zum Fest Mariä Geburt, wie Du uns versprochen?“ Jesus: „Ist dies nicht eine sträfliche Neugierde? Es ist wegen der menschlichen Schwäche nicht gut, alles zu wissen, denn die menschliche Natur neigt zu sehr zum Stolz. Wandelt im Glauben, ohne zu wissen. In der Ewigkeit werde Ich euch Meine Geheimnisse erschließen.“ Barbara: „Ich opfere Dir alles auf, in Vereinigung mit allen frommen Seelen in der Diözese, mit allen Jungfrauen, die Dir einsam in der Verborgenheit dienen, in Verachtung vor der Welt, und denen Du Leiden sendest, wenn sie es auch nicht wissen, damit sie Deiner Kirche den Sieg erringen helfen, in Vereinigung mit den Seelen in den Klöstern, die sich Dir geweiht haben, mit den Priestern, den frommen Eheleuten, mit allen, die Dich lieben, anbeten, verehren. Ach, daß doch alle Menschen Dich erkennten und aus ganzem Herzen liebten und aus allen Kräften über alles Dich loben und ehren möchten! Ich will ja gerne leiden, o erspare mir die Leiden nicht, nur gib mir Mut und Stärke, um auszuharren. Ich frage Dich nicht, welche Leiden noch meiner harren; das überlasse ich Dir, nur gib mir Mut, um auszuharren.“ Jesus: „Der Reichtum ist ein großes Hindernis, um zu Meiner göttlichen Liebe zu gelangen. N. ist so verstrickt im Irdischen, daß es fast ein Wunder braucht, um sie zu retten.“ 12 Kirchenbedrängnis 1895 Jesus: „Ich habe dich in den Schmelzofen der Liebe geworfen, um dich zu reinigen von all deinen Sünden. Ich habe dich erwählt, den Kelch mit Mir zu trinken, der Mir von Meinem Vater dargereicht wurde. Komme, Meine Tochter, komme, Meine Braut, komme heute mit Mir nach Rom.“ Barbara: „O mein Jesus, ich bitte Dich, halte Deinen Arm über das Oberhaupt der Kirche, über Deinen sichtbaren Stellvertreter auf Erden. Laß nicht zu, daß ihm und einem seiner Diener ein Haar gekrümmt werde! O ich durchwandere die ganze Welt und suche alle die Seelen auf, die mit mir einer Gesinnung sind, die an Jesus glauben, auf Ihn hoffen und auf Ihn vertrauen, daß Du um ihretwillen Dich der Welt erbarmest. Schone Dein Volk und die Welt um der Gerechten willen. Du hast gesagt, wenn in Sodom fünf Gerechte wären, wolltest Du um ihretwillen die Stadt verschonen. O schone auch jetzt um der Gerechten willen die Welt, die arme, sündige Menschheit. Halte den strafenden Arm Deiner Gerechtigkeit zurück.
O Ewiger Vater, um des Opfers willen, das alle Tage auf unseren Altären dargebracht wird, schone Dein Volk. O liebe Mutter Maria, breite Deinen Mantel aus über die heilige Kirche. O laß nicht zu, daß ihre Feinde die Oberhand gewinnen.“ O was für ein Gewirr das ist, als wenn die Hölle sich geöffnet hätte und wäre auf Erden erschienen. Licht vom Himmel! Leo XIII. Ich sehe den Heiligen Vater mit seinen Kardinälen versammelt und im Gebet vereinigt. O welch ein Gegensatz! Licht vom Himmel und Finsternis von der Hölle. Wer wird den Sieg davontragen? „O heiliger Erzengel Michael, komm uns zu Hilfe im Kampf, o ihr heiligen Engel, ihr Heiligen Gottes alle, eilet uns zu Hilfe! O Du Besiegerin der Ungläubigen, o himmlische Jungfrau, komme uns zu helfen in diesem Kampfe. Dein Sohn hat uns versprochen, daß die Pforten der Hölle die Kirche nicht überwältigen werden. Und Du wirst der Schlange den Kopf zertreten. Durch Dich hat die Jungfrau von Orléans gesiegt, durch Dich wird auch die heilige Kirche siegen über die Feinde. Ich vereinige mich mit allen Frommen auf der Welt, mit allen, die Verfolgung leiden, mit allen, die den Weg des Kreuzes Dir folgen, mit allen Jungfrauen, Priestern, mit allen Ordenspriestern, die für Deine Ehre eifern und für das Wohl des Volkes einstehen. Mein Jesus, Barmherzigkeit für die arme, sündige Menschheit, für so viele Seelen, die der Satan alle in seinem Rachen hat.“ O ein Strom wälzt sich über die Erde hin, der alles mit sich fortreißt, und das ist der Unglaube! O die Jugend in ihrem Leichtsinn, sie geht verloren, wenn nicht eine andere Umgestaltung zuwege gebracht wird, aber nur durch das Kreuz und im Kreuz wird die Kirche siegen. Ich sehe das Kreuz aufgerichtet von der Erde bis zum Himmel. Harret aus, ihr guten, getreuen Seelen, vereinigt euch mit mir; helfet mir, Jesus zu lieben, o gewiß, wir werden siegen; denn wir haben den lebendigen, den wahrhaftigen Gott bei uns im Allerheiligsten Altarsakrament, Er, Der für uns den Tod auf Sich genommen. O vertrauet und fürchtet euch nicht, ihr treuen Seelen, wir werden gerettet werden und mit uns die ganze Welt. O freuet euch mit mir. Lied: Lobpreis und Ruhm... Ich sehe einen Thron aufgerichtet wie aus lauter Elfenbein, und auf ihm sitzt die unendliche Liebe und die unendliche Barmherzigkeit und hält Gericht über die Menschheit. Der Thron bedeutet Seine heilige Kirche auf Erden. Ja, sie wird thronen über die ganze Menschheit durch die Liebe und die Barmherzigkeit; denn Barmherzigkeit wird sie erweisen allen denen, die sich ihr nahen und unter ihren Schutz flüchten und Liebe allen denen, die sie nicht lieben. Sie wird nicht Haß mit Haß vergelten, sondern Haß mit Liebe. Sie wird alle mit Liebe umfassen, allen verzeihen und alle zu retten suchen. Und das Elfenbein bedeutet ihre Unschuld und unversehrte Reinheit, mit der sie regiert. Rein und fleckenlos wird sie sein, wie ihr Bräutigam, weil sie Seine Braut ist. O wir Kinder der Kirche, wie glücklich sind wir, ihre geborgenen Kinder sein zu dürfen. O preiset mit mir den Herrn, im Schoß der heiligen Kirche geborgen zu sein. O welch ein Glück! Ich sehe meinen himmlischen Bräutigam, wie Er Seine Hand ausstreckt nach Rom. O mein Jesus, was soll denn das bedeuten? O mein Jesus, Barmherzigkeit. Eben tritt Er hin zum Heiligen Vater und reicht ihm die Hand, in gleicher Gesellschaft mit mir und gibt ihm die Verheißung: Jesus: „Sei getrost, Mein Sohn, du wirst noch gekrönt werden mit der Siegeskrone. Der Sieg ist nahe!“ Barbara: „Und ihr alle, die ihr an Ihn glaubt, o vereinigt euch mit mir, o schämet euch nicht, für Seine Rechte einzustehen und zu bekennen, daß ihr Jünger Jesu seid. O ihr Priester, harret aus. O ihr Diener des Herrn, harret aus in diesem schweren Kampf. Ihr werdet siegen, und es wird ein Schafstall und eine Herde mit einem Hirten werden. O ich will gerne leiden, ganz in Verborgenheit für Dich, wenn es auch niemand glaubt und anerkennt. O mein Jesus, ich will mich auch ganz Dir opfern. O ich bitte Dich, halte es verborgen hier in Mainz. O ich will ja ganz dasselbe leiden wie bisher. O es ist besser, daß ich meinen Willen ganz dem Deinen unterwerfe, wie Du willst. Ja, wenn ich eine Seele retten könnte durch mein Gebet und Opfer und Sühneleiden, o wie gern wollte ich mich auf den Markt tragen lassen, wenn es Dir also wohlgefällig und Dein Wille ist. Ja, ihr Menschen, ihr sollt sehen, wie gut Du bist, o mein Jesus! O breite doch Deine schützende Hand aus über die Jugend. O ich bitte Dich ganz besonders für meine lebenden Verwandten, o laß keines mit dem Strudel fortgerissen werden, für alle, die in unserem Haus wohnen, o stärke sie. O laß doch die, die Dich nicht lieben, einsehen, wie eitel die Welt ist. O ich bitte Dich für alle, die sich mit mir vereinigen, daß Du ihre Fehler tilgest durch Reue und Bußtränen, damit wir viele Seelen retten.
Ich bitte Dich auch für das Kloster in N. Du hast große Freude an diesem Kloster, es sind dort heilige Seelen, zwei oder drei, die ganz im Licht sind und viele Gnaden herabziehen für den ganzen Orden. Hier in M. sind ja auch viele Klöster, o gib doch, daß der rechte Geist in ihnen wohne, wehe, daß sie doch den Weltgeist verachten. O welch ein Schmerz für Dich, daß auch in den Klöstern solche sind, die nach irdischem Besitz streben und den Weltgeist mit hereinbringen. Im großen und ganzen wird doch viel mehr in der Welt das Gute angestrebt. Du hast doch Freude daran. Es geschieht doch selten, sehr selten, daß eine Seele verlorengeht, die in einer Genossenschaft lebt!“ Jesus: „Darum heißt es zusammenstehen, darum will Ich Mich dir offenbaren, daß die Welt erkenne, daß Ich sie liebe, und Ich will alle, die sich mit dir vereinigen, mit besonderen Gnaden überhäufen, mit besonderer Liebe an Mich ziehen. Ich will eure Schritte segnen, die ihr für Meine Liebe tun werdet. O harret aus, Meine Töchter, harret aus! Die Allerheiligste Dreifaltigkeit ruht mit besonderem Wohlgefallen auf euch.“ Barbara: Ja, Er will alle unsere Schritte segnen, o welch Glück, da soll man ja nicht müde werden, alle die Opfer, die wir bringen, zu verdoppeln. N. hat einen großen Eifer, unsere Häufchen guter Werke sind noch kleiner. Jesus: „Harre aus, Lieschen, harre aus! Fahre nur fort, je kleiner deine Schätze auf Erden, desto größer im Himmel. Alles ist eitel, alles ist nichts.“ Barbara: „Und ich und Luise wir wollen Dir auch folgen, wir machen aber noch kleine Schritte, wir sind ja noch Kinder, wir müssen Dir nachfolgen wie die kleinen Kinder, aber auch die Kinder werden groß mit Deiner Gnade. O mein Jesus, wie bist Du so gut.“ (Es wurden Barbara die guten Werke von ihren beiden Freundinnen Liechen und Luise sowie ihre eigenen gezeigt in Form von aufgehäuften, geschlossenen Päckchen.) „Warum darf ich nicht bei Dir bleiben und muß wieder zurück auf die armselige Erde, o laß mich doch an Deiner Hand. Du weißt ja, wie arm ich bin, o daß ich Dich doch nie vergesse.“ Jesus: „Sei guten Mutes, Ich gebe dir Meine Mutter als Vorbild. Wie arm, wie klein, wie unscheinbar auf Erden ist auch Sie gewandelt, wie wenig hat Sie auf Sich Selbst vertraut. Sie ist deine Mutter, Königin und Herrin; unter Ihrer Regentschaft gehst du ruhig und sicher und zufrieden weiter.“ Barbara: „Also auf, liebe Schwestern! Der Entschluß ist gefaßt, unter einer Leitung gehen wir, unter einer Regentschaft, nur weiter, nur vorwärts, wir werden nie mehr Gefahr laufen, wir werden nie mehr rückwärts gehen. Durch ein dreifaches Band sind wir vereinigt. Auf, vorwärts, o wie glücklich sind wir!“ Jesus: „Laßt nie einen Zweifel aufkommen, wenn die eine den Versuchungen preisgegeben, dann hilft ihr die andere auf, denn Satan hat großen Zorn über euch. Und schaut auch auf Mein Beispiel, denn wenn Ich versucht werden wollte, wie wollt ihr davon ausgenommen sein. Ihr werdet vielen Zweifeln, Ängsten, Versuchungen begegnen. Darum seid ihr durch ein dreifaches Band umwunden, daß die eine die andere aufrecht hält. Schreitet voran im Kreuz. Im Kreuz werdet ihr siegen. Es werden viele auf euch schauen und sich erbauen, die Mir dienen wollen. Darum folget Meiner Stimme, sobald ihr Sie hört, ohne Zweifel tut das, was Ich euch sage. Ich werde euch nicht verlassen.“ 13 Bei einem Begräbnis 1895 Als Barbara einst zufällig mit einem Begräbnis zusammenkam und wegen der Menge nicht über die Straße konnte, ging sie in den Dom und betete mit ausgespannten Armen die fünf Wunden für den Verstorbenen. Schon beim zweiten Vaterunser hörte sie die Stimme Jesu: Jesus: „Er hat sich von Mir abgewendet, darum habe Ich Mich auch von ihm abgewendet.“ Da sie nun glaubte, er wäre verloren, betete sie noch inbrünstiger, worauf der Herr sagte: Jesus: „Morgen sollst du mehr erfahren.“ Andern Tags sagte Er: Jesus: „Ich war so erzürnt über ihn, daß Meine Gerechtigkeit sich gleichsam nicht überwinden konnte, ihn zu retten, wenn nicht selbstlose Seelen sich zwischen ihn und Meine Gerechtigkeit gestellt hätten. Das ist eine jener Seelen, die ihr durch euer nächtliches Gebet gerettet habt; aber er ist verurteilt, bis an den Jüngsten Tag im Fegefeuer zu bleiben, und zwar in der tiefsten Tiefe, wo die Gebete der Kirche ihn nicht erreichen. Wo immer auf der Welt eine uneigennützige Seele sich zwischen Meine Gerechtigkeit und den Sünder stellt, da bin Ich entwaffnet und muß um ihretwillen den Sünder retten.“ Dies war ein Herr, der hartnäckig den Beistand des Priesters von sich wies, dem aber eine Franziskanerin noch im letzten Augenblick einen Akt der Reue vorbetete und er nachbetete. Seine Frau hatte sogar den Bischof abgewiesen. 14 St. Michaelsfest 1895 Barbara sah den heiligen Erzengel mit dem Schwert in der Hand, über Rom gezückt. Der Heiland drückte Seinen Schmerz aus, wenn Er Arme verdammen müsse, denen Seine Gerechtigkeit eine Entschädigung für dieses Leben schulde, und die, verführt durch andere, zuletzt im eigenen bösen Willen sich verhärten.
15 St. Franziskus von Assisi 1895 Der liebe Heiland führte Barbara an einen Ort unaussprechlicher Herrlichkeit, wo sie St. Franziskus und ganz in seiner Nähe N. sah. Franziskus: „Hier ist nicht der Ort für die Märtyrer, noch für die Bekenner; hier ist nur der Ort für die seraphisch Liebenden. Schwester N. ist im Himmel, denn obwohl sie Fehler hatte, sind diese durch das geduldige Ertragen der schmerzlichen Krankheit getilgt worden.“ Schwester N. hatte seit Jahren ein schmerzhaftes Krebsleiden, war aber am 27. September, also erst seit einer Woche, gestorben und am 4. Oktober bereits im Himmel. So viel kann man durch eine schmerzliche Krankheit abverdienen. Jesus sagte noch, welche Freude Er an unserem Dreierbund habe, weil kein Stäubchen sei, das sich nicht auf Seine Liebe bezieht.
16 Zweiter Donnerstag im Oktober 1895 „Ja, weil es Meine Freude ist, bei den Menschenkindern zu sein und Meine Lust, in ihnen zu wohnen.“ Lied: Düster sank der Abend nieder... Barbara: „O liebster Jesu, ich erinnere Dich an jene traurige Stunde am Ölberg, wo Du blutigen Angstschweiß vergossen. Verleihe auch mir die Gnade, alle Angst aus Liebe zu Dir in Geduld zu ertragen. Dein Beispiel soll mich lehren, mit Dir in Ergebung zu sprechen: ,Vater, nicht wie ich will...’ Mit Dir will ich leiden, damit ich dereinst auch verherrlicht werde.“ Ich sehe meinen Jesus, ganz in Blut gebadet, Sein heiligstes Antlitz ist ganz entstellt, Seine Haare sträuben sich, und in Schrecken und Angst ist Seine hohe Gestalt niedergebeugt. O mein Jesus, ich vereinige mich mit Dir. Nimm meine Tränen, wenn sie auch nicht blutig sind, für meine Sünden und für die Sünden der ganzen Welt. O daß doch die Menschen Dein bitteres Leiden sich zu Herzen nähmen. O darum gehen so viele zugrunde, weil es die Menschheit nicht mehr erkennt und weil diejenigen, die es glauben, sich so leicht darüber hinwegsetzen, als wäre es nur so ein Schauspiel gewesen und nicht blutige Wirklichkeit, und doch bist Du der eingeborene Sohn des Ewigen Vaters, Gott von Gott, Licht vom Lichte, und hast dies alles für uns gelitten aus unendlicher Liebe. O mein Jesus, ich vereinige mich mit Dir. Ich opfere Dir all meine Leiden in Vereinigung mit meinen beiden Mitschwestern zu Deiner größeren Ehre und Verherrlichung, für die Ehre Deiner heiligen Kirche, daß Dein Reich sich ausbreite auf der ganzen Welt, daß auch die zur Besinnung kommen, die Dich verschmähen. Ich opfere Dir all die Herzen auf, die von Dir getrennt sind, all die lauen und gleichgültigen. O könnt ich doch mein Herz in so viele Stücke teilen, wie solcher Seelen sind und es Dir aufopfern für diejenigen, welche Dich nicht lieben. Ich vereinige mich auch mit Dir für all die Millionen, die der Heilige Vater ganz besonders den Kindern anempfiehlt, daß sie für sie beten sollen. Ist es denn möglich, daß es jetzt gegen das Ende geht?“ Jesus: „Siehe, in dir will Ich wirken, Meine Tochter! Ich will, daß Mein Reich sich immer mehr ausbreite auf der ganzen Welt, aber ganz besonders in denen, die sich Meiner Liebe opfern. Sie sollen Mein Reich kosten in seiner ganzen Breite, in seiner ganzen Tiefe, in seiner ganzen Höhe, in seiner ganzen Länge. Sie sollen herrschen in Meinem Reich wie ein König auf seinem Thron, sie sollen triumphieren über alle ihre Feinde, sie sollen mit Liebe Meine Liebe umfassen und Mich in Meiner ganzen Lieblichkeit genießen und in Meiner ganzen Süßigkeit. Ich verspreche dir, Meine Tochter, so viele Seelen sollen zur Bekehrung gelangen, wie du und deine beiden Mitschwestern Rosenkränze beten werdet. Ich verspreche dir, Meine Tochter, so viele Seelen aus den Peinen des Fegefeuers sollen in die Freuden des Himmels eingeführt werden, wie ihr Ave Maria beten werdet in diesem Monat. Seid darum eifrig, fürchtet nicht das Gerede der Menschen und laßt euch nicht abhalten, wenn andere euch zur Rede stellen. Ich verspreche euch, daß es euch nicht schaden soll an eurer Gesundheit und eurem Leben, und ihr werdet euren Grad der Seligkeit um so vieles vermehren, als ihr andächtig den Rosenkranz betet.“ Barbara: „O mein Jesus, Du bist unendlich gut. O ich arme Sünderin, o kannst Du denn vergessen, wie ich Dich beleidigt habe? Hast Du es denn vergessen? Ist es denn möglich, daß Du um das bißchen, das ich getan, so unendlich herablassend bist? O daß doch alle Menschen Dich erkennten und aus ganzem Herzen liebten, aus allen Kräften über alles Dich loben und ehren möchten! O ich bitte Dich auch um Deiner Todesangst willen für die Priester. Ich kann nichts als leiden, wenn Du kommst, Dich lieben, soviel Du mir Gnade gibst, und das Übrige muß ich Dir allein überlassen.“ Jesus: „N. wird nicht fortgehen, er wird bleiben; sage ihm nur, er soll sich so lange begnügen mit dem tätigen Leben, bis Ich ihm das beschauliche Leben Selbst gebe; es wird die Zeit kommen, wo Ich es fügen werde. Er soll sich sein Kreuz nicht erschweren, indem er sich den Querbalken selbst hineinfügt. Mein Wille ist es, daß er hier stehe, und je tiefer er sich verdemütigt und hinabsteigt in den Abgrund der Erniedrigung und sich allem unterwirft und von jedem sich niederdrücken und demütigen läßt, um so höher steigt er in Meiner Liebe. Sage ihm, daß Ich dreiunddreißig Jahre hinabgestiegen, von Tag zu Tag tiefer, bis zu jenem Abgrund, wo Ich am Kreuz Mein Leben aushauchte, daß er noch viele Tritte hat, bis er in diese letzte Stufe hinabgestiegen, in der Ich gestanden bin, und wenn die Zeit gekommen, daß er am Kreuz soll erhöht werden, hat er doch noch Zeit genug zum Genießen und Beschauen der göttlichen Dinge.“ Barbara: „O wie unendlich gut Du bist! Wir Menschen sind halt so, o habe Nachsicht mit unserer Schwäche. Siehe, Herr, ein armes Würmchen erhebst Du aus dem Staub und erhebst es in die Nähe Deiner Gottheit.“ Jesus: „Ja, weil es Meine Freude ist, bei den Menschenkindern zu sein und Meine Lust, in ihnen zu wohnen.“ Barbara: „O mein Jesus, ich danke Dir für all die Güte, die Du mir armen Sünderin schon erwiesen hast und noch erweisen wirst. Ich weiß es zu schätzen, daß Du mich nach M. geführt hast, doch nicht so, wie ich es wollte. O habe Nachsicht und Geduld mit mir. Du hast mich nach M. geführt, um mich zu bereichern mit Dir Selbst in der heiligen Kommunion. O wie kann ich Dir nur dafür danken! O ihr Himmel und Erde, o danket meinem Gott, der so Großes an mir getan und jeden Tag in der heiligen Kommunion zu mir kommt. O meine heiligen Patrone: Heilige Barbara, heilige Elisabeth, heiliger Josef, heiliger Antonius, heilige Katharina und Agnes, o all ihr Heiligen, ihr lieben, heiligen Schutzpatrone, o danket mit mir für die große Gnade, daß Gott, den ihr schaut, Sich erniedrigt, jeden Tag zu mir zu kommen, um Sich mit mir zu vereinigen, und daß Er mich nach M. geführt, um dieses Ziel zu erreichen. Ich bitte Dich auch für die Mädchen meines Dorfes, und weil Du willst, daß die tägliche heilige Kommunion überall eingeführt werden soll, o so gib doch auch, daß es ihnen leichter gemacht werde. Ich danke Dir, daß Du mich geführt hast unter so gute Menschen, o segne sie dafür und ihre Familien. Ich danke Dir, daß Du es bis jetzt verborgen hast. O ich kann es nicht fassen, o mein Jesus, wie unendlich gut Du bist. Mein Herz ist zu klein. Ja, es ist für Dich geschaffen, und es ruht nicht eher, bis es in Dir ruht. Wie bist Du so unendlich gut gegen Deine Geschöpfe, die Dich noch beleidigen. Wie gut mußt Du erst sein, wenn sie Dich besitzen und genießen dürfen an jenem Ort, wo sie Dich nicht mehr beleidigen können. O hört, ihr Erdenkinder, wie unendlich gut ist unser Gott. O mein Jesus, siehe, ich habe Dich schon so oft darum gebeten, zeige mir, wenn es Dein Wille ist, den Bruder von N.“ „Liebe Mutter, ich wende mich an Dich, ich opfere Dir auf die Ave, die in diesem Monat gebetet werden. Ich opfere Dir auf alle die Leiden, die Deine Kinder in ihren Familien auszustehen haben, weil sie den heiligen Rosenkranz besuchen, alle Schritte und Tritte; ich opfere Dir alles, was ich schon gelitten und noch leiden werde, auf! Ich schenke Dir alles durch einen heroischen Liebesakt.“ Gleichwie mein Jesus am Kreuz für Seine Feinde gebetet hat, so bitte ich für die, welche mich beleidigt haben und noch beleidigen werden, und wenn mir manchmal ein kleiner Unwille kommt, o so verzeihe es mir. Ich opfere Dir alle Widersprüche auf, die ich noch werde aushalten müssen. Gib mir diese Seele, o Herr, Du weißt warum, ich weiß es auch, aber gerade, da Du siehst, daß ich uneigennützig liebe, gerade deshalb mußt Du mir ihn geben. Siehe, uneigennützig, wie Deine Liebe am Kreuze, ist auch meine Liebe. Du hast mir Seelen versprochen. Ich werfe mich Dir entgegen, Du mußt sie mir herausgeben, ich will nur Seelen erbitten, die Dich verherrlichen. Gib mir ihn. Ave Maria.“ Erlöster Bruder: „Sage aber meiner Schwester, daß sie ihren Eigensinn breche.“ Barbara: „O könnt’ ich doch einmal dorthin gelangen, wo ich nicht mehr getrennt von Dir bin, o ich habe so Angst, ich täte Dich wieder verlieren. O befestige doch meinen Glauben, meine Hoffnung und Liebe. O gib, daß ich über alles hinweggehe.“ Jesus: „Laß die Menschen dich halten für was sie wollen, verzeihe allen.“ Barbara: „O ich bin ja auch nicht mehr wert, als daß sie mich schlecht beurteilen.“ Jesus: „Du sollst nicht müde werden im Leiden, wie auch Meine Mutter nicht müde geworden ist, an Meiner Seite zu gehen in Meinem bitteren Leiden. Trete in Ihre Fußstapfen.“ Barbara: „O ich arme Sünderin.“ Jesus: „Und wenn innere Leiden kommen, sollst du nicht verwirrt werden, mache dir nichts daraus. Siehe, wie hat Meine Mutter neben Ihrem Sohn Sein ganzes Leben mitgelebt. So sollst auch du neben Mir einhergehen, beständig auf die Mutter Gottes schauend. Dazu habe Ich dich erwählt. Du sollst dir Mein Beispiel vor Augen stellen. Siehe, alle deine Fehler beachte Ich nicht, Ich komme immer wieder zurück zu dir. So sollst auch du mit deinen Mitmenschen tun, du wirst sehen, zu welchem Grad der Seligkeit Ich dich geleite, wenn du ausharrst.“ Barbara: „O mein Jesus, ich stecke so tief in meiner Familie. Niemanden hab’ ich, der mich versteht, o hättest Du mir doch meine Marie nicht weggenommen; das gute Herz, nun bin ich so ganz allein. O sage, warum hast Du das getan? Wir hätten so fleißig zusammen Dir gedient.“ Jesus: „Siehe, Ich habe dir andere Schwestern gegeben, sie werden dich nicht mehr verlassen, damit Meine Ehre mehr gefördert werde. Deine Marie ist Meine Braut und alle, die Mir dienen, sind Meine Bräute.“ Barbara: „Nun bin ich getröstet und ergeben, wie Du willst.“ (Die Schwester Marie ist Klosterfrau in K.) Jesus: „Ich bin kein Gott, der immer zürnen und strafen will, Ich bin ein Gott der Liebe und Barmherzigkeit.“ Barbara: „O Herr, ich bitte, was wirst Du denn N. zu ihrer fünfundzwanzigjährigen Profeß schenken?“ Jesus: „Ich will ihr als Jubiläumsgeschenk einen großen Zuwachs an Liebe geben und eine unüberwindliche Geduld in allen Leiden, die noch über sie kommen werden. Es wird eine Zeit kommen, wo alles offenbar werden wird, was sie Mir und ihren Schwestern geleistet hat. Ich will, daß diese Familie anderen vorgeführt werde.“ Jesus wollte fortgehen. Luise brachte aber immer wieder neue Bitten vor. Er kehrte mit großer Liebenswürdigkeit um und sagte zuvorkommend: Jesus: „Ich werde nicht müde, deine Bitten entgegenzunehmen.“ Als Barbara darauf wegen Äußerungen anderer sehr ängstlich wurde, ob es wohl der liebe Gott sei, Der mit ihr rede, flehte sie Ihn unter Tränen an, Er möge doch nicht zugeben, daß sie verlorengehe, da sie doch nichts suche, als Ihm allein zu gefallen. Als sie unter solchen Bitten den Kreuzweg beendet hatte, fühlte sie so auffallend Seine Nähe, daß sie nicht mehr weiter konnte. Er fing an, sie liebevoll zu belehren über ihre Zweifel und Angst und sie zu beruhigen, daß es unmöglich ist, es auszudrücken. Jesus: „Ich will dir zeigen, warum Ich so freigebig bin und dir so große Verheißungen mache, deinetwegen wohl nicht, aber damit man erkenne, wie gut Ich bin, und daß Ich Mich an Großmut nicht übertreffen lasse. In einen neuen Lichtglanz hat Mich Meine Braut, die Kirche, gekleidet und in einen neuen Himmel hat sie Mich versetzt in diesem Monat, weil Meine Kinder sich so zahlreich um Mich versammeln zum Lobpreis Meiner heiligen Mutter. Denn siehe, indem sie Meine Mutter ehren, verherrlichen sie Mich, ihren Gott.“
Am Abend: Das Allerheiligste war ausgesetzt, und der Rosenkranz wurde begonnen. Bisher zeigte Er Sich ihr nicht, obwohl sie sicher wußte, daß Er in ihrer Nähe, bei ihr sei. Jetzt aber zeigte Er Sich ihr in einer solchen Schönheit auf dem Altar, daß es weder gedacht noch beschrieben werden kann. Er war in einen Glanz gehüllt, wie sie Ihn noch nie geschaut. In diesem Glanz schaute sie einen Reif, oder besser noch, einen Regenbogen, aber ohne Farben, der Jesus ganz umgab, und in diesem ovalen Bogen stand überaus liebenswürdig der liebe Heiland, Sein Angesicht gegen die Leute gerichtet. Um den geheimnisvollen Bogen herum waren in abgegrenzten Feldern die zwölf Artikel des apostolischen Glaubensbekenntnisses. Hinter Ihm stand Seine Mutter, und der Glanz, mit dem der liebe Heiland umgeben war, fiel auf Seine Mutter zurück, und Sie teilte mit beiden Händen den Anwesenden davon aus, so daß alle – jedoch sehr verschieden – von demselben Lichte umgeben waren. Nun belehrte sie der Herr, was das bedeuten sollte, weil sie es nicht verstanden hat. Der Glanz nämlich, den sie schaute, ging nicht – wie sonst immer – von Ihm Selbst aus, sondern der Ihn umgebende Regenbogen mit den zwölf Artikeln des apostolischen Glaubensbekenntnisses verbreitete ihn. Damit wollte Er uns zeigen, welche große Freude Seine Kirche Ihm dadurch bereitet, daß sie ihre Kinder in diesem Monat so zahlreich um Ihn versammelte, und daß sie auch wissen sollen, daß sie nicht vergebens bitten und Er Sich nicht übertreffen lasse. Deswegen habe Er mir am Donnerstag jene fast unglaublichen Verheißungen gegeben, für jeden Rosenkranz einen armen Sünder und für jedes Ave Maria eine Arme Seele zu schenken. Damit will der liebe Heiland uns zeigen, welche Freude Er hat an dem Gebet Seiner Kirche und wie viele Gnaden für uns, für die Kirche, daraus fließen, und daß wir selbst Seine Wonne und Herrlichkeit vermehren können. Wir erlangen, wenn wir uns recht mit Ihm vereinigen und dem Ruf der Kirche folgen, alles, wie Er es versprochen, nicht durch unsere Bemühung, sondern durch Sein und Seiner Kirche Flehen, mit dem wir uns vereinigen. 17 Dritter Donnerstag im Oktober 1895 „Seht doch, wie Ich all eure Schwächen zudecke mit Meiner Liebe.“ Barbara: „O mein Jesus! Ich erinnere Dich an jene traurige Stunde, wo Du blutigen Angstschweiß vergossen und von Deinem Vater gestärkt wurdest, verleihe auch mir...“ Jesus: „Ich will, daß du mit Mir leidest, Meine Kirche braucht starke Seelen, opferwillige Seelen, die sich nicht fürchten vor dem Gerede der Menschen, Seelen, die in der Tat das beweisen, was die Priester durch ihr Wort lehren, denn Ich will, daß in Meiner Kirche der häufige Empfang der heiligen Kommunion eingeführt werde. Ich will, daß Meine Kirche alle Kraft aufbietet, um die Welt zu überzeugen, wie hoch Ich den jungfräulichen Stand geehrt und geachtet habe; denn eine Jungfrau war es, die Mich vom Himmel herabgezogen, eine Jungfrau war Mein Nährvater; eine Jungfrau war es, die an Meinem Herzen ruhte, als Ich das große Denkmal Meiner Liebe einsetzte. Jungfrauen werden es sein, wenn Ich einst erscheinen werde, die Mir das Kreuz voraustragen, wenn Ich zum Gericht erscheinen werde. Und in der heiligen Kommunion liegt das Geheimnis verborgen, da trinken die Jungfrauen den Wein, der sie von Liebe zu Mir berauscht. Ich will, daß neben dem Ehestand der jungfräuliche Stand bestehen soll, auch mitten in der Welt, weil nicht alle ins Kloster gehen können.“ Barbara: „O mein Jesus, ich danke Dir für alle Leiden, die Du mir hast auferlegt, ich danke Dir für Deine Liebe, für Deine unendliche Liebe, die Du mir, Deinem armen Geschöpfe, ja dem ärmsten aller Geschöpfe, widerfahren läßt. Ich danke Dir, daß Du Dich gewürdigt hast, mich in den Stand zu setzen, wo ich mich täglich mit Dir vereinigen kann, wie bist Du so gut, so unendlich gut. Ich habe es damals nicht geglaubt, als Du sagtest: ,Du wirst die Gnade bald erlangen, aber nicht eher, bis du deinen Willen dem Meinigen gänzlich unterworfen hast.’ O Himmel und Erde, o ihr Geschöpfe, alle, die ihr Leben habt, saget Dank meinem Jesus, meinem Gott, für so viel unendliche Liebe. Nimm hin meine Seele mit allen ihren Kräften, mein Herz mit allen seinen Neigungen, meinen Leib mit seinen fünf Sinnen; ich will nichts mehr, als Dir gefallen. O mein Jesus, lehre mich doch, von Tag zu Tag mir immer mehr abzusterben. Führe mich doch in den Versuchungen, Zweifeln und Ängsten immer wieder siegreich zum Ziel, daß ich nicht erliege. Du hast es gesagt, daß uns nichts erspart werden wird an Versuchungen, Zweifeln und Ängsten, aber gib mir und meinen Mitschwestern die Kraft, siegreich daraus hervorzugehen. Du siehst ja, daß es wenige Menschen gibt, die glauben wollen, daß Du Dich so unendlich herabläßt zu Deinen Geschöpfen, und doch ist es möglich. O ihr neun Chöre der Engel, ich vereinige mich mit euch, vereinigt auch ihr euch mit mir, meinen Herrn zu loben und zu preisen, Ihm Dank zu sagen. O wie danke ich Dir für die Gnade, die Du der Stadt M. erwiesen hast und noch erweisen willst dafür, daß sie sich so beteiligt an dem Gebet in diesem Monat. Wie danke ich Dir für die Gnaden, die diejenigen erhalten, welche den Rosenkranz beten. O welche Freude für die heilige Kirche und alle, die zu Dir halten. Wie freuen sich Deine Diener. Ja, siegreich kämpfen wir mit den Waffen des Rosenkranzes.“ Jesus: „Ja siehe, du willst immer noch nicht recht glauben, und doch mußt du wissen, daß Ich dein Gott bin, und daß Mir, deinem Gott, kein Ding unmöglich ist.“ Barbara: „Ja, Herr, ich glaube deshalb nicht, weil ich mich so unvollkommen sehe, weil ich eine so große Sünderin bin, und ich täte noch viel mehr zweifeln, wenn Du mich nicht Selbst überführt hättest. Ich muß mich nur wundern, daß ich trotzdem durch die Kraft Deiner Gnade Dir nachgab und das tat, was Du wolltest. Ich ließ mich nur blind an Deiner Hand leiten, als ich mein heimatliches Dorf verließ. Ich wußte nicht, daß Deine Hand mich leitet und führt nach M., und wie hast Du all die Worte, die Du mir gesagt, in den zehn Jahren bestätigt. Ich danke Dir dafür, o mein Jesus. Du hast alles so gefügt und geordnet, daß ich Dir nie genug danken kann für meine gute Umgebung und Verpflegung. Wie viele Menschen haben es tausendmal schlechter als ich, die Dir besser dienten.“ Jesus: „Ja, damit Du siehst, wie gut Ich bin. Wenn die Mutter ihr Kind vorbereiten will zu großen und harten Unternehmungen, so muß sie erst versuchen, es an sich zu ziehen, ihm Freude zu machen mit Allerlei; sie reicht ihm Zuckerbrötchen, kauft ihm manches, was ihm gefällt, um das Kind einzuführen in die großen Ereignisse, es vorzubereiten auf seinen künftigen Beruf. So habe Ich es auch mit dir gemacht. Und weil du Meiner ersten Stimme gefolgt, kam die zweite Stimme an dich, und so habe Ich dich nach und nach geführt, und wenn dir auch jetzt alles dunkel ist, fahre fort, laß dich blind leiten an Meiner Hand, und wenn es durch dein ganzes Leben dunkel bleibt, frage nicht, was soll das noch werden? Was Ich ausführen will, das führe Ich aus ohne deine Mitwirkung, nur mußt du Meiner Gnade treu bleiben. Ich brauchte keinen Menschen, aber Ich will Mich doch der Menschen bedienen. Ich habe, als die Sünde in die Welt kam und Ich die Menschen aus dem Paradies vertreiben mußte, einen Erlöser verheißen. Ich hätte ihn schicken können, ohne die Mitwirkung der Menschen, Ich wollte es aber nicht. Menschen haben gesündigt, durch einen Menschen sollte die Sünde wieder gebüßt und gesühnt werden, den Menschen das Paradies wieder geöffnet werden, und so wird es sein bis zum Ende, bis es keine Welt mehr gibt. Alles, was Ich ausführen will, führe Ich aus, aber doch durch Meine Geschöpfe. Der öftere Empfang der heiligen Kommunion ist durchzuführen, man muß nur auf Meine Liebe und auf Meine große Barmherzigkeit schauen. Ich verlange nichts Unmögliches, man muß nur erkennen, wie gut Ich bin. Die ersten Christen waren auch Menschen, dieselben Menschen, wie sie jetzt sind. Und weil die Gefahren dieselben sind wie damals, darum verleiht Meine Liebe und Barmherzigkeit dasselbe Mittel, um die Menschen zu binden und zu vereinigen mit Mir. N. soll nicht aus M. weggehen; er soll aber auch nicht zweifeln; er soll Rücksicht nehmen auf den Weg, den du gegangen bist. Mein Herz ist erfreut in diesem Monat, wo Meine Kinder sich so zahlreich um Mich versammeln. O ihr Menschen! Seht doch, wie wenig Ich verlange! Seht doch, wie Ich all eure Schwächen zudecke mit Meiner Liebe. Ich habe euch wahrhaftig nicht gesetzt, daß ihr verderben sollt. Ihr sollt genießen das Land.“ Barbara: „O mein Jesus! Ich bitte Dich sehr für N. selig.“ Jesus: „Er ist im Himmel, aber NN. noch nicht. NNN. ist auch im Himmel.“ Sie ist eine der Seelen, die uns geschenkt ist. Wir sollen im Monat Oktober noch recht fleißig die Rosenkranzgebete besuchen und all die Seelen, die wir Seiner Liebe anempfehlen, sollen uns geschenkt werden, auf das Gebet der heiligen Kirche hin; denn Er ist so freigebig in diesem Monat, wie Er es im ganzen Jahr nicht ist. Jesus: „N. hat noch zu leiden wegen Berufspflichten, aber bis zum Schluß des Monats, bis zum Schluß der Allerseelen-Oktav, sollen noch all die Seelen erfreut werden.“ Barbara: „O mein Jesus, o bleibe bei mir, ich kann nicht leben ohne Dich, ich will nichts als nur Dir gefallen, o könnte ich leben ohne alle Bedürfnisse, aber Du hast mir das Bedürfnis gegeben zu essen, zu schlafen, mit meinen Mitmenschen zu verkehren, und solange Du es nicht willst, will ich es auch nicht. Laß doch nicht zu, daß ich mich versündige im Umgang mit den Mitmenschen, laß doch nicht zu, daß jemand Anstoß nimmt. Ich danke Dir im Namen aller für all die Gnaden, für welche Dir nicht gedankt wird, für alle Leiden, die ungeduldig ertragen werden. Ich bitte Dich für alle, die in dieser Nacht sterben, um Deines Leidens willen, um Deiner Todesangst willen, o laß sie nicht unglückselig sterben, o gib all denen, die Dir treu dienen, den Frieden. Ich bitte Dich für N., gib, daß er seine Berufspflichten mit Freuden erfüllt.“ Jesus: „Er soll aber bedenken, welchen Lohn Ich ihm bereite und bereitet habe, einen Siegeskampf soll er kämpfen, einen sieggekrönten Kampf. Die Zeit der Märtyrer ist vorüber, jetzt sind sie nur noch Märtyrer der Liebe; er soll ein Märtyrer der Liebe werden und sein Leiden aus Liebe tragen.“ Barbara: „O Herr, gib ihm doch eine bessere Gesundheit.“ Jesus: „Es ist nicht gut, wenn Mich die Menschen bitten, daß Ich ihnen das Leiden abnehme, das ist Unverstand. Bin Ich denn einen anderen Weg gegangen, als den Weg des Leidens, den Leidensweg. Die Menschen sind so wankelmütig.“ Barbara: „Ja gelt, da bin ich gemeint, ja, ich weiß schon; wir Menschen sind halt so, was wir heute wünschen, wollen wir morgen nicht, was uns heut gefällt, gefällt uns morgen nicht. Ach, was mußt Du doch für eine Geduld mit uns haben. – Die Ergebung in den göttlichen Willen ist das Beste, das Sicherste, alles hinnehmen, alles, was über uns arme Menschen kommt. Er hat überall Seine weise Absicht, warum Er es tut, und die Ewigkeit ist lang genug zum Genießen.“ 18 Vierter Donnerstag im Oktober 1895 „Nicht außergewöhnliche Werke verlange Ich, aber Meinen Willen zu erkennen und zu vollziehen!“ Jesus: „Du willst wissen, warum Ich von jetzt an am Donnerstag komme und nicht mehr, wie sonst, am Freitag? Du sollst es wissen: Weil Ich will, daß das Allerheiligste Altarsakrament, die heilige Eucharistie, mehr verehrt und mehr verherrlicht werde, weil Ich will, weil es Mein heiliger Wille ist, daß die heilige Kommunion, der öftere Empfang dieses Allerheiligsten Sakramentes in der ganzen Welt eingeführt werde. Es hat Mich sehr gefreut, daß Mein Diener dir so vorwärtshilft. Das Senfkörnlein wird wachsen zu einem Baum, dessen Früchte die ganze Welt erfüllen wird. Viele, viele werden an dem Baume pflücken und werden sich laben an dieser köstlichen Frucht, denn durch N. und N. soll das Senfkörnlein in die Erde gelegt werden, und wenn es auch eine Zeitlang sterben muß, und gerade dann, wenn alles verloren scheint, wird es von neuem keimen und grünen und sprossen; es wird wachsen und groß werden, daß man es in der ganzen Welt sehen wird; zu einem großen Baum wird es wachsen.
Sag nur N., er soll ruhig bleiben, er soll ruhig stehenbleiben, Ich werde mit ihm sein. Er soll bedenken, was du um Meinetwillen schon erduldet, und wie Ich dich erhalte, so werde Ich ihn bewahren. Nicht Ketten, nicht Bande wird er zu ertragen haben, nur hie und da ein bissiges Wort! Und das wird er doch ertragen können! Du arme Kleine, siehst du, was du bist aus dir! Siehst du, Ich habe dir gezeigt in dieser Woche, daß du nichts aus dir vermagst, daß du eine arme Sünderin bist. Du bist nicht mehr wie andere, glaub es nur, andere sind tausendmal besser als du. Und doch hat es Mir gefallen, dich an Mich zu ziehen, Großes in dir zu wirken, du armseliges Werkzeug in Meiner Hand.“ Barbara: „Ja, ich will hören Deine Stimme, rede o Herr!“ Jesus: „Siehe, Ich habe dir schon vor langer Zeit gesagt, und man will nicht glauben, und doch ist es so, daß von M. aus der Sieg über den Sozialismus gelingen werde, weil Ich will, daß Meine Stimme durch die ganze Welt gelangen soll.“ Barbara: „O mein Jesus, man hält mich für eine Schwindlerin, man hält es für unmöglich, weil ich eine so große Sünderin bin.“ Jesus: „Das ist aber jetzt gerade Mein Wille so, Mir kann doch niemand befehlen, Mir kann niemand sagen, mach es so oder so, denn Ich bin Herr über alle Geschöpfe, Ich will Meinen Geschöpfen zeigen, besonders den Dienern Meiner Kirche, daß Ich wenig verlange, wie groß Meine Barmherzigkeit gegen die Sünder ist, und Ich will ihnen zeigen, was Ich tue und was Ich wirke in einer Seele, die Meine Stimme hört und befolgt. Ich habe dich aus der alleruntersten Klasse von Menschen, aus der ärmsten, herausgezogen, damit niemand sagen kann, das hat sie aus den Büchern, oder das hat sie aus anderen Wissenschaften, oder das hat sie sich selbst ausgeklügelt. Ein jeder soll sehen, was Ich mit dir spreche, daß das niemand einfach so aus sich redet. Wer aus der Welt lebt, redet weltlich; wer aus der Sinnenlust lebt, redet sinnlich; wer aus Gott lebt, der redet göttlich. Sage Meinem Diener, er soll prüfen, ob deine Reden aus der Welt oder aus dem Fleische oder aus Gott sind. Ich habe dir schon vor acht Jahren gesagt, daß Ich dein Zutun nicht brauche. Ich verlange von dir nichts, gar nichts als Beharrlichkeit, und daß daran Meine Diener erkennen müssen, daß Ich es bin, Ich, euer Herr und Gott! Geh du nur ruhig weiter und versage Mir nicht das bißchen, was Ich von dir verlange. Du wirst es nie zu bereuen haben.
Du sollst wissen, daß Ich Mich an Großmut nicht übertreffen lasse. Was du leidest, leidest du direkt für Mich und für Meine Interessen. Meine Kirche ist bedrängt, Meine Kirche steht in Gefahr: Viele, viele Meiner Kinder gehen verloren; Ich möchte sie gerettet wissen, Ich möchte zeigen, wie gut Ich bin. O nicht außergewöhnliche Werke verlange Ich, aber Meinen Willen zu erkennen und zu vollziehen! Gib dich hin, wem du willst, übergib dich deinen Feinden, Meinen und deinen Feinden; Ich werde mit dir sein.“ Barbara: „O mein Jesus, ich kann ja unmöglich etwas aus mir. O wie war ich diese Woche so leichtsinnig, wie schlecht habe ich gebetet, o verzeih mir, ich bin halt so ein Eva-Kind. Du bist gut, so unendlich gut. O welche Wonne zu wissen, daß dieses Herz mich nicht verkennt, o wie gut bist Du.“ Und Er wirft mir Seinen Mantel um und bedeckt alle meine Fehler. Jesus: „Kennst du diesen Mantel?“ Barbara: „Ja, Herr, es ist Deine Liebe. O staunet, ihr Menschen, der Herr ist wahrhaft wirklich bei uns im Allerheiligsten Altarsakrament, ja, Er ist auch wahrhaft wirklich bei mir. O meine Seele, ich bin zu schwach, Deine unendliche Majestät zu fassen, o hab Erbarmen, ich möchte gerne sterben. O mein Jesus, meine Seele will mich verlassen.“ Jesus: „Das ist die Gewalt der Liebe. Laß das Gerede der Menschen, das ist nur Staub, den schüttelst du ab und gehst ruhig weiter. Ich habe dir zwei Freundinnen gegeben, damit ihr zu dritt eins seid, verstehst du Mich?“ Barbara: „O laß sie auch kosten, wie süß Du bist. Du hast uns zu dritt eins gemacht; sie müssen auch Verachtung tragen, o laß sie kosten!“ Jesus: „Wie freut es Mich, wenn zwei oder drei beisammen sind und von Mir reden. Da kann Ich Mich nicht zurückhalten. Da bin Ich mitten unter ihnen. Wie freue Ich Mich, wenn ihr euch besprecht über das, was Ich mit dir rede. Siehe, Ich habe so viele Liebhaber in der Welt. Viele, viele, ja das ist schon alles recht, und Ich bin auch zufrieden mit jenen, aber doch liebe Ich diejenigen mehr, die auch mit Mir auf Kalvaria hinaufgehen. Weißt du, was das bedeutet, die den Weg der Verachtung, der Zurücksetzung gehen, die sich um Meinetwillen schmähen und alles Böse mit Unwahrheit nachsagen lassen? Ich brauche starke Seelen, das kann Ich aber nicht von jeder ver-langen, denn nebst dem starken Einfluß Meiner Gnade muß Ich doch auch ihren Willen, ihre Einwilligung haben, um den Weg der Verachtung und der Leiden zu gehen, auch muß Ich auf die Beschaffenheit des Körpers einer jeden Seele Rücksicht nehmen; Ich will jenen nicht mehr auferlegen, als sie tragen können, und jene nicht überfordern, die nicht den Körperbau und die nötige Körperkraft und Nervenbau dazu haben, weil mit äußeren Leiden innere, und mit inneren Leiden äußere verbunden sind und diese, wenn sie zusammenwirken, eine Seele vernichten würden. Darum habe Ich dich erwählt und dir eine starke Körperbeschaffenheit und einen starken Nervenbau und eine starke Seele gegeben. Du mußt wissen, daß Ich deshalb keine Rücksicht auf dich nehme. Du wirst noch viel ertragen müssen, noch viele, viele innere und äußere Leiden, aber sei getrost, dies sage Ich dir, damit niemand zurückschrecken soll, weil Ich dem einen diese Gnade gebe, dem andern nicht. Ich liebe alle mit gleicher Liebe, wenn sie Mir nur treu dienen und guten Willens sind; aber Ich kann nicht von allen gleiches verlangen. Ja, es wird noch dazukommen, daß Mein Diener sich selbst überzeugen muß. Nun ja, er soll es tun, er soll noch andere mitnehmen und sich überzeugen.“ Barbara: „O mein Jesus, o lieber Heiland, ich will ja gern leiden, aber es wäre mir doch viel lieber verborgen. O mein Jesus! Ich will gern alles erdulden, was Du willst und so lange Du willst, wenn ich nur eine Seele retten kann. Aber nehme doch Rücksicht auf meine Familie, ich will doch nicht aus meiner Familie heraus. Ich will gar nichts, als Dich lieben und Dir dienen in der Einfalt meines Herzens wie bisher. Als ich mich entschloß, nach M. zu gehen, wußte ich nicht, welchen Weg ich zu gehen hatte, ich wußte nur, daß es mir Ernst war mit der Besserung meines Lebens. Ich hörte eine Stimme, und dieser Stimme bin ich gefolgt. O verzeih mir, daß ich trotz der vielen Gnaden, die Du mir erwiesen, sooft gezweifelt, wenn andere sagten, es ist Einbildung, es ist Täuschung, es ist Satan. Jesus, Du weißt, ich habe gleich alles über Bord geworfen, und doch habe ich gefolgt und getan, was Du wünschtest. Und wenn Du es nicht bist, wer wäre es dann? Dann zeige es mir, durch meinen Beichtvater, ich unterwerfe mich Deiner Kirche, Deinen Dienern. O Herr, bist Du es nicht, dann ist auch das Leiden nicht von Dir, dann will ich auch davon befreit sein. Bist Du es nicht, dann zeige es mir durch Deinen Stellvertreter, ich glaube seinem Wort, und ich verspreche Dir zu leiden, solange und soviel Du willst, wenn ich nur eine Seele dadurch retten kann. Du weißt, wie gern ich Dich habe und ohne Dich nicht leben kann, und trotzdem wollte ich gern bis an den Jüngsten Tag leiden. Ich habe diese Woche gefühlt, was ich ohne Dich bin, wenn Du Dich zurückziehst, dann hängt sich die Seele an tausend Kleinigkeiten. O nimm mich nur und gib mich Dir. Nimm hin meine Seele. Nichts mehr für mich, alles für Dich, jeden Tropfen Blut, jede Bewegung meiner Glieder, jeden Atemzug, alles für Dich – zur Genugtuung für meine Sünden und für die der ganzen Welt. O daß doch alle Menschen erkennten, wie gut Du bist. Ich muß ja weinen, weil so viele Menschen es nicht glauben, daß Du unter uns wohnst, und so viele Priester, die Dich behandeln als...“ Jesus: „Teile Meinen Schmerz mit Mir, Meine Tochter! Siehe die Schmach, welche Mir jene Diener antun, denen Ich Mich willenlos hingebe Tag für Tag in der heiligen Messe und auf ihr Wort hin hinabsteige auf den Altar, und die selbst nicht an Mich glauben. Wie kann Meine Gnade sich ausgießen über Meine Kinder durch solche Priester, denn sie sind die Vermittler Meiner Gnade, sie sind die Kanäle, durch die Ich Meine Kinder bewässere, betaue und begieße. Es ist ein großes Werk, Priester zu unterstützen, aber ein noch größeres Werk ist es, wenn Beichtväter Priester belehren, Priester an ihre Pflichten erinnern. Ich habe ihnen Meine Gewalt übertragen, die Gewalt über die Herzen der Menschen.“ Barbara: „O mein Jesus, habe Nachsicht und Geduld, es wird doch nicht viele so geben. Halte Deinen Wehe-Ausspruch zurück. Die meisten sind doch recht fromm, wenn auch hie und da einer ist; die meisten versuchen doch, die Seelen zu retten.“ Jesus: „Laßt euch nicht irremachen vom Gerede der Menschen und fahret fort zu beten. Wendet jetzt eure Blicke hinüber zu Meinen bedrängten Kindern im Fegefeuer; denn die Ehre, die Mir geraubt wird auf Erden, wird Mir ersetzt durch jene, die schon im Land der Lebendigen sind, und je mehr ihr euch bemüht, desto mehr werdet ihr gewinnen. Stört euch nicht an anderen, die Zeit ist kurz, sie ist bald vorüber. Alles, was ihr dem Geringsten Meiner Brüder getan habt, das habt ihr Mir getan, und diese alle sind Meine Brüder und Schwestern. Also vorwärts – wie einen stillen See, so will Ich eure Herzen wissen.“ Barbara: „O Herr, gib doch N. die Gnade, sich mäßigen zu können.“
Jesus: „Das muß dich nicht viel genieren, Mein Kind, Ich habe es dir gesagt und dabei bleibt es.“ Barbara: „O mein Jesus, ich bitte Dich für N., halte ihn noch recht lang am Leben, daß er noch viel abbüßen kann. Gib ihm ein gnädiges Gericht; ich opfere Dir für ihn alle Schmerzen, die ich diesen Abend gelitten, in Vereinigung mit Deiner dreistündigen Todesangst. O laß ihn eines glückseligen Todes sterben, o um Deiner Todesangst willen erbarme Dich.“ Jesus: „Habe keine Angst, er wird gerettet!“ Barbara: „Soll N. ihr Geschäft verkaufen?“ Jesus: „Ich habe es ihr schon gesagt, sie hat so viel, daß sie leben kann, daß sie ihre notwendigsten Bedürfnisse befriedigen kann; ruhiger, glücklicher könnte sie leben, wenn sie wollte.“ 19 Vigil von Allerheiligen 1895 „Wie glücklich wären die Menschen, wenn alle mit ihrem Stand zufrieden wären.“ Jesus: „Komm, Meine Tochter!“ Barbara: Ich sehe eine Schar, die niemand zählen kann, aus allen Geschlechtern, aus allen Nationen, sie alle sind erkauft mit dem Blute des Lammes, und ihre Gewänder sind weiß wie der Schnee. Jesus: „Siehe, Meine Tochter, sie alle waren, was du jetzt bist, und du sollst werden, was sie jetzt sind. Unendlich groß ist die Güte Meines Herzens. Ich wäre glücklich ohne euch, aber weil es Meine Freude ist, unter den Menschenkindern zu sein, so ist es auch Meine Freude, sie in Meiner Glorie zu sehen, sie um Mich zu versammeln, wo sie Mir nie mehr können entrissen werden. Als Ich die Welt erschuf, waren schon die Engel erschaffen; sie wurden Mir untreu, und Ich mußte sie verderben, denn sie waren reinere Geister als alle übrigen Geschöpfe, die Meine Hand erschuf. Als Ich aber den Menschen erschuf, da lag es in Meiner Absicht, Meine Freude zu vervielfältigen, denn jeder Mensch trägt an sich Mein Ebenbild. So viele Seelen sich nun bemühen, dieses Ebenbild in sich recht zu gestalten nach Meinem heiligen Willen, so oft widerstrahlt Meine Gottheit in ihnen. Siehst du nun diese Schar, die dir vorausgegangen? Sie haben es verstanden, das Ebenbild Meiner Gottheit in sich auszuprägen, Mir ähnlich zu werden.“ Barbara: O wie unendlich glücklich, da ist keine Träne, da ist kein Jammer mehr, da gibt es keinen Widerspruch, da ist alles ein Herz und eine Seele. O wie glücklich, und sie laden uns ein, daß wir ihnen folgen. Ach wie wunderschön, wie wunderschön! O welch ein Triumphzug. Unaufhörlich strömt aus Seinem Herzen die Liebe und unaufhörlich strömt die Liebe zurück von ihnen in Sein Herz. Jesus: „Siehe, Meine Tochter, auch sie waren Menschen, so schwach wie du, sie hatten denselben Weg zu gehen, sie hatten denselben Kampf zu kämpfen. Drum fasse Mut. Was du heute nicht fertigbringst, das beginne morgen von neuem. Und so geht der Tag und so geht das Jahr vorüber, und kämpfe nur mutig, die Krone ist dir gewiß. Wie glücklich wären die Menschen, wenn alle mit ihrem Stand zufrieden wären. Siehe, das ist das einzige große Kreuz in der Welt, daß sich alle die Menschen den Querbalken selber machen. Ich habe jedem seinen Lebensplan gelegt, und es liegt nur an ihm, den Plan auszuführen. Der Priester soll wissen, daß er ein anderer Christus ist. Verstehst du Mich? Was sagt denn die Schrift von Mir? Nicht wahr, sie sagt, Er ging vorüber, Wohltaten spendend, und das ist der katholische Priester. Sag nur N., wenn er nur andern Gutes tut, dann ist seine ganze Aufgabe gelöst, wenn er auch sich nichts Gutes tut. Wenn es Mir so gefällt, warum ihm nicht? Ist nicht die Ewigkeit lang genug, wo Ich ihm Gutes antun kann? Der Vater und die Mutter, die in der Familie stehen, sollen ihre Pflicht erfüllen und zufrieden sein mit dem Schicksal, das Ich ihnen bestimmt habe und sie gelangen zum Ziele. Die Jungfrau, mag sie stehen, wo sie will, im Kloster oder mitten in der Welt, in der Familie oder allein für sich, soll bedenken, daß sie das tut, was des Herrn ist; denn sie soll wissen, daß Ich nicht den Himmel verlassen hätte, wenn Ich nicht in einer Jungfrau hätte geboren werden können. Damit soll sie sich aber auch begnügen; denn sie hat nicht die Verpflichtung wie alle andern Stände, wie der Ehestand und der Priesterstand. Sie hat zu sorgen für das, was des Herrn ist. Und nun sehe dich um, wie viele den guten Kampf schon vor dir gekämpft, und auch deiner wird über eine kurze Zeit ausgekämpft sein.“ Barbara: „O mein Jesus, ich möchte doch so gern meine Verwandten sehen, meinen Vater, meine Mutter!“ „O liebe Eltern, laßt nicht zu, daß eines von euren Kindern verlorengeht. Siehe Vater, wie lange und wieviel ich für dich gebetet, was ich mir manchmal weh getan, um dich aus dem Fegefeuer zu befreien.“ Vater: „Ich danke dir.“ Barbara: „Ist gar nicht notwendig.“ Vater: „Kein Auge hat es gesehen, kein Ohr hat es gehört, in keines Menschenherz ist es gekommen, was Gott denen bereitet hat, die Ihn lieben.“ Barbara: „Ich möchte auch gern meinen Bruder sehen und meine liebe, kleine Nichte Anna.“ Bruder: „Bleibe du in dieser Familie, ich sage es dir und sag nur meiner Frau, sie soll dich nicht abhalten vom Gebet; was ist denn all das Irdische im Vergleich zum Himmel. O wenn sie ihr Kind sehen könnte! Sag ihr nur, daß Gott uns nach M. geführt deinetwegen, daß Gott der Herr uns mit zeitlichen Gütern gesegnet deinetwegen.“ Jesus: „Ja, weil Ich in dir Großes wirken will, und weil sie deine Stütze sein soll, denn der Glaube ist so geschwunden aus Meinen Geschöpfen, daß Ich Mich auf außergewöhnliche Weise offenbaren muß.“ Barbara: „O mein Jesus, ich habe Dir so viele Bitten vorzutragen, aber vor lauter Freude mit den lieben Deinen und den Meinen, kann ich gar nicht daran kommen. O ich bin ja nur eine arme Sünderin, die tausendmal die Hölle verdient hat, die Dich täglich, ja stündlich beleidigt. O ihr Heiligen Gottes alle, die ihr die Macht der Fürsprache erlangt habt, o bittet mit mir für alle Anliegen. Ganz besonders danke ich Dir, daß Du den Priester N. wieder in sein Recht eingesetzt hast. O laß doch niemals die Unschuld unterdrückt werden, führe ihn doch wieder nach M., damit alle, die ihm Übles nachgeredet haben, einsehen, daß sie sich täuschten. Ich bitte Dich für alle Priester, die in ähnlicher Lage wie er sind, die es gut mit der Seele meinen, und deshalb verkannt, verfolgt und verdemütigt werden. Ich bitte Dich auch für alle Armen, die nicht wissen, woher das tägliche Brot nehmen. Sende ihnen doch mitleidige Herzen, daß sie nicht erliegen, daß der Glaube in ihnen nicht wanke. Ich bitte Dich für alle, die noch glauben, beten und ganz besonders auf Dich ihr Vertrauen setzen. Du hast es ja versprochen, Speise zu senden zur rechten Zeit. Was soll N. tun, um ihren Bruder zu retten?“ (Einen verirrten Priester, jetzt protestantischer Prediger.) Jesus: „Die Schwester soll sich zum Opfer einsetzen für ihren Bruder; sie kann ihn retten, denn solange eine Seele, die noch im Fleische ist, bittet für eine andere und ganz besonders, wenn die Seele in Blutsverwandtschaft ist, dann kann Ich nicht widerstehen, denn Mein Herz ist Liebe.“ Barbara: „O Herr, Schwester N. hätte gern einige Klosterfrauen aus ihren Schülerinnen.“ Jesus: „Sie soll es nur jenen begabten Kindern, die gute Eigenschaften haben, offen sagen, sich ungeniert aussprechen, soll sie ermahnen, ihnen das Glück des klösterlichen Lebens vorstellen und beten und sehen, daß sie es noch erlebt, daß aus ihren Zöglingen Klosterfrauen hervorgehen. Grüße sie in Meinem Namen.“ Barbara: „Schwester N. ist immer so ängstlich.“ Jesus: „Sage ihr, daß Ich sie liebe, weil auch sie Mich liebt, sag ihr, daß Ich alle ihre Fehler vergesse, daß Ich mit ihr zufrieden bin, warum denn nicht sie?“ Barbara: „O Herr, gib Frau N. auch einige Klosterfrauen.“ Jesus: „Eine sehe Ich ja, rede nur dieser Kusine zu, sie kann viel, viel Gutes auf ihre Kinder ausüben, sie hat auch die Mittel dazu, einen Priester ausbilden zu lassen.“ Barbara: „O Herr, Schwester N. hätte auch gern ein Wörtchen der Ermunterung.“ Jesus: „Gabriel und Raphael sind zwei Diener vor Meinem Angesicht, sie sind innig verwandt, und Gabriele und Raphaele sind auch innig verwandt, und was Ich zu jener sagte, sage Ich auch ihr. Grüße sie herzlich von Mir.“ Barbara: „Ja, Du hast uns viele, viele Seelen versprochen, o ersetze doch, was an unserm Gebete fehlt, schmälere uns nicht die Zahl, die Du uns bestimmt. Schenke uns doch N. und NN. und...“ Jesus: „Ja, alle kann Ich sie euch nicht schenken.“ Barbara: „O gib uns, um was wir flehen, wir verlangen ja nur, was Dich beglücken kann, was Dein Herz erfreuen kann.“ Jesus: „Ihr seid Quälgeister.“ Barbara: „O belohne den Glauben Deiner Kinder. Ich opfere Dir... (lange Aufopferung). Du hast uns eine große Zahl versprochen, o öffne das Tor, eben weil der Glaube so arm, die Welt so lieblos, gerade deshalb öffne den Schoß Deiner Barmherzigkeit und neige Dich herab, um Deiner lieben Mutter und Deiner lieben Heiligen willen.“ Luise: „Ich bitte in Vereinigung mit jener Liebe, mit der Du am Kreuz für Deine Feinde gebetet, schenke mir vor allem N. N. N. und meine Freunde schenkt Deine Güte mir zweifellos obendrein.“ Jesus: „Du sollst sie alle haben, weil du gut bist.“ Barbara: „O was eine große Freude. Ja, es ist so, Er hat uns wahrhaftig nicht erschaffen zu unserem Verderben. Er ist unendlich gut und barmherzig. O wenn doch die Geschöpfe noch Glauben hätten. O nimm hin mein Herz und vereinige es mit Deinem Herzen, mach es so weit wie die ganze Welt, zerteile es in so viele Stücke wie Menschenherzen schlagen. Schau nicht auf meine Unwürdigkeit, sondern auf Deine unendliche Barmherzigkeit, und weil Du mich gewürdigt hast, um durch Leiden Dir Seelen zu gewinnen. O freuet euch, denn der Himmel hat Zuwachs erhalten. O mein Jesus, wie gut bist Du! Man hört es in der Predigt gleichgültig an, man geht heraus und vergißt es wieder.“ Jesus: „Aber es ist in Wirklichkeit so, wie die Kirche lehrt. Der Himmel ist auf der Erde, in der heiligen Kirche, nur mit dem Unterschied, daß der Himmel bei euch noch im Streite liegt, während hier nur im Triumph der Himmel besteht. O wie unendlich glückselig diejenigen, die es fassen.“
Barbara: „O mein Jesus, grüße mir recht herzlich Deine liebe Mutter und die Meinigen.“ 20 Fest Allerheiligen 1895 Als ich am Fest Allerheiligen ganz außer mir war vor Staunen ob der unendlichen Güte Gottes, zugleich aber auch recht ängstlich war, ob ich denn alles glauben dürfe, was mir mitgeteilt werde, wohnte ich der heiligen Messe bei, in der ich auch kommunizieren wollte. Ich war vom vorhergehenden Abend noch so abgespannt, daß ich mir große Gewalt antun mußte, um andächtig mitzubeten. Aber plötzlich fühlte ich, wie eine andere Gewalt sich meiner bemächtigte und mit sich fortriß. Mein Körper wurde gefühllos. In diesem Zustand nahte Sich die liebe Mutter Gottes gar so lieb, und tröstend redete Sie mich an: Maria: „Meine Tochter! Du bist in Ängsten und zweifelst, ob du nicht getäuscht sein könntest. Du bist es aber nicht, Meine Tochter! Du kennst die Güte eines Gottes noch nicht. Auch Ich war ein Geschöpf von Seiner Hand gebildet, und daß Ich ohne Makel der Erbsünde geboren wurde, war nicht Mein Verdienst, sondern ein freiwilliges Geschenk Seiner Liebe. Aber zwei Tugenden waren es, durch die Ich Mich vor allen übrigen Menschen auszeichnete. Meine Liebe zur Jungfräulichkeit und Mein lebendiger Glaube. Glaube nicht, Ich sei von jeglichem Kampf befreit gewesen. Als der Engel Gabriel Mir die Botschaft brachte, daß Ich Mutter Gottes werden sollte, hatte Ich keinen geringen Kampf in Mir. Ich erwog in Meinem Herzen die Bedeutung dieser Worte und sprach zu Mir Selbst: Wie kann dies geschehen, da Ich keinen Mann erkenne? Aber bald siegte der Glaube über den Verstand. Überlege nun, Meine Tochter, was dies bedeutet, und wende es auf dich an. Du hast mit deinen Mitschwestern in diesem Mir geweihten Monat viele Gnaden von Gott erfleht, für dich und andere. Und weil du täglich mit ausgespannten Armen den himmlischen Vater an das Leiden Seines Sohnes erinnert hast, so sollst du jetzt auch sehen, wie viele Seelen ihr aus dem Fegefeuer befreit habt. Sieh dich einmal um.“ Und es war die Kirche voll glänzender weißer Gestalten, Kopf an Kopf, dicht gedrängt. Unter ihnen ging unablässig ein gar anmutiger, schöner Jüngling auf und ab. Ich fragte ehrfurchtsvoll, wer es sei und erfuhr, daß es mein Schutzengel sei. Nun bat ich die liebe Mutter Gottes, mir auch die Schutzengel von meinen beiden Mitschwestern zu zeigen. Und wirklich sah ich einen Jüngling, der den anderen an Schönheit weit übertraf, den von Luise sah ich aber nicht, weil sie nicht in der Kirche war. Auf einmal gab mir die liebe Mutter Gottes ein Zeichen, daß es Zeit sei, vorzugehen zur Kommunionbank. Ich lud alle erlösten Seelen und Heiligen ein, mich zu begleiten, was auch geschah, aber die schönste Begleitung war die liebe Mutter Gottes zur Rechten und der Schutzengel zur Linken. Als der Priester die Hostie auf die Zunge legte, legten beide ihr Haupt, in tiefster Ehrfurcht gebeugt, auf die Kommunionbank. 21 St. Elisabeth 1895 Maria: „Bedenke doch recht oft in dieser Zeit, mit welcher Sehnsucht Ich auf die Geburt Meines Sohnes wartete und mit welcher Freude Ich Mich darauf vorbereitete, weil ich hoffte, bei Seinem Eintritt in die Welt werde Er wenigstens von Meinen Verwandten umgeben sein, die Ihm gleich als ihrem Gott und Herrn huldigen würden. Aber gerade in den Tagen, als Ich Ihn erwartete, kam der Befehl, daß Ich fort mußte, und so war Ich zur Stunde der Geburt fern und verlassen von all Meinen Verwandten in fremdem Land. Hätte Ich da nicht auch zweifeln können? Aber Ich war stark, Ich habe geglaubt. So sollst auch du alle Schwierigkeiten auf deinem Weg durchkämpfen.“ Jesus: „Ich habe dir schon gesagt, daß du diesen Monat Ruhe haben wirst, aber um dich zu bestärken und vor den Zweifeln zu behüten; statt dessen hast du Mir aber mit deinen Zweifeln gar keine Freude gemacht.“ Barbara: „Ja siehe, lieber Heiland, jetzt weiß ich, daß Du es bist (durch die eben empfangene heilige Kommunion), wenn ich aber wieder in die Welt hineinkomme, dann sind die Eindrücke vorbei und ich denke, ich wäre getäuscht. Jetzt sag nur Selbst, wie kann ich anders denken? Ich hab’ auf meine Schwester gebaut, daß sie nicht mehr heiraten werde, und jetzt hab’ ich so Angst, sie wäre auf dem sündigen Weg.“ Jesus: „Beruhige dich um deiner Schwester willen, sie ist nicht auf dem Irrweg, laß sie, Ich habe es so gefügt, du brauchst keine Angst zu haben.“ Barbara: „Siehe, mein Jesus, N. habe ich gesagt, wie Du mir gesagt hast.“ Jesus: „Darüber beunruhige dich nicht, das ist eine Hitzige..., heute so, morgen so, sie soll es einmal abwarten, ob sie es später nicht zu bereuen hat.“ 22 Dritter Dezember 1895 „Die sich von Mir getrennt, und die gar nicht mehr an Mich glauben, die muß Ich verdammen.“ Die ganze Natur ist verändert in Barbara, im Gegensatz zum vorigen Monat, nachts keinen Schlaf mehr, trotzdem morgens so früh bei der Hand und angeregt zu allem Guten. Deshalb stand sie am 3. Dezember schon um vier Uhr auf und war gegen fünf Uhr schon vor der C.- Kirche. Nach der heiligen Kommunion fühlte sie die Nähe Gottes und sagte zu Ihm: „Jetzt weiß ich, daß Du bei mir bist; wenn ich doch nur recht wüßte, was Dir am liebsten ist, ob ruhig hier knien bleiben oder in die Rorate-Messe gehen.“ Jesus: „Bleibe du heute hier, es gefällt Mir so besser, überlaß dich Mir; denn Ich will mit dir reden.“ Barbara: Gleich darauf war ich gefühllos. Als dann das Allerheiligste ausgesetzt wurde, fühlte ich so Seine Nähe, wie wenn Er als menschlicher Freund mit mir verkehrte. Eine so lebhafte Unterhaltung entspann sich zwischen uns beiden, daß ich, menschlich geredet, sagen kann, daß Er mir den ganzen Kummer Seines Herzens eröffnete, denn Er zeigte mir Seine ganze Gesinnung für die Gutgesinnten und Seinen unbeschreiblichen Schmerz über den Undank so vieler, die sich gar nicht darum kümmern, daß Er ihnen zuliebe Mensch geworden sei. Jesus: „Siehe, Mein Kind, jetzt kommt wieder die Zeit der Erinnerung an das große Opfer, das Ich gebracht habe, indem Ich die Herrlichkeit Meines Vaters verließ, und so viele, viele Menschen gehen verloren, weil sie sich nicht daran erinnern und gar nicht an Mich glauben, und darum auch die Verdienste des großen Opfers ihnen nicht zugewendet werden können, und siehe, welch ein Schmerz für Mich! Ich, Der Ich den Schoß Meines Vaters für sie verließ und Mich ihnen gleichstellte, muß jetzt ihr Richter sein, muß Mein Eigenes Fleisch und Blut verdammen! Sage deinen beiden Freundinnen, daß sie Mir helfen, Seelen retten; ihr sollt ein Herz und eine Seele untereinander bilden, dreifach in der Person, aber eins in der Gesinnung, wie Ich und der Vater und der Heilige Geist; ihr könnt Mir viel helfen.“ Barbara: „Ja, lieber Heiland, sag uns nur, was wir tun sollen, wir wollen ja gern alles tun.“ Jesus: „Alles, was ihr tut zur Vorbereitung auf Weihnachten, opfert Meinem himmlischen Vater auf in Vereinigung mit Meinen Verdiensten für die Bekehrung der Sünder; denn der Unglaube hat sich so in der Welt ausgebreitet und belagert die Herzen der Menschen so sehr, daß kein Priester imstande ist, durch sein Wort, und wenn er sich auch auf eine offene Straße stellte wie zur Zeit des heiligen Franziskus, und wenn er sich auch aufreibt, diese Herzen zu entfachen. Ich muß doch ein anderes Mittel ersinnen. Seelen, Seelen, innige Seelen verlangt Mein Herz, die sich Meiner Gerechtigkeit entgegenwerfen und die Mir durch Reinheit ihres Wandels und durch innige Liebe zu Mir Gewalt antun, daß Ich gezwungen bin, im letzten Augenblick noch die Seelen zu retten; denn denke dir, Meine Tochter, für alle Ewigkeit die Seelen verdammen, Mein Ebenbild – wie hart das ist für Mich!“ Barbara: „Ach, lieber Heiland, sag nur, befiehl nur, ich will Dir ja helfen. Kannst Du meinen Undank vergessen, daß ich diesen Monat so gezweifelt; ja ich sehe, daß Du ihn vergißt. Ach wie bist Du so unendlich gut; ja, jetzt glaube ich wieder, daß ich im Stande der Gnade bin, jetzt bist Du bei mir; aber wenn Du Dich zurückziehst, dann kommen die Zweifel und Ängste wieder, ich sei getäuscht.“ Jesus: „Nein, du bist nicht getäuscht, denn siehe, von all denen, die hier in der Kirche knien, geht keines verloren, die liebe Ich alle wie dich, alle ihre Fehler bedecke Ich mit Meiner Liebe, aber diejenigen, die sich von Mir getrennt, und die gar nicht mehr an Mich glauben, die muß Ich verdammen.“ Barbara: „Ach sag mir doch, was soll ich denn tun, daß ich Dir helfen kann, ich will ja meinen Leib in Stücke zerhauen lassen. Siehe, wie glücklich ich bin, daß über mich geredet wird; ach, wenn mich nur alle verfolgten.“ Jesus: „Willst du Mir deinen Leib in dieser heiligen Adventszeit überlassen, dann komm, Meine Tochter, und teile den Schmerz mit Mir, den Mir die toten Glieder an Meinem mystischen Leib verursachen.“ Barbara: „Mein Herz wollte brechen vor Schmerz, wiewohl es mir ein großes Opfer war, die schöne Adventszeit zu missen, gab ich meine Einwilligung.“ Jesus: „Du sollst leiden für Mich, kümmere dich nicht um das Gerede der Menschen, kümmere dich auch nicht um deine Familie, Ich werde für sie sorgen und werde für dich sorgen. Mache dein Krankenzimmer zu Meiner Krippe, zu Meinem Stall, die Wände deines Zimmers zu einer Kirche.“ Barbara: Ich stand auf und wollte nach Hause gehen, aber das linke Bein war mir ganz gelähmt, daß ich es nachziehen mußte. Um elf Uhr fühlte sich ihr ganzer Körper noch eiskalt im Bett an. 23 Erster Donnerstag im Dezember 1895 „Die Verschmähung von seiten der weltlichen Macht ist ihr Ruhm, ist das Zeichen, daß sie siegen werden, wie Ich einst gesiegt habe.“ Lied: Maria sei gegrüßt... Ich sehe Sie, wie Sie in Ihrem stillen Kämmerlein kniet und wie der hohe Himmelsfürst vor Sie hintritt. O Jungfrau, Du wirst sehen, was Gottes Allmacht kann! Sie ist ganz von himmlischem Lichtglanz umflossen, und der Himmel öffnet sich und über Ihr schwebt der Heilige Geist und senkt Sich herab zu Ihr. Eine schneeweiße Taube läßt Sich auf Ihr Haupt hernieder und der Glaube und die Liebe bewirken das staunenswerte Wunder in Ihrem jungfräulichen Leib. Sie ist Mutter geworden. Sie tritt jetzt her zu mir. Barbara: „O meine Königin, o meine Mutter, gedenke, daß ich Dir angehöre, errette mich, beschütze mich als Dein Besitztum!“ Maria: „Ja, Meine Tochter, höre, was Ich dir sage: Du bist die Braut Meines Sohnes geworden und hast somit die Verpflichtung auf dich genommen, ganz in Seine Gesinnungen einzugehen, mit Ihm gleichen Schrittes zu wandeln, um Seelen zu retten. Mein Sohn hat den Schoß Seines himmlischen Vaters verlassen und ist auf diese undankbare Welt herabgekommen, um das verlorene Menschengeschlecht wieder für den Himmel zu gewinnen. Siehe, mit welcher Sehnsucht die heiligen Altväter den Tag erwarteten, wo Mein göttlicher Sohn in diese Welt hereintreten werde, und sie sahen Ihn und haben sich gefreut. Mein Sohn wandelte dreiunddreißig Jahre unter ihnen, den Undankbaren. Siehe, Meine Tochter, was hätte Er noch tun können und hat es nicht getan für die Seinen, die Er liebte. Er hat mit Meinem Herzblut die Kirche gestiftet und das Angesicht der Erde erneuert. Die Kirche, die Seine Braut ist, mußte von dem ersten Augenblick ihres Entstehens bis auf diese Stunde den Weg wandeln, den Er gegangen ist, sie mußte mit dem Blut der Märtyrer getränkt werden, um Blumen und Früchte hervorzubringen, und sie wurde immer siegreicher und entfaltete sich auf dem ganzen Erdkreis bis zur schönsten Blüte. Aber, Meine Tochter, teile mit Mir den Schmerz, noch nie war Seine Kirche so bedrängt wie jetzt, noch nie war Mein Sohn so bedrängt, wie Er jetzt ist in Seiner Kirche. Denn zur Zeit der ersten Christen blieb das Christentum rein; der Glaube und die Liebe unter den Gläubigen war nicht getrübt wie jetzt; mit Freuden gaben sie ihr Blut, ihr Leben zum Opfer hin!
Aber jetzt, o welch ein Schmerz für Meinen Sohn! Die Lauigkeit, die Herzenskälte, hat so um sich gegriffen, daß der Arm Seiner göttlichen Gerechtigkeit herausgefordert ist, und Ich vermag Ihn nicht mehr aufzuhalten.“ Barbara: „So nimm hin, o Mutter, die Tränen Deiner armen Dienerin und ihre Leiden, die Schmähworte, die über mich gesprochen werden, die Stunden, die ich in stiller Verborgenheit leidend zubringen werde, alle Schritte und Tritte meines Lebens und erbitte mir Verzeihung aller meiner Sünden; ich will nicht mehr meiner gedenken; ich will mich weihen als ein Opfer der Sühne für die armen Glieder Seines mystischen Leibes, die abgestorben, den Weg des Lasters gehen, um Ihm einigermaßen die Schmach zu sühnen, die sie Ihm als Glieder Seines Leibes zufügen. O liebe, heilige Mutter Gottes, erflehe mir die Gnade, daß mein Jesus sich würdigen möge, einen Augenblick Seine arme Dienerin heimzusuchen.“
Jesus: „Ja, hier bin Ich, Meine Geliebte, du Braut Meines Herzens; du hast gezweifelt, Meine Tochter, und doch habe Ich es dir vorausgesagt, daß Ich diesen Monat nicht kommen werde.“ Barbara: „Ja, Herr, weil ich eine Sünderin bin, weil ich, wenn Du Dich zurückziehst, die Schwachheit, die Armseligkeit, das Elend selber bin. Siehe, hier hast Du den Paradiesmenschen an mir! Weißt Du nicht, daß Du mit den Menschen dort umgegangen bist, und eine einzige kleine Versuchung reichte hin, um sie zum Fall zu bringen, von Dir wegzureißen. O verzeih mir, bedecke mich mit dem Mantel der Liebe.“ Jesus: „Es ist nicht Mein Wille, daß ihr jemand zulaßt außer euch, die Ich euch erwählt habe und Meine Diener. Sie sollen sich überzeugen, daß Ich es bin, Ich bin der Herr, Ich habe ihnen vor langen Jahren gesagt, daß Ich mehr Dank und Anerkennung verlange; sage du ihnen nun, Mein Kind, daß Ich zufrieden bin mit ihnen; denn die ganze Welt ist in einer neuen Bewegung, um die Menschen zur Erkenntnis zu führen, daß Ich wirklich und wahrhaft zugegen bin im Allerheiligsten Altarsakrament. Sage ihnen auch, daß sie mit recht lebendigem Glauben, mit fester Überzeugung, dem Wort entgegensehen sollen, das Ich ihnen gegeben, daß die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen werden, daß sie mit hocherhobenem Haupt ihren Feinden entgegentreten sollen. Denn ihre Stirn ist bezeichnet mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes. Verstehst du das, Meine Tochter? Sie kämpfen mit dem Kreuze, das Kreuz der Verachtung, der Zurücksetzung, die Verschmähung von seiten der weltlichen Macht ist ihr Ruhm, ist das Zeichen, daß sie siegen werden, wie Ich einst gesiegt habe, als Ich noch auf Erden wandelte. Darum ist es Mein Wille, daß sie mit den wenigen Guten, die sich noch auf Erden vorfinden, mutig voranschreiten, unbekümmert um den Spott der Welt, unbekümmert um den Hohn der Gottlosen. Mögen sie Pläne um Pläne schmieden, mögen sie den Untergang Meiner Kirche täglich beschwören, Meine Kirche wird siegen, und zwar glorreich siegen, triumphieren über alle Mächte der Hölle! Sag nur N., er soll sich nicht fürchten vor dem Gerede der Menschen, er soll sich an die Worte erinnern, die Ich einstmals gesprochen: ,Alles, was ihr dem Geringsten Meiner Brüder...’ Diese Worte rufe Ich ihm zu, wenn er dich in Schutz nimmt; du bist die Geringste Meiner Brüder. Du hast dir das Leiden weder gemacht, noch ist es der böse Feind, noch ist es eine Krankheit; Ich bin es, Der es dir gegeben, weil du Meine Stimme gehört, weil du die Wege gewandelt, die Ich dir vorgeschrieben, daß du sie wandeln sollst. Nun sei zufrieden und sorge dafür, daß sie N. zu Ohren bekommt.“ Barbara: „Mein Jesus! Ich bitte Dich, ist es denn nicht gut, wenn ich meine Schwestern hierher kommen lasse, um sie im Glauben zu bestärken; denn Du weißt, auch sie brauchen Ermunterung, auch sie sind schwache Menschen. Meine Freundin Luise, so rate mir, was sie tun soll.“ Jesus: „Tut, wie ihr wollt, es ist besser jetzt als später.“ Luise: „O Herr, die Sendung der N., woher war sie?“ Jesus: „Die N. war von Jugend auf gut, die ließ sich nur verführen durch den Mammon des Geldes, und Ich warne dich, Meine Tochter, je etwas anzunehmen, in welcher Beziehung es auch immer sein mag, und wenn es auch zu Meiner Ehre gereichen würde. Ich habe dich weder bestimmt, Meine Kirche zu zieren, noch die Armen zu unterstützen; deswegen habe Ich dich in die Familie gestellt und es so eingerichtet, daß du eine Stütze hast. Du bist nicht bestimmt, die Tabernakel herzurichten, wo Ich wohne, deshalb ließ Ich durch diesen Pfarrer dich das merken. Es war deine menschliche Einmischung, daß du glaubtest, die Monstranz restaurieren lassen zu müssen. Ich will, daß du leidest, sühnst und betest, und daß ihr drei eins seid untereinander. Nie sollt ihr unter euch einen Gedanken aufkommen lassen, der Abneigung erzeugt. Ihr sollt euch lieben, wie Ich euch liebe. Meine liebe N., habe Mut, du wirst noch all die Hindernisse beseitigen, du wirst auf deine Freundin N. schauen, aber verzage nicht, Mein Kind, denn Ich liebe dich; Ich habe Freude an dir, du hast ein gutes Herz. Siehe, all die guten Anregungen in den Herzen so vieler Menschen bewirkst du, und das ist jedesmal eine große Freude für Mich. Siehe da die Landleute, die so wenig an Mich denken, weil sie so an ihren täglichen Unterhalt gebunden sind und dafür sorgen müssen, du gibst Ihnen hie und da ein liebes Wort, ein kleines Zeichen der Anerkennung, daß man sie nicht verachtet. Ja, du hast recht, Mein Kind, nimm dich der bedrängten Landleute an und sage es auch Meinen Dienern, daß sie, wenn sie dem unwissenden Landvolk predigen, Mir eine größere Freude machen als wie den verstockten Städtern, die ihr ganzes Leben in Saus und Braus leben, während jene ein beständiges Leben der Abtötung und Buße führen müssen. Glücklich sind die Priester auf dem Land; o wenn sie doch den rechten Geist Meines Herzens in sich aufnähmen! Ihre Lage ist doch besser als in der Stadt, wo die Laster gepflegt, die Unzucht gefördert wird und Satan auf offener Straße einhergeht durch die Freimaurer und die Kinder der Freimaurer, die Sozialisten.“ 24 Herz-Jesu-Freitag im Dezember 1895 Lied: Maria Jungfrau rein..., Wie eine Blume sich kehret... Jesus: „Innige Seelen verlangt Mein Herz, die sich ganz vergessen, und die sich Mir hingeben, um Seelen zu retten; denn so viele, viele gehen zugrunde.“ 25 Vigil von Mariä Empfängnis 1895 „Vermehre, wo du kannst, die Ehre Meines Sohnes!“ Lied: Was kann schöner sein auf Erden... Barbara: „O Du süße, o Du gütige, o Du milde Jungfrau Maria, würdige mich, Dich zu loben, o heilige Jungfrau, gib mir Stärke gegen Deine Feinde. O lege Du mir die Worte in den Mund, wie ich Dich heute würdig lobpreisen soll in Vereinigung mit meinen beiden Mitschwestern, in Vereinigung mit allen frommen Christen der Welt, die Dich in besonderer Weise lieben und verehren, in Vereinigung mit den neun Chören der Engel, mit allen Heiligen, besonders allen jenen, die Dich, o Königin, o unbefleckte Jungfrau, am meisten geliebt und geehrt haben; besonders mit Papst Pius IX., der das Dogma der Unbefleckten Empfängnis verkündet hat, will ich jetzt Dein Lob verkünden. O heilige Jungfrau, Gottesgebärerin, die Du der Schlange den Kopf zertreten, die Du auch in unseren Tagen den Kopf der Schlange zertreten wirst, je mehr Dein Volk sich zu Dir flüchtet und Dich anfleht, je mehr Dein Sohn verherrlicht wird im Allerheiligsten Altarsakrament, um so mehr muß die alte Schlange zurückweichen und fliehen aus dem Heiligtum, das ist die katholische Kirche. Vor allem, o unbefleckte Jungfrau, danke ich Dir und durch Dich meinem lieben Bräutigam, Jesus Christus, daß Er mich arme Sünderin zu einer solchen Würde erhoben, daß ich mit Ihm leiden darf, daß Er mir alle Jugendsünden verziehen, die ich in so großer Anzahl, mit so abscheulichem Undank begangen und von Herzen bereue und beweine, ja ich danke Dir, o süße Jungfrau, und durch Dich, meinem süßen Jesus, daß Er Sich würdigt, einen kleinen Teil der Schmerzen, die Ihm durch die ungläubige Welt zugefügt werden, mit Ihm zu tragen. Ganz besonders danke ich für die Schmerzen der Seele, die Er mich erdulden läßt, die nur ein winzig kleiner Ausfluß jener Seelenangst sind, die Er erduldet und ausgestanden in Seinem bitteren Leiden. Ich danke Dir, o himmlische Jungfrau und Mutter, für die Gnade, daß Du mir so gute Menschen gegeben, daß ich Anteil nehmen kann an diesem Leiden; denn wenn Er mir nicht alles so zurecht gerichtet in der Familie, wäre es unmöglich, daran teilzunehmen. Ich danke Dir für meine zwei Freundinnen, o belohne es ihnen, was sie für mich tun; ich danke Dir für meine Schwestern und alle, die sich daran beteiligen; denn es wäre ja noch viel härter, wenn es noch wie früher wäre, wo ich ganz verlassen war. Darum danke ich Dir, daß Du mich einen Deiner Diener hast finden lassen, der glaubt.
Ich kann die Freude nicht schildern, die ich in Vereinigung mit der unbefleckten Jungfrau heut empfinde, es ist unmöglich; denn ein ganz besonderes Freudenfest ist das Fest der Unbefleckten Empfängnis. Ein Freudenfest für die triumphierende und die leidende Kirche. Darum freut euch mit mir, o singet Jubellieder mit mir; ich muß heut singen. Lied: Hochpreiset... Ein unaussprechlich entzückendes Fest beginnt im Himmel heute, eine neue Krone ist um Ihr Haupt gelegt, eine Krone, die Ihr Diener Ihr bereitet und aufgesetzt; dafür wird er aber auch herrlich belohnt. Ich sehe einen überaus herrlichen Thron zurechtgerichtet neben der Himmelskönigin, ich sehe Ihren Diener Pius IX. vor Ihr stehen; bescheiden senkt er das Haupt, als sei er solcher Gunstbezeugung nicht würdig von seiten seiner hohen Herrin und Mutter. Sie heißt ihn, neben Sich setzen und er nimmt den Platz ein neben der Himmelskönigin und macht Anordnungen und Anstalten zu einem herrlichen Triumphzug, zu einer herrlichen Prozession. Er ruft alle die hohen Kirchenfürsten, Prälaten und Priester, Seelen bis zum letzten seiner Diener, die mit ihm geglaubt und gewünscht, daß die Himmelskönigin zu solcher Glorie gelangen möge, und sie singen ein neues Lied, das bisher in der Kirche Gottes noch nicht ist gesungen worden, ein neues Loblied, das sie unaufhörlich wiederholen: ,Es sei gepriesen die reinste, die Unbefleckte Empfängnis der heiligsten Jungfrau!’ Das ist das Lied, das sie beständig singen an diesem hohen Feiertag.“ Jesus: „Und höre, Meine Tochter, Ich verlange, daß alle Kinder der katholischen Kirche mit einstimmen in diesen Jubel, alle, die sich freuen mit Meiner triumphierenden Kirche, auch einstimmen in diesen Lobgesang!“ Und Pius IX. erhebt seine Stimme und spricht, daß es weithin gehört wird: Pius IX.: „Seid unbekümmert ihr Söhne der Erde, die ihr noch nicht schaut, was ich schaue. Der Tag kommt, er kommt ganz gewiß, wo eure Häupter hoch empor über alle eure Feinde triumphieren werden, ihr seid die Nachfolger Jesu Christi; bedenket es wohl, ihr habt Seine Gewalt bekommen, ihr sollt aber auch den Weg gehen, den Er gewandelt ist. Kümmert euch nicht um den Spott und um den Tadel jener stolzen Häupter, die ja doch nur Würmer, nur arme Würmchen sind, deren Herzen voll sind von Unflat, Würmer und Gestank. Bedenket nur, der Tag des Triumphes wird für euch kommen, so wie für jene der Tag der Vernichtung! Mit der alten Schlange werden sie hinabgestürzt in den Abgrund, wo der Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt, sie und alle ihre Kindeskinder, die aus ihnen hervorgehen. Weil aber der Herr den Menschen erschuf, geringer als die Engel, und darum mehr Nachsicht haben muß mit seiner Schwachheit, so läßt Er ihm mehr Zeit, und weil Er die Menschen liebt, weil sie aus Seiner Hand hervorgegangen und Er ihnen einen Leib gegeben, womit sie sündigen können, darum liebt Er sie mehr als die Engel, wenn sie Seine Stimme hören, wenn sie so leben wie die Engel. Sage es meinen Dienern, meinen Brüdern, daß sie aber schauen sollen auf die Kinder der Finsternis, und daß sie es nicht machen sollen wie jene! Was schadet es ihnen, wenn die Gottlosen noch einige verächtliche Blicke mehr auf sie hinwerfen, als sie ohnehin tun. Was schadet es ihnen, wenn sie euch zurufen: ‚Ei seht doch, welchen Träumereien, Einbildungen, Phantasien sie sich hingeben!‘ Das macht nichts. Eine Seele, die nichts sucht als Gott und Gott allein, kann nicht auf falschen Pfaden gehen. Ja, sie sollen sich freuen, wenn sie Seelen finden, die ihr Wort unterstützen durch ein gutes Beispiel und durch Opfer und Sühneleiden und Sühneleben. Ja, ja, die Kirche wird siegen durch das Kreuz, durch das Kreuz Jesu Christi; denn sie hat eine mächtige Stütze an Jener, die unter dem Kreuze steht, und das ist jene unbefleckte Jungfrau. Deine Empfängnis, o Jungfrau Maria, hat der ganzen Welt Freude gebracht. Ehre sei Gott, Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Guten, Friede, Friede auf Erden, Ehre sei Gott, Ehre sei Gott in der Höhe! Es sei gepriesen die reinste Unbefleckte Empfängnis der allerseligsten Jungfrau Maria.“ Lied: Großer Gott wir loben dich... Barbara: „O glückselige Stunde, o mein guter Jesus! Du Bräutigam meiner Seele, könnte ich doch in alle Herzen nur ein einziges Quentchen jener Freude hineinleiten, die Du denjenigen bereitest, die Dich lieben. O glückliche Kinder der katholischen Kirche! Ja, Er verlangt nichts, als daß ihr nur euer Herz reinigt von schwerer Sünde! Alles andere will Er ja ersetzen. O ihr Kinder der Kirche, o ihr gläubigen Christen, hört doch die Stimme des Herrn, bereitet die Wege des Herrn, machet eure Herzen rein und freuet euch. O singet Jubellieder mit mir der Himmelskönigin, o freuet euch mit mir! O seht, wie gut Sie ist, wie Sie ihren schützenden Mantel über alle diejenigen hält, die noch auf geraden Wegen wandeln, die noch glauben, noch hoffen, die noch lieben, mögen sie noch so viel Ihn beleidigt haben.“ Maria: „Nimm hin, Meine Tochter, dies Kränzlein von Blumen, das Ich dir übergebe zum Lohn dafür, daß du dich jetzt zum Opfer bringst. Ich weiß, daß du es sehr schmerzlich empfindest, in dieser heiligen Adventszeit all die schönen Andachten missen zu sollen. Aber siehe, welchen Zuwachs du dafür erlangt hast an Gnaden. Du sollst bis Weihnachten es nicht fühlen, daß du keine heilige Messe hören kannst. Du sollst wissen, daß du Meinem lieben Sohn viel Freude machst, indem du dich Ihm hingibst und Seine Stimme hörst. Du sollst wachsen im Glauben, in der Hoffnung, in der Liebe, Demut, Selbstverleugnung, Geduld, Herzensreinheit und in allen Tugenden, die dir noch fehlen. Alles, was dir mangelt, weißt du, Meine Tochter, das will Ich dir ersetzen. Darum sage Ich dir, vermehre, wo du kannst, die Ehre Meines Sohnes! Wo du noch ein schwaches Flämmchen findest, helfe nach; verschweige es keineswegs bei deinen Verwandten und Bekannten, was der Herr an dir getan; denn wisse, daß Ich deine Beschützerin bin, daß Ich nicht zulasse, daß du irgend etwas dir zueignest von den Gnaden, die der Herr dir verliehen!“ Barbara: „O Du, meine Gebieterin, unsere vielgeliebte Herrscherin, unsere Königin und Mutter. Höre, Du Zierde unseres Geschlechtes! O wie können wir stolz sein, daß wir eine solche Königin aus unserem Geschlecht hervorgegangen wissen. Du bist die Einzige unter dem Menschengeschlecht; keiner der Männer steht so hoch wie Du! O laß nicht zu, daß ich im Glauben wanke, gib mir doch ein Fünklein Deines Glaubens, der Dich beseelte, als der Engel Dir die frohe Botschaft brachte, ein Fünklein jenes Gottvertrauens, das Du bei all Deinen Leiden bewahrt, jener Liebe, die Ihn vom Himmel herabzog in Deinen Schoß. Du bist die Erhabenste unseres Geschlechtes. Ja sehet, ihr Männer, die ihr euch rühmt, Nachfolger Jesu Christi sein zu können, seht, ob nicht aus unserer Mitte die Zierde des Menschengeschlechtes hervorgegangen ist.“ Jesus: „Unter den Männern hat es schon viele gegeben, die Mein Herz durchbohrten, weil sie Mich verleugnet und ihre eigenen Wege gingen.“ Barbara: O denkt, daß wir gleichen Schrittes miteinander gehen müssen, um die heilige Kirche zu unterstützen, um die große Aufgabe zu vollenden, die ihr gestellt ist. Jesus: „Darum tragt eure Häupter nicht so hoch, vereinigt euch mit den armen, schwachen Frauen und geht mit ihnen Hand in Hand vorwärts dem großen Ziele zu, das euch gesteckt ist: Die Kirche zum großen Sieg zu bringen, Heilige zu bilden, daß es noch in keinem Jahrhundert so viele Heilige gegeben hat, wie in diesem Jahrhundert es geben soll, geben wird, geben muß, weil noch nie die Kirche so bedrängt war, wie sie jetzt ist. Dies alles mußte so kommen, weil Ich es vorausgesagt habe. Und nun lebe wohl, Meine Tochter, und freue dich mit allen Kindern der heiligen, katholischen Kirche und kränke dich nicht, und kümmere dich nicht und warte bis nächsten Donnerstag, bis Ich wiederkomme.“ Barbara: „Danke Dir, o mein Jesus!“
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